Mineral mit Schwermetall
In Pet-Flaschen abgefülltes Mineralwasser enthält Spuren des giftigen Schwermetalls Antimon. Dabei gäbe es bei der Herstellung der Flaschen gute Alternativen.
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saldo 3/2006
15.02.2006
Sigrid Cariola
Je länger Mineralwasser in der Pet-Flasche bleibt, desto höher ist der Antimongehalt.» Zu diesem Schluss kommt der Wissenschafter William Shotyk von der Uni Heidelberg (D). Er und seine Mitarbeiter des Instituts für Umwelt-Geochemie stell-ten umfangreiche Tests zu diesem giftigen Schwermetall an. Sie untersuchten 48 europäische und 15 kanadische Mineralwasser und wiesen in allen erhöhte Antimonwerte nach.
Die Theorie der Forscher: Das für die Produktion von Pet-Flaschen ver...
Je länger Mineralwasser in der Pet-Flasche bleibt, desto höher ist der Antimongehalt.» Zu diesem Schluss kommt der Wissenschafter William Shotyk von der Uni Heidelberg (D). Er und seine Mitarbeiter des Instituts für Umwelt-Geochemie stell-ten umfangreiche Tests zu diesem giftigen Schwermetall an. Sie untersuchten 48 europäische und 15 kanadische Mineralwasser und wiesen in allen erhöhte Antimonwerte nach.
Die Theorie der Forscher: Das für die Produktion von Pet-Flaschen verwendete An-timon löst sich aus der Verpackung und tritt ins Wasser über. Zum Beweis entnahmen die Wissenschafter Wasserproben einer kommerziellen Quelle vor Ort und kauften Wasser derselben Quelle im Supermarkt in Pet-Flaschen. Resultat: Das Quellwasser enthielt 0,004 Mikrogramm Antimon pro Liter (µg/l), in der Pet-Flasche lag der Wert bei 0,36 µg/l - fast 100-mal höher. In einer drei Monate alten Pet-Flasche derselben Marke mass man gar einen Gehalt von 0,63 µg/l. In Glasflaschen hingegen war der Anstieg minim.
BAG hält das Gesundheitsrisiko für vernachlässigbar
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) untersuchte schweizerische Mineralwas-ser auf Antimon. Der höchste dabei gemessene Wert lag laut BAG bei 1,14 µg/l. Da-mit werde der EU-Grenzwert von 5 µg/l bei weitem nicht erreicht, heisst es beim BAG. Das Gesundheitsrisiko sei somit vernachlässigbar.
Panik verbreiten will auch William Shotyk nicht. Er findet es aber «störend, dass hochwertiges Trinkwasser durch das ständige Freisetzen von Antimon verunreinigt wird». Man müsse zudem prüfen, ob säurehaltige oder heiss abgefüllte Getränke nicht noch mehr Antimon herauslösen als Wasser. Und: «Antimon ist im Vergleich zu anderen Schwermetallen wie Blei oder Kadmium weniger gründlich untersucht, reichert sich aber in der Umwelt zunehmend an.»
Dabei gibt es für die Produktion von Pet Alternativen. In Japan, wo Antimon in Ver-packungen verboten ist, werden Titan- und Germaniumverbindungen eingesetzt. Auch in Europa entwickelten Firmen chemische Verbindungen zur Pet-Herstellung, die antimonfrei sind. «Bislang zeigt sich die Verpackungsindustrie aber nicht interessiert daran», sagt Brigitta Otto von der Zimmer AG in Frankfurt. «Änderungen im Produk-tionsprozess sind mit Kosten verbunden. Solange es vom Gesetzgeber keinen Druck gibt, bleibt alles beim Alten.» Tatsächlich sehen die euro- päischen Pet-Hersteller und -Verarbeiter keinen Handlungsbedarf. Haimo Emminger vom Forum Pet, Bad Homburg: «Die Grenzwerte werden bei weitem nicht tangiert, es besteht kein Anlass, auf Antimon zu verzichten.»
Längere Lagerung besser in der Glasflasche
Selbst die Quellenbesitzer und Abfüller, die die Reinheit ihres Naturproduktes preisen, stören sich nicht daran, dass nach dem Abfüllen ein Stoff in ihr Wasser gelangt, der dort nicht hineingehört. Konrad Studerus, Generalsekretär des Verbands Schweizerischer Mineralquellen und Softdrinks (SMS) sagt: «Im Bereich Le-bensmittel wird immer masslos übertrieben. Bei Kunststoffen auf fossiler Basis gibt es gewisse Freisetzungen, das ist bekannt.» Für längeres Lagern von Mineralwasser empfiehlt der SMS auf seiner Website deshalb auch die Glasflasche. Sie sei dazu besser geeignet.