Das Bundesamt für Gesundheit will die Masern zum Verschwinden bringen. Deshalb empfiehlt es die kombinierte Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Zwei solche Impfungen schützen laut dem Bundesamt so gut, das man «lebenslang» immun ist.
Doch der Münchner Kinderarzt Steffen Rabe schreibt in seinem Blog «Impf-Info», diese Annahme sei falsch. Das zeigen laut Rabe zahlreiche Studien. So erkrankten vor zwei Jahren in Portugal über 100 Personen an Masern. Die meisten von ihnen waren mindestens zweimal geimpft. Ähnliche Studienresultate liegen aus anderen Ländern wie den USA oder Schweden vor. Das sei «beunruhigend», so Kinderarzt Rabe.
Der deutsche Impfexperte Martin Hirte bestätigt: «Diese Studien zeigen klar, dass man die Masern nicht ausrotten kann.» Das Virus zirkuliere weiterhin, weil sich auch Geimpfte damit anstecken können. Um grosse Ausbrüche zu vermeiden, müsse man die Impfungen «sozusagen in alle Ewigkeit» fortführen. Der Arzt Etzel Gysling aus Wil ZH, Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik», sagt: «Vielleicht müssen wir uns einfach damit abfinden, dass Impfungen nicht immer hundertprozentig schützen.» Dies ist für Gysling aber kein Grund, auf die Impfung zu verzichten. Denn sie könne verhindern, dass man wegen der Masern bleibende Schäden davonträgt.
Für Bernhard Wingeier, Kinderarzt in der Klinik Arlesheim BL, ist die Frage, ob man sich impfen lassen soll, ein «individueller Entscheid». Eltern müssten abwägen, ob sie bereit sind, ein an Masern erkranktes Kind zu pflegen und das Risiko für Komplikationen zu tragen. Die neuen Studien zeigen für Wingeier, dass man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen sollte, auch wenn man geimpft ist.
Das Bundesamt für Gesundheit entgegnet, die relativ vielen Masernfälle bei Geimpften würden nicht bedeuten, dass die Impfung nutzlos sei: Je mehr Leute geimpft seien, desto weniger würden sich bei einem Ausbruch anstecken.
Impfstoffhersteller GSK schreibt in einer Stellungnahme, die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehle die zweimalige Impfung. Das sei die beste Schutzmassnahme. Studien hätten den Nutzen bewiesen. Hersteller Merck sagt, eine dritte Impfdosis könne den Schutz erhöhen. Kinderarzt Rabe ist jedoch überzeugt, dass dies das Problem des nachlassenden Impfschutzes nicht vollständig löst.
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