Sie schauen bei der Arbeit ständig zur Decke hoch. Wie ist das für Ihren Körper?
Anstrengend. Nach einigen Stunden Arbeit werden meine Arme immer schwerer, und meine Schultern sind verspannt. Mit der Zeit schmerzt auch mein Nacken.
Wieso?
Mein Kopf liegt während der Arbeit im Nacken, meine Arme sind dabei immer gestreckt. Zudem stehe ich auf einem Gerüst oder einer Leiter. In dieser Position bessere ich mit meinen Werkzeugen filigrane Deckenverzierungen aus Gips aus.
Was machen Sie gegen die Schmerzen?
Ich schüttle die Arme, lasse meinen Kopf kreisen und rolle die Schultern nach hinten. Zudem strecke ich meinen Rücken. Manchmal lege ich mich in der Mittagspause auf eine Sitzbank oder auf den Boden, um meinen Körper ein wenig zu entlasten.
Hilft das gegen die Beschwerden?
Nicht immer. Einmal arbeitete ich stundenlang an einer Stuckatur. Die Arbeit verlangte viel Konzentration. Am Nachmittag waren meine Arme wie gelähmt. Ich konnte sie während längerer Zeit nicht mehr in die Höhe heben. Der Schulter-Nacken-Bereich brannte vor Schmerzen.
Was machen Sie seither anders?
Eigentlich nicht viel. Ab und zu steige ich vom Gerüst oder von der Leiter, trinke Wasser und blicke einen Moment lang geradeaus. Ausserdem lege ich kleine Pausen ein, gehe dann kurz im Raum herum und dehne anschliessend meine verspannten Muskeln.
Und wenn das nicht möglich ist?
Dann lasse ich die Arme häufiger hängen. Wenn ich gar nicht mehr kann, arbeite ich mit der linken Hand. Damit habe ich allerdings weniger Ausdauer, denn ich bin Rechtshänderin. Und auch das Modellieren geht mit der linken Hand nicht so gut.
Haben Sie wegen Ihrer Arbeit dauerhafte Gesundheitsprobleme?
Bis jetzt nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass diese Arbeit meinen Körper auf Dauer verschleisst.
Was motiviert Sie trotzdem dazu, diese Arbeit Tag für Tag zu machen?
Viele Stuckaturen in alten Häusern stehen unter Denkmalschutz. Ich habe eine grosse Wertschätzung für historische Bauten. Mit meiner Arbeit kann ich diese Kunstwerke erhalten.
Wie erholen Sie sich nach einem harten Tag?
Ich fahre mit dem Velo heim. Das entspannt mich. Ich spiele auch gerne Fussball. Nach einem Training bin ich ausgepowert und glücklich. Manchmal massiere ich mich selber. Das bringt aber nicht immer etwas. Neuerdings gehe ich in die medizinische Massage. Das tut gut.
Zur Person Rosina Ebneter
Rosina Ebneter ist eine von wenigen Frauen, die als Stuckateurinnen arbeiten. Sie restauriert in historischen Gebäuden Deckenverzierungen aus Gips. Die 30-Jährige wohnt in Bern. In der Freizeit kocht sie gerne, am liebsten Gemüse aus dem eigenen Garten.