Am 7. September vergangenen Jahres machte die Aktie von Novartis einen Sprung: Sie legte um 1,7 Prozent zu. Grund: Ein Artikel in der Fachzeitschrift «Lancet» hatte aufgezeigt, dass das Asthmamittel Enerzair Breezhaler von Novartis angeblich noch besser wirkt als gedacht – je höher die Dosis, umso stärker die Wirkung. Neu am Medikament: Es enthält drei statt wie bisher zwei Wirkstoffe. Kortison soll die Entzündung der Bronchien lindern, zwei weitere Wirkstoffe langfristig die Atemkrämpfe bekämpfen. Seit Ende November ist das Mittel auch in der Schweiz erhältlich.
Fachleute bezweifeln den Nutzen des Asthmasprays. Die deutsche Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» kam zum Schluss, es gebe keinen Grund, Patienten das neue Mittel zu verschreiben. Zwar würden die Zulassungsstudien von Novartis zeigen, dass sich bei Patienten die Lungenfunktion verbessere. Die Studien würden aber nicht klären, ob das Medikament auch das Asthma besser kontrolliere oder schwere Attacken verhindere. Das Kortison sei zudem zu hoch dosiert. Das widerspreche den Empfehlungen, wie Ärzte Asthma behandeln sollten. Hinzu kommt: Das Mittel berge ein potenzielles Risiko für «schwerwiegende Störungen» am Herz.
Die meisten Mittel haben nur zwei Wirkstoffe
Auch Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt, der Spray bringe keine Vorteile. Einer der beiden Krampflöser im Medikament, ein Anticholinergikum, sei besonders umstritten: «Es gibt keine Belege, dass Medikamente aus dieser Gruppe wirken.» Die meisten bewährten Mittel gegen Asthma enthalten eine Kombination von zwei Wirkstoffen: ein Kortison sowie ein Medikament aus einer anderen Gruppe von Krampflösern, den sogenannten Betamimetika. Dazu zählen Präparate wie Flutiform, Seretide, Symbicort oder Vannair, die man alle auch bei schwerem Asthma einsetzen kann. Sie wirken langfristig. Bei einer akuten Attacke kann auch ein Medikament ohne Kortison und mit nur einem Betamimetikum helfen – etwa Bricanyl oder Ventolin.
Novartis schreibt dem Gesundheitstipp, die Zulassungsstudien hätte gezeigt, dass Enerzair besser wirke als ein Produkt mit zwei Wirkstoffen. Damit sei auch der Nutzen des Anticholinergikums belegt. In der Packungsbeilage sei erwähnt, dass die Kortisondosis hoch sei. Die Behörden würden keinen Warnhinweis verlangen, dass das Mittel das Herz schädige.
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