Viele Frauen haben in den Wechseljahren eine trockene Scheide. Sie verspüren ein Brennen oder Jucken oder haben Schmerzen beim Sex. Dagegen bieten Frauenärzte eine neue Therapie an – mit einem Laser. Dabei führt der Arzt einen Stab in die Scheide ein. Dieser sendet Laserstrahlen aus, die das Gewebe erwärmen oder an einzelnen Punkten verbrennen. Das soll die Bildung von Kollagen anregen. Laut Frauenarzt Markus Gut aus Zürich mache der Laser die Haut so wieder «kräftiger und elastischer».
Das Gynäkologiezentrum Langete in Langenthal BE schreibt, die Therapie stimuliere die vaginale Schleimhaut, sodass diese «die ursprünglichen Eigenschaften» zurückerhalte. Schweizweit bieten mehrere Dutzend Praxen Behandlungen mit Scheidenlasern an.
Infektionen und Taubheitsgefühl möglich
Das tönt alles wunderbar. Doch Fachleute kritisieren die Lasertherapie. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser bezeichnet sie als «riskant». Auch die US-Arzneimittelbehörde warnte 2018 vor dem aggressiven Marketing für Vaginallaser. Denn die Laserstrahlen können das Gewebe schädigen oder Infekte verursachen. Fachärzte der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie schreiben in einem Expertenbrief vom Februar, dass die Gefahr solcher Nebenwirkungen steige, je tiefer die Strahlen ins Gewebe eindringen. Es könne zu «Wunden, Infektionen, Verbrennungen» und Narben kommen.
Das stellten auch Forscher der University of California fest. Allein in den USA fanden sie im Zeitraum von rund drei Jahren 45 Frauen, die nach einer solchen Therapie massive Probleme hatten: darunter Taubheit, Brennen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Bei drei von vier Frauen waren die Beschwerden chronisch.
Ausserdem ist die Therapie sehr teuer: Gemäss Ärzten sind drei bis fünf Sitzungen nötig, die jeweils rund 500 Franken kosten. Die Krankenkasse bezahlt die Behandlung nicht. Und: Es ist umstritten, ob die Methode überhaupt nützt. Forscher der australischen Universität Neusüdwales führten 2019 eine Studie mit 80 Frauen durch. Eine Gruppe erhielt eine echte Laserbehandlung, die andere eine Scheinbehandlung. Nach einem halben Jahr ging es den Frauen mit der Laserbehandlung nicht besser als jenen mit der Scheinbehandlung: Sie hatten gleich starke Schmerzen beim Sex und eine ähnlich trockene Scheide.
Selbst wenn manche Frauen von der Behandlung profitieren – von Dauer ist das nicht. Frauenärzte schreiben, dass der Nutzen höchstens für eine begrenzte Zeit von ein bis zwei Jahren anhält.
Hormonbehandlung ist stets vorzuziehen
Frauenärztin Regina Widmer aus Solothurn rät als Alternative, den Scheideneingang mit einem guten Olivenöl einzufetten, um ihn geschmeidig zu halten (Gesundheitstipp 10/2020). Wer nur Schmerzen beim Sex hat, verwendet am besten Gleitcremes. Hilfreich sind auch pflanzliche und synthetische Hormonpräparate: Sie sollen im Inneren der Scheide die Schleimhaut wieder aufbauen.
Frauenarzt Markus Gut verweist auf ein Expertenpapier der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie. Dort heisst es, die Lasertherapie sei für Patientinnen geeignet, bei denen eine Hormonbehandlung nicht möglich sei. Allerdings empfiehlt das Expertenpapier den Laser nicht für alle Frauen als Standardtherapie.
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