Menschen mit Schlafapnoe schnarchen laut, ihr Atem setzt immer wieder aus. Der Grund: Der Rachen ist zu eng. Am Tag sind die Patienten oft müde, das Risiko für Herzkrankheiten ist erhöht.
Eine neue Therapie soll jetzt Abhilfe schaffen: der Zungenschrittmacher. Dabei setzt der Arzt dem Patienten einen Schrittmacher in die Brust ein und platziert Elektroden hinter der Zunge. Der Schrittmacher misst den Atemrhythmus. Wenn er eine Störung feststellt, leitet er Stromstösse zum Zungennerv. Dadurch schiebt sich die Zunge nach vorne, und der Rachen öffnet sich. Schnarchen und die Atemaussetzer werden weniger. Der Patient schaltet den Schrittmacher mit einer kleinen Fernbedienung ein, bevor er zu Bett geht.
Der US-amerikanische Hersteller Inspire Medical Systems verspricht eine wirkungsvolle und geräuschlose Therapie. In der Schweiz setzen Ärzte die Geräte etwa in den Kantonsspitälern Baselland oder St. Gallen ein.
Fachleute sehen das kritischer. Der Schlafmediziner Werner Bauer sagt: «Diese Methode reduziert das Schnarchen nicht besser als eine Überdruckmaske.» Ausserdem setze sich der Patient unnötigen Risiken aus, etwa der Vollnarkose beim Einsetzen des Schrittmachers oder einer allfälligen Infektion.
Ausserdem sollte man den Zungenschrittmacher regelmässig vom Arzt kontrollieren lassen und die Batterie alle acht Jahre austauschen. Hinzu kommt, dass die Therapie teurer ist als die Beatmung mit der Maske, die Standardbehandlung bei der Schlafapnoe. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser ergänzt: «Die langfristigen Folgen eines Zungenschrittmachers sind noch zu wenig erforscht.»
Überdruckmaske soll erste Wahl bleiben
Kurt Tschopp, Chefarzt der Schlafklinik am Kantonsspital Baselland, hat bereits mehrfach Zungenschrittmacher eingesetzt. Für ihn ist die Methode «eine gute Alternative für alle, die eine Überdruckmaske nicht vertragen».
Trotzdem rät auch er, Schlafapnoe zuerst mit einer Überdruckmaske zu behandeln. Dabei pumpt ein Gerät Luft mit leichtem Druck in die Atemwege. Der Rachen bleibt offen und verhindert Atemaussetzer. Aber auch Unterkieferschienen oder Rachenspangen können helfen.
Noch vor all diesen Therapien sollten Patienten aber versuchen, abzunehmen und unter professioneller Anleitung die Hals- und die Atemmuskulatur zu trainieren. Dafür braucht es Ausdauer. «20 Minuten Training pro Tag ist das Minimum», so Bauer. Zudem sollten Patienten Alkohol und Nikotin meiden.
Inspire Medical Systems verweist auf Studien, die den Nutzen der Methode belegen. Man solle sie aber nur dann einsetzen, wenn man die Überdruckmaske nicht vertrage. Das entspreche auch den Empfehlungen der Fachgesellschaften.
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