Kalziumtabletten für starke Knochen, Magnesium für die Muskeln, Eisenpillen gegen die Müdigkeit: Grossverteiler, Drogerien und Apotheken haben ein breites Angebot an Präparaten mit Mineralstoffen und Spurenelementen.
Doch bei den meisten Produkten ist unklar, ob sie etwas nützen – genauso wie bei den Vitaminpillen (Gesundheitstipp 10/14). Zu diesem Fazit kam kürzlich das britische Wissenschaftsmagazin «New Scientist». Die Autoren analysierten Studien zu verschiedenen Mikronährstoffen.
Beispiel Kalzium: Laut Hersteller Sandoz sollen die Präparate Osteoporose vorbeugen. Doch die britischen Forscher warnen, es sei nicht geklärt, ob sie als Vorsorge mehr nützen als schaden: Die Produkte können das Risiko für Herzinfarkt erhöhen.
Präventivmediziner David Fäh von der Universität Zürich rät deshalb davon ab, vorsorglich Tabletten zu schlucken. «Es ist besser, genügend Kalzium mit dem Essen aufzunehmen.» Viel davon enthalten Hartkäse, Kohl, Tofu und gewisse Mineralwasser (siehe Tipps). Zudem: «Die Ernährung spielt vor allem in jungen Jahren eine wichtige Rolle für die Knochen», so Fäh. Bei Älteren sei genügend Bewegung weit wichtiger. Sandoz beruft sich darauf, dass ihr Präparat seit 80 Jahren «sicher und erfolgreich» in der Osteoporose-Therapie eingesetzt werde.
Zink: Es ist speziell im Winter beliebt. Die Firma Burgerstein empfiehlt die Tabletten für eine «intakte Immunabwehr». Doch es fehlt der Nachweis, dass sie das Immunsystem langfristig stärken sowie Schnupfen und Husten vorbeugen. Die Fachleute des «New Scientist» empfehlen: Nur zu Beginn eines Schnupfens sollte man tüchtig Zink schlucken. Das kann die Krankheit verkürzen.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser rät zu 15 mg Zink alle 2 bis 3 Stunden während maximal vier Tagen. Burgerstein schreibt, dass die von den Behörden zugelassene tägliche Dosis von 15 Milligramm Zink «langfristig unbedenklich» sei.
Eisen: «New Scientist» rät zur Vorsicht: «Nicht nur zu wenig Eisen, sondern auch zu viel kann müde machen.» Deshalb solle man den Eisenspiegel beim Arzt kontrollieren lassen, bevor man Pillen schlucke. Bei einer langfristigen Überdosis an Eisen kann das Risiko für Diabetes oder Herzkrankheiten steigen, warnt Präventivmediziner Fäh.
Schlecht mit Eisen versorgt sind vor allem jüngere Frauen, die kein Fleisch essen. Eine gute Alternative für sie sind Brot, Müesli, Reis oder Teigwaren aus Vollkorn. In diesen Lebensmitteln steckt im Durchschnitt doppelt so viel Eisen wie in Weissmehlprodukten. Dies zeigte eine Stichprobe des Gesundheitstipp (11/2011). Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln könnte gemäss einer US-Studie einen weiteren Vorteil haben: Frauen, die viel davon assen, hatten weniger Beschwerden vor der Menstruation.
Spurenelement Selen: Hier sind sich die Fachleute nicht einig. Laut dem renommierten Forscher-Netzwerk Cochrane gibt es zwar Hinweise, dass Menschen mit viel Selen im Körper seltener an Krebs erkranken. Studien mit Präparaten hingegen belegten keine Schutzwirkung. Unklar ist auch, ob man damit Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen kann.
«New Scientist» rät deshalb, den Bedarf vorerst ohne Präparate zu decken. Dazu genügt eine Paranuss pro Tag. Selen findet sich auch in Fischen, Meeresfrüchten, Fleisch – und Teigwaren. Diese müssen aus Hartweizen aus Nordamerika hergestellt sein. Denn die Böden dort enthalten viel Selen. In der Schweiz produzierte Teigwaren bestehen vorwiegend aus solchem Weizen. In italienischen Produkten hats mehr Hartweizen aus der EU.
Magnesium: Es steckt in vielen Getreidesorten, Nüssen, Gemüsen und Hülsenfrüchten. Laut der Zeitschrift «Gute Pillen – Schlechte Pillen» sei «bei üblicher Ernährung» kein Mangel zu erwarten. Und David Fäh sagt: «Auch Sportler brauchen nicht grundsätzlich mehr Magnesium.» Sinnvoll sei dies nur bei spezifischen Problemen, etwa bei Muskelkrämpfen. Der Mineralstoff hilft allerdings nur dann, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt.
Zu viel davon kann zu Muskelschwäche führen.
Tipps: Mineralstoffe und Spurenelemente hats in diesen Lebensmitteln:
- Kalzium: Käse, Milch, Broccoli, Grünkohl, Tofu, Mineralwasser (Adelbodner, Adello, Eptinger)
- Zink: Austern, Fleisch, Leber, Haferflocken, Käse, Linsen, Paranüsse, Sojabohnen
- Eisen: Leber, Fleisch, Vollkornbrot, weisse und rote Bohnen, Linsen, getrocknete Aprikosen, Cashew-Nüsse
- Selen: Paranüsse, Fisch, Fleisch, Meeresfrüchte, Teigwaren
- Magnesium: Nüsse, Vollkornbrot, Bohnen, grünes Gemüse, Linsen, Kakao, Mineralwasser (Aquella, Aproz, Eptinger)
- Kalium: Nüsse, Datteln, Avocados, weisse und rote Bohnen, Kürbis, Kastanien, Linsen, Spinat, Fisch