Wenn es um Schuppenflechte geht, überbieten sich Pharmafirmen und Medien mit Jubelbotschaften. Erst kürzlich füllte der «Tages-Anzeiger» eine ganze Seite mit einem Lobgesang auf das Medikament Cosentyx. Die «hochpotenten» Spritzen sollen Beschwerden «nach kürzester Zeit» fast vollständig zum Verschwinden bringen, praktisch ohne Nebenwirkungen. Hersteller Novartis freute sich im letzten Jahr, dass der Umsatz seines «Wachstumstreibers» bereits auf über 2 Milliarden US-Dollar gestiegen sei.
Cosentyx ist eines der Medikamente, die das Immunsystem über spezifische Botenstoffe hemmen. Ähnlich wirken zum Beispiel Enbrel, Humira oder Stelara (siehe Tabelle im PDF). Denn bei Patienten mit Schuppenflechte richtet sich das Immunsystem gegen den Körper und lässt die Hornzellen der Haut übermässig wuchern.
Fachleute sind sich zwar einig, dass Spritzen wie Cosentyx recht gut wirken. Doch das Medikament ist keineswegs harmlos. Es kommt häufig zu Infektionen, teilweise auch schwerwiegenden. Das deutsche Fachblatt «Arznei-Telegramm» berichtete kürzlich von einer 57-jährigen Patientin, die von Cosentyx eine derart heftige Ohrinfektion bekam, dass sie schwerhörig wurde.
Ob das Medikament auch Tumoren fördert, ist unklar. Arzt Etzel Gysling aus Wil SG sagt: «Die Erfahrung mit diesen Medikamenten ist auf wenige Jahre beschränkt.» Bei vergleichbaren Präparaten wie Humira oder Enbrel kam es – wenn auch selten – zu Hautkrebs oder Lymphomen. Weit mehr Erfahrung hat man mit älteren Mitteln fürs Immunsystem wie Methotrexat oder Sandimmun. Auch sie haben teils starke Nebenwirkungen.
Medikamente zum Spritzen sind zudem sehr teuer: Cosentyx kostet pro Jahr rund 18500 Franken. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ sagt: «Das ist klar teurer als andere Therapien.» Sie verschreibt die Spritzen deshalb nur in schwereren Fällen und wenn nichts anderes hilft.
Oft helfen fetthaltige Salben und Ölbäder
Bei leichter bis mittelschwerer Schuppenflechte wirken auch Salben, Cremes und Bäder gut. Patienten sollten die Haut mit fetthaltigen Salben wie Antidry oder Linola pflegen oder Ölbäder nehmen, damit sie nicht austrocknet. Um harte Hornschuppen zu entfernen, empfiehlt die Ärztin Salben mit Salicylsäure. Sie weichen betroffene Hautstellen auf.
Häufig verschreiben Hautärzte zudem Präparate mit Kortison und Vitamin-D-ähnlichen Stoffen. Sie bekämpfen nachweislich die Entzündung und verbessern den Zustand der Haut. Schlagenhauff rät, Kortisonsalben möglichst nur für eine beschränkte Zeit zu verwenden. Denn langfristig bewirken sie, dass die Haut dünner wird.
«Mit Johannisöl wurde meine Haut gesund»
Oft lindern Mittel mit Pflanzenextrakten die Hautkrankheit, zum Beispiel Johannisöl. Diese Erfahrung machte Erika Höhn aus Hinwil ZH. Sie hatte Schuppenflechte an Ellbogen und auf der Kopfhaut. Während Monaten massierte sie mehrmals pro Woche Johannisöl an den betroffenen Stellen ein und liess es 5 bis 10 Minuten einwirken. «Es hat sich gelohnt», freut sich Höhn, «die Haut ist wieder gesund.»
Salben mit dem Extrakt des Mahonia-Baums sind ebenfalls gut bei Psoriasis. Zu diesem Schluss kamen kürzlich US-Mediziner der Universität von Chicago. Eine weitere Alternative ist ein Extrakt aus Birkenrinde. Studien dazu gibt es allerdings kaum. Das gilt auch für homöopathische Globuli. Dafür ist das Risiko von Nebenwirkungen gering. Wenn Salben und Cremes zu wenig wirken, empfiehlt Ärztin Schlagenhauff zusätzlich eine Therapie mit UV-Strahlen.
Novartis schreibt, Kosten und Risiken von Cosentyx seien vergleichbar mit denjenigen ähnlicher Medikamente. Die meisten Infektionen seien leicht bis mittelschwer. Die Erfahrung von mehr als fünf Jahren habe kein erhöhtes Krebsrisiko ergeben.
Celgene schreibt, bei Otezla sei es in Studien nie zu schweren Depressionen gekommen. Glaxo-Smith-Kline rät, Dermovate sparsam aufzutragen. Bei Daivobet und Xamiol verringere die Kombination der Wirkstoffe das Risiko für die Haut, so Leo Pharmaceutical. Laut Janssen-Cilag löst Stelara nicht mehr Infektionen aus als Placebos. Laut Studien sei das Risiko für Tumoren nicht erhöht. Gemäss Pfizer ist bei Enbrel nur das Risiko für eine Art von Hautkrebs erhöht. Schwabe beteuert, Studien würden sehr gut zeigen, dass Mahonia in Rubiderm wirke. Gebro Pharma schreibt, dass Metothrexat fast nie Leberschäden verursache.
Abbvie empfiehlt sorgfältige Vorabklärungen und Kontrollen während der Therapie mit Humira. So könne man das Risiko für Infekte und Tumoren vermindern.
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