Peperoni haben einen schlechten Ruf: Die Environmental Working Group, eine massgebende US-Umweltorganisation, zählt sie zu den am meisten mit Pestiziden belasteten Gemüsen. Frühere Stichproben von «K-Tipp» (2/2012) oder von «Saldo» (14/2006) zeigten, dass Peperoni Chemiecocktails enthielten.
Nun ergab eine Stichprobe des Gesundheitstipp: Von 20 Produkten wiesen zwar immerhin zwölf keine Rückstände von Spritzmitteln mehr auf. Auch alle Bio-Peperoni enthielten keine Spuren von Pestiziden (siehe Tabelle im PDF). In acht Proben fanden die Experten aber immer noch Rückstände von insgesamt elf Pestiziden. Der Gesundheitstipp liess die Peperoni in Speziallabors auf 600 Pestizide untersuchen.
Acetamiprid kann das Nervensystem schädigen
Am schlechtesten schnitten in der Stichprobe die zwei Produkte des Detailhändlers Barkat in Zürich ab. Beide Peperoni stammten aus der Türkei. Das eine Produkt wies fast 1 Milligramm Pestizide pro Kilo Peperoni auf – das ist mit Abstand am meisten. Das andere Produkt enthielt Rückstände von sechs Pestiziden. Die gemessenen Werte lagen aber unter den erlaubten gesetzlichen Höchstwerten.
Die beiden türkischen Peperoni enthielten zudem ein problematisches Pestizid: Acetamiprid. Laut der Europäischen Lebensmittelbehörde kann Acetamiprid das menschliche Nervensystem schädigen. In der Schweiz kam die Substanz in die Schlagzeilen, weil sie Bienen tötet. Trotzdem dürfen Bauern den Stoff weiterhin spritzen.
Die Labors wiesen bei drei Peperoni geringe Mengen von zwei Pestiziden nach, die in der Schweiz nicht zugelassen sind: das Fungizid Flutriafol und das Insektizid Pyriproxyfen.
Das Fungizid Flutriafol fand sich bei den spanischen «BBQ Minipaprika» von Coop, den spanischen «Pepperito Sweet & Seedless» von Lidl und den türkischen «Village Mertpa Macar Konik» von Barkat. Letztere Probe enthielt auch das verbotene Insektizid Pyriproxyfen und Spuren des Fungizids Tebuconazol.
Phosphonsäure: Risiko für Säugetiere und Vögel
Das Fungizid ist zwar in der Schweiz zugelassen. Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft ist es allerdings ein «Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial». Der Grund: Es zersetzt sich in der Umwelt nur langsam und ist «wesentlich toxischer für die menschliche Gesundheit» als die Mehrheit vergleichbarer Wirkstoffe.
Zwei Peperoni enthielten Spuren von Phosphonsäure: Die holländischen «Qualité & Prix Peperoni mild» von Coop sowie die spanischen «Pepperito Sweet & Seedless» von Lidl. Die Substanz schützt Pflanzen vor Schädlingen. Sie ist aber laut dem deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz für Vögel, Säugetiere und Wasserorganismen ein Gesundheitsrisiko. In der Regel gelangt Phosphonsäure via Dünger in landwirtschaftliche Produkte. EU-Düngern dürfen ab Juli 2022 keine Phosphonate mehr zugesetzt sein. Die Schweiz plant eine Anpassung an die EU-Verordnung.
Was diese Stichprobe auch zeigt: Bei Peperoni aus Hors-sol-Anbau ist das Pestizidrisiko etwas höher als bei Peperoni, die im Gewächshaus in der Erde gewachsen sind. Fünf von acht Hors-sol-Peperoni waren mit Pestiziden belastet, bei Peperoni aus dem Gewächshaus waren es nur zwei von zehn. Eine Stichprobe des «K-Tipp» mit Tomaten zeigte ähnliche Resultate («K-Tipp» 12/2020).
Die Händler beteuern, die von ihnen verkauften Peperoni «regelmässig» auf Pestizide untersuchen zu lassen. Die Kontrolle aller Lieferungen sei dagegen zu teuer. Coop schreibt, sie würden sich «an die Vorgaben des Schweizer Lebensmittelrechts» halten. Coop schreibt zu den gefundenen Pestiziden, in gewissen Ländern seien Peperoni von anderen «Krankheiten und Schädlingen» betroffen als in der Schweiz. Lidl schreibt knapp, die gesetzlichen Vorgaben seien bei ihren Peperoni erfüllt.
Der Zürcher Händler Barkat schreibt dem Gesundheitstipp, die Sicherheit der Lebensmittel und die Gesundheit der Kunden sei ihm sehr wichtig.