Das Gerät ähnelt einer futuristischen Telefonkabine: Patienten halten sich darin mit den Händen an einem Griff fest . Mit einer Spannung von 50 000 Volt lädt das Gerät den Körper elektrisch auf. «Es kribbelt von den Zehen bis ins Gehirn, die Haut vibriert. Die Haare stellen sich auf», schreibt eine Patientin auf der Internetseite des Herstellers Elosan. Laut Elosan hilft das Gerät bei chronischen Schmerzen aller Art: Rücken- und Gelenkschmerzen, Migräne, Weichteilrheuma und Nervenschmerzen.
In der Schweiz bieten gut ein Dutzend Kliniken und Ärzte die Therapie an. Fachleute halten wenig davon. Schmerzspezialist Marc Suter sagt: «Es ist nicht genügend bewiesen, dass die Therapie wirkt. Ich empfehle sie nicht.» So gibt es bisher nur zwei kleine, vom Hersteller finanzierte Studien. Bei der ersten nahmen etwa 40 Patienten von drei Schmerzpraxen teil, bei der zweiten 140 Patienten der Schulthess-Klinik Zürich.
«Die Studien sind reines Marketing», kritisiert Ulrich T. Egle, Facharzt für psychosomatische Medizin und Schmerzspezialist in Freiburg im Breisgau (D). So fehle etwa der Vergleich mit einer Scheinbehandlung: «Bei chronischen Schmerzen ist der Placeboeffekt von Therapien gross.»
Er betrage 40 bis 60 Prozent. Hinzu kommt: Chronische Schmerzen sind ein vielschichtiges Problem. GesundheitstippArzt Thomas Walser sagt: «Es lässt sich nicht mit einer einzelnen Therapie lösen.» Mit ihren Versprechen nutze die Firma die Ohnmacht der Patienten aus. Elosan schreibt, dass sich die Schmerzen bei zwei Dritteln der Studienteilnehmer deutlich vermindert hätten.
Ein Vergleich mit einer Placebogruppe sei nicht möglich, weil die Therapie gut spür- und sichtbar sei. Die ElosanKabine könne ein Baustein in der mehrteiligen Therapie von chronischen Schmerzen sein.
Bewegung und soziale Kontakte helfen
Ärzte raten Patienten mit chronischen Schmerzen, sich oft zu bewegen: Dabei bildet der Körper Stoffe, die Schmerzen lindern. Auch soziale Kontakte, ein Hobby oder Computerspiele helfen: Das lenkt von den Schmerzen ab. Betroffene sollten zudem versuchen, eine gute Balance zwischen Aktivitäten und Pausen zu finden. Stress, Ärger und Ängste verstärken die Schmerzen. Gespräche mit einer Vertrauensperson oder eine Psychotherapie können helfen.