Kann ich Temesta bedenkenlos nehmen?
«Mein Arzt verschreibt mir seit eineinhalb Jahren Temesta, damit ich besser schlafen kann. Er meinte, ich könne das Schlafmittel problemlos über lange Zeit einnehmen. Stimmt das?»
Nein. Temesta ist ein Schlaf- und Beruhigungsmittel, das schnell abhängig macht. Sie sollten es höchstens wenige Wochen lang nehmen. Zudem ist Temesta gerade bei älteren Menschen problematisch, weil sie davon oft am Tag noch schläfrig sind und häufiger stürzen.
Wenn Sie ohne Medikament nicht schlafen können, bitten Sie den Arzt um ein Depressionsmedikament, wie Remeron. Es macht müde und hilft so beim Einschlafen, macht aber nicht abhängig.
Vertragen sich meine Medikamente?
«Ich muss vier Medikamente nehmen: Reniten und Concor gegen hohen Blutdruck, Crestor gegen das erhöhte Cholesterin und den Blutverdünner ASS 100. Vertragen sich diese Mittel – und kann ich sie trotz Schrumpfniere ohne Bedenken nehmen?»
Ja, diese Kombination ist in Ordnung. Wegen der Schrumpfniere kontrolliert der Hausarzt regelmässig, ob Ihre Nieren noch genügend funktionieren. Wenn sie sich verschlechtern, muss der Arzt die Dosis der Medikamente verringern, insbesondere bei Reniten und Crestor.
Ein neues Mittel gegen brüchige Knochen?
«Meine Knochendichte hat abgenommen. Deshalb bekam ich drei Jahre lang Prolia-Spritzen. Danach verschlechterte sich jeweils meine multiple Sklerose für einige Zeit. Deshalb will der Arzt jetzt auf Ibandronat wechseln. Muss das sein?»
Nicht unbedingt. Eine verminderte Knochendichte allein ist noch kein Grund, ein Medikament zu nehmen. Das hängt von weiteren Risikofaktoren ab, wie Rauchen, familiäre Vorbelastung oder die Einnahme von Kortison. Gerade bei multipler Sklerose ist es wichtig, dass Sie die Muskeln stärken und Physiotherapie machen. Das beugt Stürzen und damit auch Knochenbrüchen vor. Zudem empfehle ich Ihnen ein Präparat mit 500 Milligramm Kalzium und 800 Einheiten Vitamin D.
Parkinsonmittel Sifrol: Probleme beim Entzug?
«Mein Mann war wegen einer Herzkrankheit im Spital. Dort bekam er das Parkinsonmittel Sifrol, obwohl er weder Parkinson noch unruhige Beine hat. Er litt wegen des Medikaments immer wieder an Schlafattacken. Der Hausarzt empfahl, das Medikament abzusetzen. Doch jetzt kann mein Mann die ganze Nacht nicht schlafen. Hängt das mit dem Entzug von Sifrol zusammen?»
Ja, das ist möglich. Schläfrigkeit und Schlafattacken sind häufige Nebenwirkungen von Sifrol. Wenn man das Mittel abrupt absetzt, könnte dies zu Schlafproblemen führen. Ich empfehle Ihrem Mann, die Dosis schrittweise zu verringern. Er sollte fünf Tage lang nur noch eine halbe Tablette nehmen und dann fünf Tage eine Vierteltablette, bevor er ganz aufhört.
Nach Streifung: Muss ich all diese Pillen nehmen?
«Im letzten Herbst hatte ich eine Streifung. Ein Gefäss im Gehirn war verstopft. Seither sollte ich den Blutverdünner Xarelto, den Cholesterinsenker Crestor sowie Lisinopril und Metoprolol gegen hohen Blutdruck schlucken. Ich nehme aber nicht alle Pillen. Wären sie wirklich nötig?»
Nicht unbedingt. Ihre Blutdruckwerte sind ja in Ordnung. Der Blutverdünner ist aber nötig. Wenn Sie Xarelto nicht nehmen möchten, soll Ihnen der Arzt ein anderes Mittel verschreiben, wie zum Beispiel Aspirin Cardio. Einen Cholesterinsenker sollten Sie wahrscheinlich auch weiter nehmen, weil Sie nach einer Streifung ein hohes Risiko haben, dass sich erneut ein Gefäss verstopft.
Xarelto oder Marcoumar: Was ist besser?
«Ich leide an Vorhofflimmern. Der Arzt wollte mir deswegen den Blutverdünner Marcoumar verschreiben. Ich lehnte ab, weil mir die Therapie zu kompliziert erschien. Deshalb bekam ich Xarelto. Doch jetzt habe ich gelesen, dass dieses Mittel nicht so gut ist. Was ist besser für mich?»
Der neue Blutverdünner Xarelto hat zwar einen Vorteil: Man braucht nicht so häufig beim Hausarzt zu testen, ob das Blut in der richtigen Stärke verdünnt ist. Beim bewährten Medikament Marcoumar muss man dies tun, vor allem zu Beginn der Therapie. Dafür ist Marcoumar lange erprobt und nicht so teuer wie Xarelto. Zudem gibt es bei Marcoumar ein Gegenmittel für den Notfall, falls es zu Blutungen kommt.
Bauchschmerzen wegen Östrogen-Gel Blissel?
«Gegen meine Wechseljahrbeschwerden verwende ich das Östrogen-Gel Blissel. Nun habe ich im ganzen unteren Teil des Bauchs recht starke Schmerzen. Kommt das von dem Mittel?»
Das ist schwierig zu beurteilen. Blissel kann zwar zu leichten Schmerzen im Becken führen. Doch Ihre Beschwerden scheinen erheblicher zu sein. Ich rate Ihnen, sich bei Ihrem Frauenarzt untersuchen zu lassen.
Ist Citalopram das richtige Mittel für mich?
«Vor einem Dreivierteljahr ist mein Mann gestorben. Ich denke noch immer viel über den Verlust nach, fühle mich aber nicht depressiv. Trotzdem hat mir der Hausarzt jetzt Citalopram gegen Depression verschrieben. Mir wird davon schwindlig und es macht mich müde. Brauche ich das Medikament?»
Nein. Ich rate davon ab. Gerade weil Sie über 80 sind ist das Risiko für Nebenwirkungen sehr hoch. Zudem ist es ganz normal, dass Sie nach 55 gemeinsamen Jahren längere Zeit brauchen, um zu trauern. Wahrscheinlich helfen Ihnen Gespräche mit Familienangehörigen, Nachbarn oder einem Seelsorger besser als Pillen.
Eine Alternative aus der anthroposophischen Medizin sind Neurodorontabletten: Sie können mithelfen, das innere Gleichgewicht wiederzufinden.
Prostatakrebs: Schwitze ich wegen des Medikaments?
«Ich musste mich wegen Prostatakrebs operieren lassen. Jetzt bekomme ich ein Medikament, das die männlichen Hormone hemmt. Seither leide ich unter extrem starkem Schwitzen. Kommt das vom Medikament?»
Ja. Das ist eine häufige Nebenwirkung solcher Medikamente. Sie sollten das Mittel aber nicht ohne Absprache mit dem Arzt absetzen. Denn sonst können die Krebszellen wieder wuchern. Eine Alternative ist ein chirurgischer Eingriff.