Stephanie Hörler aus Urnäsch AR litt unter einem starken Heuschnupfen. «Manchmal musste ich meine Augen am Morgen mit den Fingern öffnen, weil sie verklebt waren», erzählt sie. Der Arzt gab ihr Medikamente. Doch diese machten die 27-jährige Verkäuferin müde. Dann probierte sie die Therapie mit Bienenstockluft aus. Dabei sitzt man in einem Liegestuhl neben einem Bienenstock. Über eine Maske und einen Schlauch atmet man die warme Luft aus dem Bienenstock ein. Sie enthält vor allem Propolis und Wachs. Bienen stellen Propolis her, um Bakterien und Pilze im Stock abzutöten. Hörler ging rund 20 Mal jeweils eine halbe Stunde zur Imkerin und Pflegefachfrau Cécile Brunner nach Züberwangen SG. Seither sei sie ihre Beschwerden los: «Ich brauche keine Medikamente mehr.»
Die Bienenstock-Therapie ist in Deutschland und Österreich verbreitet. Die Brunners schreiben auf ihrer Website, die Luft aus dem Bienenstock könne Krankheiten der Atemwege lindern, etwa Pollenallergie, Bronchitis und Asthma.
Die Therapie ist umstritten. So war sie in Thüringen (D) zeitweise verboten. Der Grund: Die Landesärztekammer befürchtete allergische Komplikationen. Zurzeit ist die Therapie zwar wieder erlaubt, ein Rechtsstreit ist aber hängig. Peter Schmid, Leiter der Allergiestation des Unispitals Zürich, bestätigt die Gefahren. Er sagt: «Besonders bei Kindern mit Pollenallergien rate ich davon ab.» Die Therapie könne bei Pollenallergikern sogar zusätzliche Beschwerden auslösen. Dazu kommt: «Der Nutzen der Bienenstockluft-Therapie ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.»
Peter Gallmann, pensionierter Leiter des Eidgenössischen Zentrums für Bienenforschung in Liebefeld BE, schrieb in der «Bienen-Zeitung»: Die Therapie könne zwar das Wohlbefinden stärken. Vielleicht sei dafür aber «nur das ruhige, bewusste Atmen des behaglichen Honigdufts» verantwortlich.
Imkerin Cécile Brunner sagt, auch das beruhigende Summen der Bienen und «das Wellnessgefühl im Bienenhaus» helfe. Bei der Therapie habe sie noch nie allergische Reaktionen erlebt.
Tipps: Das hilft gegen Heuschnupfen
- Lüften Sie mehrmals täglich kurz, am besten nach einem Regenguss.
- Bürsten Sie sich jeden Abend die Haare aus oder waschen Sie sie.
- Trocknen Sie die Wäsche nicht im Freien.
- Tragen Sie eine Brille statt Kontaktlinsen.
- Probieren Sie Augentropfen mit Antihistamin wie Livostin oder Nasensprays wie Avamys, der wenig Kortison enthält. Pillen mit Antihistamin wie Cetallerg helfen bei mittleren Beschwerden.