Es geschah vor fünf Jahren auf einer dänischen Insel. Ich sass als Passagier neben einem Freund in einem kleinen Privatflugzeug. Es herrschte starker Seitenwind. Bei der Landung kam der Flieger von der Rollbahn ab, raste übers Feld und in eine Baumgruppe hinein. Wir hatten unglaubliches Glück, denn wir passierten eine Lücke zwischen zwei Bäumen. Das Flugzeug wurde auseinandergerissen: Beide Flügel, das Heck, das Fahrwerk und die Räder brachen weg. Nur die Kabine blieb unbeschädigt.
Ein Arzt untersuchte uns vor Ort. Erstaunlicherweise hatten wir keinen Kratzer abbekommen. Der Schock war jedoch gross. Wären wir einen halben Meter weiter nach links oder rechts gerast, wären wir frontal mit einem Baum kollidiert.
Zufällig hatte jemand unsere Landung gefilmt. Die Flugunfalluntersuchung gab mir dieses Video später. Das war Gold wert. Ich schaute es mir immer wieder an, auch einmal Szene für Szene zusammen mit einem Flugprofi. So konnten wir den Unfallhergang genau erklären. Wenn ich analysieren kann, was genau falsch gelaufen ist, kann ich etwas lernen.
Ich wollte schnell wieder in ein Flugzeug steigen, damit ich keine Angst vor dem Fliegen bekomme.
Das half mir schon nach meinem ersten Flugzeugunfall. Er passierte vor sieben Jahren. Damals war ich mit meinem ersten selbst gebauten Privatflugzeug unterwegs, einem traditionellen Hochdecker mit Heckrad. Solche Flieger sind sehr heikel: Etwas Seitenwind oder ein leicht unsauberes Manöver reichen, damit das Heck beim Landen ins Schlingern kommt. So kam auch damals mein Flugzeug von der Rollbahn ab; vermutlich stand ich beim Aufsetzen auf der linken Bremse. Der Flieger überschlug sich und kam kopfüber in einem Getreidefeld zum Liegen. Auch damals blieb ich unverletzt. Am grössten war der Schock wegen meines schönen Flugzeugs, das nun Schrott war.
Meine Partnerin und meine Freunde liessen mich nach den Unfällen spüren: Wir packen das, wir schauen vorwärts. Niemand wollte mich am Weiterfliegen hindern.
Ab und zu kommen Erinnerungen hoch, aber nicht täglich – und nicht beim Fliegen. Ich glaube auch, dass der eigene Charakter beim Verarbeiten eine grosse Rolle spielt: Wer es schafft, wieder vorwärtszuschauen, gewinnt mehr als der, der nur daran herumdenkt, was Schlimmes geschehen ist.
Ich werde wegen dieser Unfälle das Fliegen niemals aufgeben. Ich liebe dieses Freiheitsgefühl. Pro Woche fliege ich zwei bis drei Mal, oft mit meiner Partnerin. Dann trinken wir an einem schönen Ort wie in Samedan GR einen Kaffee und sind eine Stunde später wieder zurück auf dem Flugplatz im Thurgau.
Vor kurzem hatte ich die fünfhundertste Landung mit meinem neuen Flugzeug – und es war keine einzige dabei, von der ich fand, ich hätte sie vermasselt.
So häufig kommt es zu Unfällen mit Kleinflugzeugen
Immer wieder kommt es mit Kleinflugzeugen zu Unfällen oder schweren Vorfällen – vor allem in der warmen Jahreszeit. Hobbypiloten heben dann häufiger ab. Im Jahr 2018 kam es zu 63 Unfällen oder schweren Vorfällen mit Kleinflugzeugen, 2017 waren es 55, im Jahr zuvor 30. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Piloten und Passagiere überstehen die Unfälle oft unbeschadet. Im Jahr 2018 kamen bei vier Unfällen Personen zu Schaden, 2017 bei acht Unfällen. In beiden Jahren starben jeweils zehn Personen.
Unfallberichte der Behörden: www.sust.admin.ch