Bewegung ist das beste Medikament, um gesund zu bleiben – und das erst noch gratis. Schon der tägliche kurze Spaziergang hilft, dass man sein Gewicht im Griff behält und da-durch Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes vorbeugt. Mehr noch: Wer körperlich regelmässig aktiv ist, senkt das Risiko für Krebs, wie mehrere Studien bestätigen. Zu diesem Schluss kamen auch Forscher des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich vor drei Jahren in einem grossen Bericht.
Am besten untersucht ist das bei Dickdarm- und Brustkrebs: Wer sich häufig bewegt oder Sport treibt, kann das Erkrankungsrisiko um rund 30 Prozent senken. In den USA könnte es rund 70 000 Fälle von Brustkrebs weniger geben, wenn Frauen sich mehr bewegen und auf ihr Gewicht achten würden. Das haben Forscher des amerikanischen Instituts für Krebsforschung anhand der Daten von über 80 Studien ausgerechnet.
Es gibt zudem starke Hinweise, dass regelmässiges Bewegen auch vor Gebärmutter-, Eierstock- und Lungenkrebs schützt. Jean-Marc Lüthi, Chefarzt des Onkologiezentrums am Spital in Thun BE: «Körperliche Aktivität wirkt praktisch bei jedem Krebs gleich gut.»
Die Gründe sind nicht restlos geklärt. Sicher ist aber: Kommt der Kreislauf regelmässig in Schwung, zirkuliert das Blut und damit lebensnotwendiger Sauerstoff bis in die kleinsten Blutgefässe. Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin schreibt in seinem Bericht: «Die Durchblutung führt dazu, dass krebsfördernde Substanzen abnehmen.» Das gelte für alle Krebsarten.
Pro Woche 2,5 Stunden sportlich bewegen
Auch das Immunsystem profitiert: Sport stärke bestimmte Zellen, die Viren und Bakterien bekämpfen, so die Forscher der Uni Zürich. Zudem hemmt körperliche Aktivität Botenstoffe im Körper, die chronische Entzündungen auslösen. Diese Stoffe lagern sich vor allem im Fettgewebe ab und sind laut Krebsspezialist Lüthi «wichtige Antreiber von Krebs». Deshalb erhöht Übergewicht das Risiko.
Gemäss der deutschen Krebsgesellschaft beeinflusst Sport zudem die Hormone im Körper. Sie spielen zum Beispiel bei Brustkrebs eine Rolle. Bei manchen Tumorarten kurbeln die weiblichen Sexualhormone das Krebswachstum an. Sport senke den Hormonspiegel im Blut «genauso gut wie ein Medikament», so die Krebsgesellschaft.
Wer Krebs vorbeugen will, muss sich jedoch Zeit nehmen. Die Weltgesundheitsorganisation rät, man solle sich 2,5 Stunden pro Woche so bewegen, dass man leicht ins Schwitzen kommt. Der World Cancer Research Fund, ein Zusammenschluss internationaler Krebs-Organisationen, empfiehlt eine halbe Stunde zügiges Gehen täglich. Aber «auch ein kurzer Spaziergang tut sein Gutes», schreibt die Schweizerische Krebsliga auf ihrer Website. Jeder Schritt hin zu mehr Bewegung sei wichtig.
Bewegung lässt sich gut in den Alltag integrieren: Wer mit Tram oder Bus zur Arbeit fährt, steigt eine Station früher aus und geht den Rest zu Fuss. Oder man benutzt Treppen statt Lift und Rolltreppe. Wer bei der Arbeit längere Zeit sitzen muss, sollte regelmässig Pause machen und sich bewegen.
Nach der Chemo über die Alpen gewandert
Auch Krebspatienten profitieren von Bewegung. Studien zeigen: Kranke, die eine Sporttherapie machen, erleiden seltener einen Rückfall. Das Risiko lässt sich bis zu einem Drittel senken. Laut der deutschen Krebsgesellschaft hilft Sport, Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie Erbrechen und Übelkeit zu lindern. Zudem erhöhe sich die Leistungsfähigkeit und somit das Selbstbewusstsein. Dies steigere die Lebensqualität der Betroffenen.
Das weiss auch Freerk Baumann. Der Wissenschafter an der deutschen Sporthochschule Köln beschäftigt sich schon lange mit Bewegungsprogrammen für Krebspatienten. Er sagt: «Sie gewinnen an Kraft und Ausdauer. Zudem leiden sie weniger unter der chronischen Müdigkeit, die die Chemotherapie verursacht.» Baumann hat bei Krebspatienten beobachtet, dass sie ihrem Körper nichts mehr zutrauen. Das wollte er ändern – mit spektakulären Projekten. Er und ein Betreuerteam machten mit Patienten nach Ende der Chemotherapie lange Wanderungen: Die Patienten schafften 800 Kilometer auf dem Jakobsweg, überquerten die Alpen von München nach Venedig oder fuhren per Velo von Köln nach Marseille. Baumann: «Wir konnten sehen, wie die Patienten Selbstvertrauen gewannen.» Baumann sagt, heute – vier Jahre später – gehe es den meisten Patienten gut und sie bewegten sich mehr als vor ihrer Krankheit.
Tipps: So beugen Sie Krebs vor
- Essen Sie viel Gemüse und Früchte, ideal sind 5 Portionen täglich.
- Bevorzugen Sie Vollkornprodukte.
- Essen Sie selten gepökelte und geräucherte sowie stark gesalzene Lebensmittel.
- Reduzieren Sie den Konsum von Rind-, Lamm- und Schweinefleisch. Besser ist Fisch.
- Meiden Sie Süsswaren und gesüsste Getränke.
- Trinken Sie nur mässig Alkohol.
- Machen Sie bei der Arbeit jede Stunde 10 Minuten Pause. Das stärkt Ihr Immunsystem.
- Rauchen Sie nicht.
- Gehen Sie nicht ins Solarium.
- Schützen Sie die Haut im Sommer mit Sonnencreme.