Der schöne Snowboardtag mit ihrem Freund endete für Marija Keller aus Endingen AG mit einem Unfall. Am späten Nachmittag fuhr die damals 27-Jährige in dichten Nebel, verlor die Orientierung und stürzte. Heute, 20 Jahre später, erinnert sie sich: «Es hat mich Hals über Kopf überschlagen. Am Ende landete ich blöd auf der Schulter.» Nach einer Woche mit Schmerzen ging sie zum Arzt. Befund: Die Bänder und Sehnen der Schulter waren angerissen.
So wie Marija Keller ergeht es vielen Wintersportlern. Zahlen der Unfallversicherung Suva zeigen: Fast jeder vierte Unfall beim Skifahren oder Snowboarden betrifft den Oberarm und die Schulter.
In der Schulter treffen drei Knochen, fast ein Dutzend verschiedene Muskeln und viele Bänder und Sehnen aufeinander. «Dieses komplizierte Zusammenspiel macht die Schulter so verletzlich», sagt der Winterthurer Facharzt für orthopädische Chirurgie, Luzi Dubs.
Die Ärzte empfahlen Marija Keller eine Operation. Sie lehnte ab: «Erst recht, als ich erfuhr, dass mein Arm nach der Operation eventuell weniger gut beweglich wäre.» Luzi Dubs bestätigt, dass eine Operation nicht immer nötig ist. Und er sagt: «Verletzte Schultern werden eher zu früh operiert.» Sein Tipp nach einem Unfall: Wer nicht mehr arbeiten kann, soll zum Arzt. Alle anderen können eine Zeit lang den Heilungsverlauf beobachten. Erst wenn der Zustand über Tage oder Wochen nicht besser wird, sollte man zum Arzt.
Eine Operation empfiehlt der Facharzt nur dann, wenn die Physiotherapie keine Fortschritte zeigt: «Das kann bei stark geschädigten Sehnen der Rotatorenmanschette der Fall sein.» Sonst aber sei Geduld gefragt, denn viele Schulterverletzungen würden auch ohne Operation heilen, sagt Luzi Dubs.
Verletzte Schulter nach Unfall nicht schonen
Marija Keller kann heute ihren Arm so gut wie vor dem Unfall bewegen. «Sogar Badminton kann ich wieder spielen», freut sie sich. Mit Physiotherapie, Geduld und Wille zur Selbstheilung habe sie es geschafft.
Wichtig zu wissen: Experten raten, nach einem Unfall die verletzte Schulter nicht zu schonen. Das beherzigte Marija Keller: «Ich habe meine verletzte Schulter im Alltag immer bis zur Schmerzgrenze genutzt.»
Gesundheitstipp-Merkblatt: Übungen für starke Schultern
Eine gut trainierte Schulter schützt bei Stürzen vor Verletzungen. Physiotherapeut Dominik Mayer aus Zürich hat für die Leserinnen und Leser des Gesundheitstipp in einem Merkblatt zehn einfache Übungen für zu Hause zusammengestellt. Ein Beispiel:
Vornübergebeugtes Rudern
- Gehen Sie in die Knie, und lehnen Sie den Oberkörper leicht nach vorn. In jeder Hand halten Sie eine Hantel.
- Ziehen Sie die Schultern nach hinten.
- Winkeln Sie nun die Arme an, und ziehen Sie die Ellbogen nach oben (siehe Bild).
- Achten Sie darauf, dass Sie nicht ins hohle Kreuz fallen.
- Kehren Sie in die Ausgangsposition zurück.
- Wiederholen Sie 12 bis 15 Mal. Machen Sie 3 Durchgänge.
Gratis-Merkblatt: «Zehn Übungen für starke Schultern»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen.