Von Zigaretten wegzukommen, ist nicht einfach: Die Sucht ist stark. Mittel wie Medikamente, Nikotinpräparate oder E-Zigaretten sollen den Ausstieg unterstützen. Doch die meisten dieser Mittel helfen weniger als erhofft. Das zeigt eine neue Untersuchung des deutschen Fachmagazins «Der Arzneimittelbrief».
Experten werteten dafür mehrere Studien aus und prüften, wie viele Benutzer eines Hilfsmittels sechs Monate nach einem Rauchstopp keinen Rückfall hatten. Unter anderem berücksichtigten die Fachleute eine umfangreiche Studie des internationalen Forschernetzwerks Cochrane Collaboration mit 150'000 Teilnehmern.
E-Zigaretten verlagern das Suchtproblem
Resultat: Kein einziges Hilfsmittel verhinderte, dass die grosse Mehrheit der Teilnehmer nach dem Rauchstopp wieder zur Zigarette griff. Noch am besten schnitten Hilfsmittel ab, die grosse Nachteile haben und unter Fachleuten umstritten sind. Eines davon ist die E-Zigarette, die Nikotin enthält. Lediglich 14 von 100 Benutzern von E-Zigaretten erlitten keinen Rückfall. Nicht weniger als 86 Teilnehmer rauchten nach sechs Monaten also erneut.
E-Zigaretten lösen zudem das Suchtproblem nicht langfristig. Der Zürcher Lungenarzt Otto Brändli sagt: «Die meisten Betroffenen sind dann nicht mehr von normalen Zigaretten abhängig, sondern von E-Zigaretten.» Zudem wisse man nicht, ob E-Zigaretten mit Nikotin über längere Zeit schaden könnten. Brändli empfiehlt sie deshalb «auf keinen Fall» für den Rauchstopp. «Im Gegenteil: Sie sind ein Mittel, um sich an Zigaretten zu gewöhnen.»
Mit der Pille Champix schafften ebenfalls nur 14 von 100 Teilnehmern den Rauchstopp nach sechs Monaten. Champix enthält den umstrittenen Wirkstoff Vareniclin. Er hat schwere Nebenwirkungen, etwa Herz-Kreislauf-Störungen und Depressionen, die bis zu suizidalem Verhalten reichen. Laut Otto Brändli ist Champix erst dann zu empfehlen, wenn andere Methoden nicht zum Ziel führten. Das Mittel ist seit einiger Zeit nicht lieferbar.
Ein ähnlicher Wirkstoff wie Vareniclin ist Cytisin – auch ein Molekül, das wie Nikotin wirkt. Es ist in der Schweiz nicht zugelassen. Gegen ein Arztrezept kann man aber die Medikamente Desmoxan oder Tabex in der Apotheke bestellen. Cochrane Deutschland kam 2023 zum Schluss, dass es mit Cytisin «möglicherweise seltener» zu schweren Nebenwirkungen kommt. Etwas schlechter schnitt das Antidepressivum Zyban ab. Sein Wirkmechanismus ist unklar, zudem leiden Betroffene häufig an Kopfweh und Schlaflosigkeit.
Ebenfalls schlecht schnitten Nikotinkaugummi und -pflaster ab. Trotzdem halten sie Fachleute für empfehlenswert, weil sie Entzugssymptome lindern. Für die Zeitschrift «Arznei-Telegramm» sind Kaugummi und Pflaster gar das «Mittel der Wahl».
Wer aufhören will, sollte mehrere Methoden kombinieren
Für Experten ist klar: Raucher sollten sich vor dem Aufhören gut vorbereiten und beim Ausstieg mehrere Methoden und Strategien kombinieren. Es ist sinnvoll, sich während des Rauchstopps coachen zu lassen. Dafür gibt es verschiedene Anlaufstellen. Die Beratung erfolgt am Telefon oder in einer Sitzung. Das garantiere zwar keinen Erfolg, sagt Otto Brändli: «Kombiniert man Nikotinprodukte wie Kaugummi mit einer Beratung, sind die Erfolgschancen aber mindestens so hoch wie mit E-Zigaretten.»
Ausserdem helfe es, wenn man für den Rauchstopp einen guten Grund habe. «Das kann eine Schwangerschaft sein, eine akute Bronchitis – oder wenn man in einer Beziehung ein guter Partner sein will.»
Die Firma Shisha Heaven in Illnau ZH vertreibt E-Zigaretten. Sie schreibt, gemäss eigenen Umfragen fühlten sich 70 Prozent der Ex-Raucher nach einem Umstieg auf E-Zigaretten «fitter». Diese seien weniger schädlich als normale Zigaretten.
Pfizer sagt, in zwei Zulassungsstudien sei mit Champix nach einem Jahr jeder vierte Teilnehmer rauchfrei gewesen. Glaxo-Smith-Kline bestätigt, dass sein Mittel Zyban Schlaflosigkeit oder Kopfweh auslösen könne.
Tipps: So gelingt der Rauchstopp
- Legen Sie für den Rauchstopp ein Datum fest. Nehmen Sie sich vor, ab diesem Zeitpunkt keine einzige Zigarette mehr zu rauchen.
- Informieren Sie Freunde und Arbeitskollegen über Ihren Plan. Das kann Ihnen helfen, dranzubleiben.
- Wählen Sie ein Hilfsmittel, das Ihnen zusagt.
- Legen Sie sich einen Vorrat mit gesunden Snacks an.
- Beschäftigen Sie Hand und Mund, etwa mit einem Zahnstocher.
- Meiden Sie Kontakte mit Rauchern und generell Orte, an denen viele Leute rauchen.
- Treiben Sie Sport. Das hilft, dass Sie bald besser atmen können.
- Holen Sie Hilfe bei einer Beratungsstelle.
Adressen:
- Rauchstopplinie der Krebsliga, Tel. 0848 000 181
- Individelle Rauchstoppberatung von Lunge Zürich, Tel. 044 268 20 46
- Rauchstoppberatung am Unispital Zürich, Tel. 044 255 31 93 (nur bei Zuweisung durch Hausarzt)
- Rauchstoppsprechstunde Inselspital, Bern, Tel. 031 632 25 25
- Kantonsspital St. Gallen, Ambulatorium Lungenzentrum, Tel. 071 494 99 55