Sieben Tage lang ass Ulrike von Sauberzweig aus Gelterkinden BL keine feste Nahrung. Die 68-Jährige machte bei der Aktion Fasten des Gesundheitstipp mit (siehe auch Ausgabe 1/2019): Sie löffelte nur Gemüsebouillon und trank viel Tee und Wasser. Das Resultat: 4 Kilo weniger auf der Waage. Damit nicht genug: Von Sauberzweig senkte auch ihren Blutzucker (siehe Grafiken im PDF). Er war vor dem Fasten mit einem Wert von 5,8 zu hoch. Nach der Fastenwoche lag er bei 4,7. Das liegt im gesunden Bereich.
Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff ist positiv überrascht: «Ulrike von Sauberzweig ist ein Musterbeispiel», sagt sie. Bei ihr zeige sich, dass schon ein paar Kilos weniger reichen, um den Blutzucker in einen gesunden Bereich zu bringen. Das ist wichtig, weil man damit das Risiko für Diabetes senkt.
«Ich fühle mich leicht, fit und frisch»
Tolle Resultate kann auch Hansruedi Steffen vorweisen. Der 65-jährige Luzerner hatte mit 180/100 einen viel zu hohen Blutdruck. Mit Fasten konnte er den oberen Wert um 20, den unteren um 10 senken. Nur am fünften Tag schnellte der Blutdruck wieder etwas nach oben, als er sich vom Hausarzt untersuchen liess. Steffen: «Ich war ein wenig nervös.» Beim Fasten ging es Steffen so gut, dass er spontan noch ein paar Tage anhängte. «Ich fühle mich leicht, fit und frisch», sagt er. Und seine Frau sage sogar, sie habe «einen neuen Mann».
Fastenkrise überwunden
Auch Lilian Mettlers Werte lassen sich sehen. Wegen eines gestörten Fettstoffwechsels muss die 35-Jährige aus Stettfurt TG ihre Cholesterinwerte senken. Das gelang ihr: Sie startete bei 5,67 und landete bei einem Wert von 3,87. Cholesterin ist allerdings komplex: Es gibt gute und schlechte Anteile. Erfreulich: Lilian Mettler konnte auch das schlechte LDL-Cholesterin von 3,6 auf 2,18 senken.
Sie war die Einzige, die eine Fastenkrise hatte: «Am dritten Tag war mir schwindlig, ich schwitzte, hatte einen hohen Puls und mir war übel», sagt sie. Gesundheits-tipp-Fastenexpertin Ida Hofstetter konnte sie beruhigen: «Viele Leute haben beim Fasten in den ersten Tagen solche Beschwerden», sagt sie. Am besten trinke man eine Bouillon mit Salz, viel Wasser und Tee. Gegen Schwindel helfen Süssungsmittel wie Birnel oder Agavendicksaft. Das nützte auch bei Mettler: Am nächsten Tag fühlte sie sich wieder wohl.
Gabriela Pfrunder aus Eglisau ZH fastete nicht, um Blutdruck oder Cholesterin zu senken. Die 51-Jährige ist gesund und wollte das Fasten einmal ausprobieren. Sie nahm 5 Kilo ab. Am Anfang hatte sie etwas Kopfweh. «Aber dann ging es gut, ich hatte einfach etwas wenig Energie», berichtet sie. Die erste Mahlzeit nach dem Fasten genoss sie besonders. Und der Genuss hält an: «Ich schätze die wunderbare Auswahl an Essen, die wir in der Schweiz haben, jetzt viel mehr.»
Die Resultate der Gesundheitstipp-Leseraktion bestätigt eine aktuelle Studie. Sie erschien im Januar in der US-Fachzeitschrift «Plos One». Deutsche Forscher hatten rund 1500 Personen beim Fasten untersucht. Ergebnis: Diese konnten ihren Blutdruck durchschnittlich von 132 auf 120 senken. Zudem nahmen sie während der Fastendauer von fünf Tagen im Durchschnitt 3,2 Kilo ab.
Dabei zeigten die Forscher, dass Fasten das Verbrennen von Fett ankurbelt: In den ersten Tagen verbrennt der Körper Kohlenhydrate aus der Leber und den Muskeln, danach greift er die Fettreserven an. Diesen veränderten Stoffwechsel wiesen die Forscher im Urin der Testpersonen nach.
Das beste Fastenresultat nützt aber nichts, wenn man sich danach wieder den Bauch vollschlägt. Deshalb sollte man sich nach dem Fasten gesund ernähren und viel bewegen, sagt Ärztin Stephanie Wolff. «So kann man die verbesserten Werte stabilisieren oder weiter senken.»
«Alte Essgewohnheiten überdenken»
Gut eignet sich etwa Intervallfasten. Dabei verzichtet man zum Beispiel einen Tag pro Woche aufs Essen, oder man lässt regelmässig Mahlzeiten aus. Fastenexpertin Ida Hofstetter sagt: «Das Ende der Fastenzeit ist ideal, um alte Essgewohnheiten zu überdenken.» Man kann sich zum Beispiel vornehmen, langsamer zu essen oder weniger Salz zu brauchen. «Am besten notiert man das auf einem Blatt Papier», sagt Hofstetter.