Ende April bekam Susanne Gisin ihre erste Corona-Impfdosis im Gesundheitszentrum Biel. Die 70-Jährige aus Brügg BE hatte sich zuvor gut über den Moderna-Impfstoff informiert. Doch am Tag nach dem Impfen kam es viel heftiger, als sie erwartet hatte: «Mir war speiübel, ich wankte zur Toilette und musste mich übergeben.» Dann brach sie zusammen und stürzte zwischen Toilette und Badewanne. Einige Zeit später kam sie wieder zu sich. Als sie sich im Spiegel sah, erschrak sie: «Mein Mundwinkel hing herab.» Ihre Hausärztin konnte sich diese Lähmung nicht erklären. Einen Schlaganfall schloss sie aus.
Die Impfung kann ein Grund sein für solche Gesichtslähmungen. Das berichtete die Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Die Lähmungen sind eine noch wenig bekannte Nebenwirkung der Impfstoffe von Moderna und Pfizer-Biontech und in deren Fachinformationen vermerkt. In den Zulassungsstudien trat sie bei 21 von 100 000 Geimpften auf, in der Kontrollgruppe nur bei 3. Laut der Arzneimittelbehörde Swissmedic sind auch in der Schweiz «wenige Fälle» bekannt.
Die Ursache: Ein Nerv, der die Gesichtsmuskeln steuert, schwillt an. Das kann passieren, weil die Impfung das Immunsystem aktiviert. Solche Lähmungen treten auch bei anderen Impfungen auf sowie bei Infekten etwa mit Herpes-, Grippe- oder Coronaviren.
«Covid-Arm» und lange Menstruationsphasen
Die Corona-Impfstoffe haben noch weitere Nebenwirkungen, die bisher wenig bekannt sind: zum Beispiel den «Covid-Arm». Bei Betroffenen bildet sich etwa eine Woche später eine Rötung am Arm. Zudem klagen einige Frauen über eine lange oder heftige Menstruation, die nach dem Impfen auftritt. Den Grund dafür kennt man noch nicht. Fachleute raten, ungewöhnliche Beschwerden nach dem Impfen beim Arzt abzuklären und der Arzneimittelbehörde Swissmedic zu melden.
Die gute Nachricht: Die Beschwerden klingen wieder ab. Die Gesichtslähmung verschwindet in wenigen Wochen. Auch Susanne Gisin gehts jetzt besser. Die zweite Impfung hat sie ohne Nebenwirkungen überstanden.
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