Die Heimwehfluh-Rodelbahn in Interlaken kommt nicht aus den Schlagzeilen: Im August gab es schon wieder einen Unfall. Eine junge Frau musste mit der Rega ins Spital geflogen werden. Laut Medienberichten erlitt die Verunfallte Kopfverletzungen. Nach dem Unfall musste sie mehrere Tage im Spital bleiben, wie die Kantonspolizei Bern auf Anfrage bekannt gab.
Zurzeit untersucht die Polizei den Unfall. Was genau passierte, ist noch unklar. Nicht so für den Betreiber der Rodelbahn, David Tschanz. Noch am Tag des Unfalls diktierte er der «Berner Zeitung» seine Version: «Uns trifft keine Schuld.» Tschanz stellt sich den Hergang des Unfalls so vor: Die Frau sei «mit einem bisher unbekannten Hindernis kollidiert».
Mängel wurden trotz Kritik nie behoben
Tatsache ist: Bereits seit 2009 ist bekannt, dass Hindernisse nahe an der Bahn stehen. Damals führte der Gesundheitstipp einen Rodelbahn-Test durch. Die Heimwehfluh-Bahn schnitt mit der Note 2,9 ungenügend ab. Einer der Kritikpunkte: Ein Felsbrocken sowie mehrere Bäume stehen zu nahe an der Fahrbahn.
Ein Jahr später kritisierten Experten diese Mängel erneut. Doch ein Augenschein zeigt: Die Hindernisse stehen auch heute noch dort.
Dieser erneute Unfall ist der bisher letzte in einer traurigen Reihe:
- 2008 fuhr ein Tourist aus Israel auf den vor ihm fahrenden Rodel auf. Er erlitt eine tiefe Kopfwunde und ist seither zu 10 Prozent invalid. Vor Gericht erhielt er rund 3000 Franken Schadenersatz zugesprochen.
- Im Juli 2010 verunfallte eine junge Mutter aus Pakistan tödlich. Für die Staatsanwaltschaft gab es zwar Hinweise, dass die Frau aus dem Rodel geschleudert wurde. Der genaue Ablauf des Unfalls blieb jedoch unklar, sodass das Verfahren eingestellt wurde.
- Im Oktober 2010 klemmte sich ein Rentner aus Kanada beim Aussteigen das Bein ein, weil sich der Schlitten nochmals in Bewegung setzte. Er erlitt eine schmerzhafte Rissquetschwunde, die im Spital genäht werden musste (Gesundheitstipp 10/2010).
Die Unfallserie beschäftigt jetzt auch die Tourismusbranche. Stefan Otz, Direktor von Interlaken Tourismus: «Als ich von dem neuen Vorfall hörte, dachte ich: Nicht schon wieder!» Jeder Unfall werfe ein schlechtes Licht auf die Rodelbahn und auf die ganze Tourismusdestination Interlaken, so Otz. Nach dem Todesfall von 2010 habe es Anfragen aus Indien und Pakistan gegeben, ob die Schweiz noch sicher sei. «Ich frage mich, wann diese Serie aufhört.»
Das Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons Bern schreibt dem Gesundheitstipp, die Heimwehfluh-Rodelbahn sei letztmals im vergangenen Herbst kontrolliert worden. Ob dabei Mängel festgestellt wurden, gibt das Amt nicht bekannt.
Tipps Rodelbahn: So vermeiden Sie Unfälle
- Tragen Sie keine losen Kleider, die unter den Rodel geraten können.
- Halten Sie zum vorausfahrenden Schlitten mindestens 25 Meter Abstand.
- Fahren Sie nur so schnell, dass Sie bei Zwischenfällen rechtzeitig bremsen können.
- Wenn Sie langsam fahren möchten: Bitten Sie vor dem Start die nachfolgende Person um genügend Abstand.
- Fahren Sie hinter Ihren Kindern zu Tal.
- Falls Sie doch einen Unfall haben: Machen Sie sofort eine Anzeige bei der Polizei.