Kürzlich fuhr Karin Jaeger nach Italien. Mit ihrer Familie streifte sie durch einen Marroniwald, die Blätter der alten Bäume leuchteten gelb und orange in der milchigen Sonne. Die Marroni, die sie sammelten, reichten für zwei schmackhafte Zvieris.
«Marroni gehören für mich zum Herbst dazu», sagt die Ernährungsberaterin. Sie steht in ihrer Küche in Lenzerheide GR und gibt Kastanienmehl, Weissmehl, Eier und Salz in eine Schüssel. Mit dem Schwingbesen rührt sie die Zutaten, bis ein klebriger Teig entsteht. «Dieser darf nicht zu flüssig sein, sonst zerfallen die Spätzli im Wasser», sagt Karin Jaeger. Nun gönnt sie dem Teig eine halbe Stunde Pause und gibt ihn dann auf ein Holzbrett, um mit einem Messer Stücke davon ins kochende Salzwasser zu schaben.
Auf dem Kastanienweg durch den Malcantone
Marroni lassen sich in der Küche vielseitig einsetzen. Karin Jaeger kocht für die Leserinnen und Leser des Gesundheitstipp Marroni-Birnen-Spätzli. Neun weitere überraschende Rezepte hat der Gesundheitstipp in einem neuen Merkblatt zusammengestellt. Darunter finden sich eine Marroni-Pouletbrust an Granatapfel-Sauce, ein lauwarmer Dinkel-Marroni-Salat und ein vegetarischer Marronibraten.
Im Tessin gebe es 60 Sorten Kastanien, sagt Carlo Scheggia. Er pflegte als Förster bis zu seiner Pensionierung die Kastanienwälder im Malcantone. Geniessen kann man diese auf dem Sentiero del Castagno (Kastanienweg), einer Rundwanderung von Arosio via Mugena, Vezio und Fescoggia wieder zurück nach Arosio. Auf dem Kastanienweg darf man so viele Marroni für den eigenen Bedarf einstecken, wie man tragen kann. Wobei genau genommen nur eine Kastaniensorte Marroni heisst.
Es sind die grössten Kastanien, in den Worten von Scheggia «der Rolls-Royce unter den Kastanien». Und es ist die Sorte, die hauptsächlich in den Auslagen der Supermärkte liegt. Sie kommt mehrheitlich aus dem Ausland. «Die Tessiner Kastanien werden für gewöhnlich zu Mehl oder Vermicelles weiterverarbeitet», sagt Scheggia. In roher Form sind sie nur in kleinen Geschäften oder an Weihnachtsmärkten erhältlich.
Marroni sind Schweizer Superfood
Marroni schmecken aber nicht nur. «Marroni sind ein Superfood», sagt Ernährungsberaterin Karin Jaeger. Sie enthalten die Vitamine C, B und E, Kalzium, Magnesium und Kalium. Zudem sättigen sie gut, enthalten aber nur wenig Fett und kein Gluten. «Und sie wirken basisch. Deshalb sind sie ein guter Ausgleich für den Säure-Basen-Haushalt.»
Karin Jaeger gibt einen Schuss Olivenöl in eine Bratpfanne sowie Knoblauch, Kartoffeln, Wirz, Birnen und Marroni. Sie brät alles kurz an, bis ein süsslicher Duft die Küche ausfüllt. Es ist der Duft des Herbstes.
Tipp: Im Kühlschrank sind Marroni bis zu einer Woche haltbar. Wer sie länger lagern möchte, sollte sie 45 Minuten lang in 50 Grad warmem Wasser erwärmen, sie dann in kaltem Wasser auskühlen und in der Sonne trocknen lassen. So sind sie bis zu einem Monat haltbar. Vorsicht: Im Gefrierer geht der Geschmack verloren.
Gratis-Merkblatt «Marroni-Rezepte»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen.
Marroni-Birnen-Spätzli
Für 4 Personen
170 g Weissmehl
100 g Marronimehl
2 Eier
1 TL Salz
1 Knoblauchzehe
2–3 Kartoffeln, mehlig kochend
200 g Marroni, geschält
1 Wirz
3 Birnen
1 EL Olivenöl
3 dl Gemüsebouillon
4 EL geriebener Käse (z. B. Alpkäse)
Beide Mehlsorten mit 1,5 dl Wasser, Eiern und Salz zu einem zähflüssigen Teig zusammenfügen. 30 Minuten ruhen lassen. Den Teig portionenweise auf ein feuchtes Holzbrett geben und mit einem Messer Stücke davon ins kochende Salzwasser abschaben. Spätzli, die an die Oberfläche steigen, mit einer Siebkelle herausnehmen und in ein Abtropfsieb geben. Mit kaltem Wasser abspülen, damit sie nicht zusammenkleben.
Knoblauch fein hacken. Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden. Marroni vierteln. Wirz in feine Streifen schneiden. Birnen in Würfel schneiden. Alles zusammen in Olivenöl in einer hohen Bratpfanne leicht anbraten. Mit der Bouillon ablöschen, Spätzli beigeben und zugedeckt bei mittlerer Temperatur garen, bis die Kartoffeln weich sind. Käse darüberstreuen. Servieren.
Tipp: Marronimehl ist nur in ausgewählten Spezialitätengeschäften und online erhältlich. Man kann aber auch Vollkorn- oder Buchweizenmehl verwenden und etwas mehr Marroni ins Gericht geben.