Einfach eine Pille schlucken, und das quälende Schuppen und Jucken der roten Flecken auf der Haut wäre vorbei: Das neue Otezla schien eine Erlösung für Patienten mit starker Schuppenflechte. Doch ein Jahr nach dem Markteintritt kam das Medikament des Herstellers Celgene unter Druck: In Studien bekam jeder hundertste Patient psychische Probleme. Einige Teilnehmer hatten gar Suizidabsichten, nachdem sie die Pille geschluckt hatten. Patienten mit psychiatrischen Störungen «sollten den Nutzen der Einnahme sorgfältig gegen die Risiken abwägen», schrieb das Unternehmen in einer Warnung. Kommt dazu: Eine einzige Tablette kostet rund 20 Franken.
Bei milderen Formen können Cremes helfen
Auch andere Psoriasismedikamente und Kortison vollbringen keine Wunder und haben teils erhebliche Nebenwirkungen, vor allem, wenn man sie längere Zeit einnimmt.
Viele Patienten suchen daher Alternativen. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Es gibt durchaus sanfte Methoden.» Oft lässt sich mit ihnen die geschundene Haut bei milderen Formen unter Kontrolle halten – etwa mit Hilfe von Cremes und Salben aus Pflanzenextrakten. Kleinere Studien und Erfahrungsberichte von Betroffenen zeigen, dass sich ein Versuch lohnt. Zu den am häufigsten eingesetzten Pflanzenextrakten zählt die Mahonie. Das Ziergewächs enthält in Rinde und Wurzeln Substanzen, die Entzündungen hemmen und das Zellwachstum bremsen können. Erste Besserungen traten bei Studien-Patienten nach rund zwei Wochen ein. Nach zwei Monaten gingen Entzündungen und Schuppenbildung bei 7 von 10 Patienten zurück. Nebenwirkungen gab es praktisch nicht. Schwangere und stillende Frauen dürfen die Salbe jedoch nicht verwenden. Cremes mit Extrakten von Aloe Vera, Virginischer Zaubernuss, Avocado oder Ringelblume wirken ähnlich.
Wissenschafter der Unis Jena und Saarbrücken (D) fanden heraus, dass das Harz des Weihrauchbaums das Entstehen von Entzündungen hemmt. Im Prinzip wirke es ähnlich wie die chemischen Varianten von Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac – habe aber weniger Nebenwirkungen. Betulin, der harzige Inhaltsstoff der weissen Birkenrinde, wirkt ähnlich. Das wiesen mehrere Studien nach.
Walsers Tipp: «Damit die Salben gut in die Haut eindringen, sollten Patienten die Schuppen zunächst mit Salicyl-Vaseline entfernen.» Das erhöhe die Wirkung.
Ein gesunder Lebensstil kann Psoriasis lindern
Studien haben zudem gezeigt, dass Baden der Haut gut tut. Badezusätze sind Tannine aus Tannennadeln oder Salz: Ein halbes Kilo Meersalz vom Grossverteiler in einer Badewanne mit warmem Wasser regeneriert die Haut. Ideal ist ein Aufenthalt am Toten Meer. Dort wirken nebst dem hohen Salzgehalt die UV-Strahlen der Sonne.
Auch mit einem gesunden Lebensstil können Patienten viel erreichen. Dazu gehört der Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Schweinefleisch sollte man durch Fisch ersetzen. Thomas Walser rät zudem, das Abwehrsystem ins Gleichgewicht zu bringen: Dabei helfen Antioxidantien aus Oliven-, Raps- oder Leinöl. Auch bitteres Obst und Gemüse, Grüntee und dunkle Schokolade können Abwehrkräfte regulieren.
Ob Homöopathie bei Psoriasis hilft, ist noch unklar. 2009 gab eine Untersuchung Hinweise, dass die Methode innert zwei Jahren Schuppenflechten lindern könnte. Am Versuch der Berliner Charité nahmen allerdings nur 82 Patienten teil. Doch sie mussten etwas weniger oft zum Arzt und damit weniger Medikamente nehmen. Das gleiche Ärzteteam stellte ein Jahr zuvor fest: Globuli mit Calcium carbonicum, Tuberculinum und Medorrhinum halfen Kindern mit Psoriasis gut gegen die Symptome.
In hartnäckigen Fällen sind aber oft stärkere Mittel nötig. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ: «Kombipräparate aus einem mittelstarken Kortison und Vitamin-D-Analoga wirken am besten.» Das Risiko für Nebenwirkungen wie dünne Haut sei wegen des geringen Kortisonanteils kleiner als bei einer reinen Kortisontherapie. Das Mittel Methotrexat lindert auch innere Entzündungen und kann verhindern, dass die Krankheit die Gelenke befällt. Alternativen sind etwa Enbrel, Stelara und Remicade. Doch sie schwächen das Immunsystem und sind teuer. Zudem wirken sie mit der Zeit nicht mehr gut. Ärzte setzen deshalb in der Regel zuerst Methotrexat ein.
Laut Otezla-Hersteller Celgene ist es in keiner Studie zu schwerwiegenden Fällen von Depressionen gekommen. Und Hinweise auf mögliche depressive Verstimmungen seien bereits bei der Markteinführung von Otezla vermerkt worden.
Janssen-Cilag stellt Stelara her und schreibt, Psoriasispatienten seien anfällig auf Infektionen. Das hätten Untersuchungen gezeigt. Die Wirkung von Stelara könne zwar nachlassen, aber im Vergleich mit anderen Arzneien weniger häufig.
Remicade-Hersteller Merck Sharp & Dohme teilt mir, ihr Mittel würde nur bei wenigen Patienten die Immunabwehr schwächen.