Als Jasmin Lüthi aus Menzingen ZG zum ersten Mal ihre Periode bekam, dachte sie, die Schmerzen seien normal. «Es fühlt sich an, als würde meine Gebärmutter auseinandergerissen», erzählt die 25-Jährige. Zusätzlich spürt sie ein extrem starkes Brennen in den Beinen und im Rücken. Zwar wusste Lüthi, dass die Schmerzen ihrer Kolleginnen während der Mens nicht so stark sind – doch sie dachte sich zunächst nichts dabei.
Heute weiss Jasmin Lüthi: Sie hat Endometriose. Dabei wuchert Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, ausserhalb der Gebärmutter. Es reagiert auf den Hormonzyklus gleich wie die Gebärmutter selbst. Während der Mens blutet das Gewebe mit und kann sich entzünden. Das löst Jasmin Lüthis extreme Schmerzen aus. Erst vor zwei Jahren bekam sie die Diagnose.
«Starke Mensschmerzen sind nicht normal»
Wie Jasmin Lüthi leiden viele Frauen während der Mens unter Schmerzen. Die unabhängige Infoplattform Medizin-transparent.at aus Österreich prüft die Faktenlage zu medizinischen Themen. Das Portal schreibt: «Man könnte fast meinen, das sei ein ganz normales Frauenleiden.» Starke Schmerzen während der Monatsblutung seien aber nicht normal und nicht immer harmlos. Die Solothurner Frauenärztin Regina Widmer bestätigt das. Betroffene sollten solche Beschwerden nicht tolerieren – zudem könnten diese auf Krankheiten hindeuten.
Der Gesundheitstipp zeigt, wie sich Mensbeschwerden äussern und wie man sie von Krankheiten unterscheidet (siehe auch Tabelle im PDF).
Mensbeschwerden
Während der Mens zieht sich die Gebärmutter zusammen, um die Schleimhaut – vermischt mit Blut – abzustossen. Das führt zu Unterleibsschmerzen. Etwa drei von vier Frauen leiden im Lauf ihres Lebens an solchen Schmerzen. Das schreibt das unabhängige Forschernetzwerk Cochrane. Dazu können Beschwerden wie Durchfall, eine wechselhafte Stimmung und Kopfschmerzen kommen. Denn die Hormone, die sich im Laufe des Menszyklus verändern, beeinflussen das gesamte Nervensystem. Gegen die Schmerzen können Tees mit Frauenmantel, Schafgarbe oder Gänsefingerkraut und Tabletten mit Ibuprofen helfen.
Prämenstruelles Syndrom
Beim prämenstruellen Syndrom treten mehrere Beschwerden vor der Mens auf – etwa Schmerzen in den Brüsten, Übelkeit, Schlafprobleme, Reizbarkeit, Benommenheit, Nervosität und manchmal auch Unterleibsschmerzen. Manche Frauen leiden bereits 10 bis 14 Tage vor der Mens am prämenstruellen Syndrom. Viele greifen dann auf Präparate mit Mönchspfeffer zurück. In der Regel enden die Beschwerden mit dem Einsetzen der Blutung.
Endometriose
Frauen mit Endometriose haben manchmal auch ausserhalb der Mens sowie beim Sex oder beim Wasserlassen Schmerzen. Laut Frauenärztin Regina Widmer ist es selbst für Fachleute schwierig, die Krankheit zu erkennen: «Die Warnlämpchen sollten angehen, wenn die Mensschmerzen über Monate immer stärker werden.» Auch starke Schmerzen schon fast von der ersten Mens an sollten hellhörig machen.
«Es gibt viele Frauen, die ihren Schmerzen auf einer Intensitätsskala von 1 bis 10 eine 8 oder 9 geben würden», sagt Widmer. Solche Schmerzen solle man abklären lassen. Um eine Endometriose zu erkennen, brauche es ein geschultes Auge. An manchen Spitälern gibt es Endometriosezentren, die sich auf die Krankheit spezialisiert haben.
Eine Sonderform der Endometriose ist die Adenomyose. Dabei wandern Zellen der Gebärmutterschleimhaut in den Gebärmuttermuskel. Laut Widmer kommt die Adenomyose recht häufig vor, werde aber noch zu wenig entdeckt.
Beckenvenensyndrom
Frauen mit einem Beckenvenensyndrom haben Krampfadern im Becken. Das verursacht chronische Unterleibsschmerzen. Diese treten mindestens sechs Monate lang auf. Während der Mens sind sie oft stärker. Die Beschwerden bei solchen Krampfadern fühlen sich anders an als bei der Mens: «Es handelt sich eher um einen dumpfen Schmerz, der Druck und ein schweres Gefühl im Becken verursacht», so Regina Widmer. Beim Stehen und beim Sitzen wird der Druck stärker, da sich das Blut im Becken staut. Die Krampfadern sind von aussen nicht sichtbar. Deshalb bringt man die Beschwerden oft nicht mit der Krankheit in Verbindung.
Gebärmuttermyome
Myome sind Geschwulste an der Gebärmutter. Ob sie Schmerzen verursachen, hängt davon ab, wo sie sich befinden. «Sind sie aussen an der Gebärmutter, spürt man sie meist nicht», sagt Expertin Regina Widmer. Anders ist es, wenn sich die Myome im Gebärmuttermuskel befinden: «Während der Mens können sie sehr wehtun, weil sich die Gebärmutter zusammenzieht.» Ausserhalb der Mens spüre man sie dagegen kaum. Grosse Myome könnten sich «wie ein schwerer Stein» im Becken anfühlen, sagt Widmer. Viele Frauen hätten Myome. Bei einem Untersuch mit Ultraschall könne man diese gut erkennen. Myome, die keine Beschwerden verursachen, müsse man nicht behandeln lassen.
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