Wie viele Stunden schliefen Sie letzte Nacht?
Gar nicht. Ich arbeitete von 22 bis 6 Uhr. Erst nach der Arbeit schlief ich drei bis vier Stunden.
Wieso so wenig?
Im Sommer muss ich mit vier Stunden Schlaf auskommen. Es ist warm. Zudem packt der Nachbar oft schon frühmorgens den Rasenmäher aus. An Schlaf ist dann nicht mehr zu denken. Im Winter bin ich nach der Arbeit müder und brauche auch mehr Schlaf.
Wie sind Ihre Arbeitszeiten?
Zurzeit arbeite ich abwechselnd in der Früh-, Spät- und Nachtschicht. Die Frühschicht dauert von 6 bis 14 Uhr, die Spätschicht von 14 bis 22 Uhr und die Nachtschicht von 22 bis 6 Uhr morgens.
Solche Arbeitszeiten machen Herz und Magen krank. Wie ist das bei Ihnen?
Ich fühle mich fit und wohl. Ich habe einzig erhöhte Cholesterinwerte. Je älter man wird, umso schwerer fallen einem die Nachtschichten. Es zehrt stärker.
Was meinen Sie damit?
Nachtschichten strengen an. Kaum hat sich der Körper an die Nachtschicht gewöhnt, muss er wieder in einen anderen Rhythmus wechseln. Der Körper weiss nicht, wann er schlafen soll.
Ist das nicht anstrengend?
Ich mache seit über 30 Jahren Schichtarbeit und kenne es nicht anders. Fehlenden Schlaf hole ich an den Wochenenden nach.
Sie arbeiten dann, wenn andere schlafen. Ist ein Sozialleben so noch möglich?
Das Privatleben leidet stark. Meine Ehe ging früh in die Brüche. Das hatte sicher auch mit der Schichtarbeit zu tun. Man arbeitet oft an Feiertagen und Weihnachten und lebt dadurch ein bisschen an der Gesellschaft vorbei. Ich lebe in einer anderen Beziehung. Nur sehen wir uns leider nicht oft.
Haben Sie Angst, dass auch diese in die Brüche geht?
Nein. Wir sind nach 16 Jahren ein eingespieltes Team.
Als Chemikant müssen Sie konzentriert bei der Sache bleiben. Wie schaffen Sie das nachts?
Wenn ich arbeite, fällt mir das Konzentrieren nicht schwer. Ich blende alles aus: Probleme und Sorgen. Problematisch wird es nur bei monotoner Arbeit, wenn man unkonzentriert ist. Dann können Fehler passieren.
Wo passieren Ihnen Fehler?
Schwierig ist es, wenn ich Flüssigkeiten stundenlang beim Destillieren beobachten und überwachen muss. Es strengt an, so lange konzentriert zu bleiben.
Zur Person
Frank Henning
Als Chemikant arbeitet der 51-Jährige in der Produktion chemischer Stoffe. Seit dem Lehrabschluss ist er in der Pharmaindustrie tätig. Er hat ein Kind aus erster Ehe und lebt mit seiner Partnerin und einer Katze in Basel.