Viele Geigerinnen und Geiger haben körperliche Beschwerden, weil sie eine asymmetrische Haltung einnehmen. Sie auch?
Mein Nacken und der Schulterbereich sind verspannt, weil ich in letzter Zeit viele Konzerte spielte. Darum besuche ich regelmässig eine Osteopathin, die meine Muskulatur mit gezielten Handgriffen lockert.
Machen Sie auch Dehnungsübungen?
Ja, das gehört für mich dazu, weil mein Körper sozusagen ein Teil des Instruments ist. So hat sein Zustand einen direkten Einfluss auf den Klang. Ich mache täglich Yoga, dazu kommen Übungen auf dem Trampolin, und ich praktiziere die Alexandertechnik. Dabei versuche ich diejenigen Muskeln zu lösen, die besonders angespannt sind.
Und klappt das auch?
Ja, all diese Übungen helfen mir, mich in meinem Körper wohl zu fühlen.
Viele Geigerinnen kämpfen mit entzündeten Sehnenscheiden. Haben Sie auch Probleme mit Ihren Fingern?
Zum Glück bisher nicht.
Haben Sie Ihre Finger versichert für den Fall, dass Sie nicht mehr spielen können?
Nein. Während des Studiums habe ich mir das zwar überlegt, dann aber auf eine Versicherung verzichtet.
Viele Leistungssportler haben Physiotherapeuten, die sie betreuen. Ist das bei Musikern auch so?
Nein, leider nicht! Im Sport gehört dies automatisch dazu. Meiner Meinung nach müsste man auch bei uns passende Übungen erlernen. Denn wenn man während Stunden im Orchester sitzt, stellt das eine extreme Belastung für den Körper dar. Hinzu kommt, dass eine Musikerkarriere oft viel länger dauert als die Karriere eines Sportlers.
Sie müssen unter Zeitdruck immer wieder neue Stücke einüben und spielen vor einem grossen Publikum. Wie gehen Sie mit dem Druck um?
Das Wichtigste ist, dass ich die Stücke perfekt einstudiere. Daneben mache ich täglich meine Übungen und meditiere. Denn wenn sich das Gedankenkarussell im Kopf dreht, kann ich nicht frei spielen. Vor besonders wichtigen Konzerten mache ich zudem eine Visualisierung: Dabei stelle ich mir die Konzertsituation vor und wie ich mich währenddessen fühlen möchte. Das hilft mir sehr.
Ihre Arbeitstage sind lang, und Sie sind oft auf Reisen. Was machen Sie zum Ausgleich?
Ich lese sehr gern Romane, verbringe Zeit mit meiner Familie und gehe draussen walken.
Zur Person
Isabelle Weilbach-Lambelet erlernte bereits im Alter von vier Jahren das Spiel auf der Geige. Heute spielt die 42-Jährige bei den ersten Violinen des Tonhalle-Orchesters in Zürich. Sie lebt mit ihrer Familie in Oberengstringen ZH.