Ausgewogenes Essen kann Ihrem Leben wieder zu Schwung und Vitalität verhelfen.» Und: «Meine Beratung beruht auf Vollwerternährung.» Das schreibt Ernährungsberaterin Mireille Bühlmann aus Holzhäusern ZG auf ihrer Website. Doch darauf können sich ihre Kunden offenbar nicht verlassen. Aus den Grundzutaten Kartoffeln, Eier und Zwiebeln kam ihr kein anderes Rezept in den Sinn als Ofenkartoffeln mit Mascarpone, Rahm und Weisswein – weit weg von einer gesunden Vollwerternährung.
Auch andere Ernährungsberaterinnen schlugen Rezepte vor, die wenig überzeugten. Der Gesundheitstipp liess sie Gerichte mit Kartoffeln, Eiern und Zwiebeln austüfteln. Diese Zutaten sind vor allem in schweren Gerichten vertreten wie Omeletten oder gar einem «Buurezmorge». Sonst waren die Ernährungsberaterinnen frei: Sie konnten Kräuter und Gemüse beigeben, so viel sie wollten. Das Ziel: Die Menüs sollten ausgewogen sein. Eine ausgewogene Portion sollte nach neusten Erkenntnissen zur Hälfte aus Gemüse, zu einem Viertel aus Reis oder Kartoffeln und einem Viertel aus Fisch, Tofu oder Fleisch bestehen. Das Menü sollte zudem nicht mehr Kilokalorien enthalten als 650 (Gesundheitstipp 10/2019).
Drei Fachleute beurteilten die Rezepte: Die Ernährungsberaterin Beatrice Fischer aus Kehrsatz BE, Ernährungsexperte Jürg Hösli aus Winterthur ZH und Ernährungsberaterin Maria Imfeld aus Zürich. Von den acht Teilnehmerinnen haben zwei eine Fachhochschule oder eine höhere Fachschule für Ernährung und Diätik besucht und sind deshalb vom Verband der Ernährungsberater anerkannt.
Die meisten Gerichte enthielten genug Gemüse
Das Resultat des Vergleichs: Nur 3 von 10 Rezepten beurteilten die Experten als gut. Zu den zwei besten Rezepten gehörte das Rezept von Natalie Dettwiler aus Dagmersellen LU: «Gemüse mit Kartoffeln und Hüttenkäse». Fachfrau Beatrice Fischer: «Die Kombination mit Hüttenkäse ist eine gute gesunde Alternative.» Auch das Rezept von Daniela Schenk aus Bern, «Kürbis-Zucchini-Tortilla», überzeugte die Experten. Jurymitglied Maria Imfeld: «Das Rezept ist überraschend. Das Gewürz Thymian macht das Gericht besonders schmackhaft.» Rang drei belegt das Rezept «Blechgemüse mit Spiegeleiern» von Erika Baumann aus Arni AG. Beatrice Fischer: «Das Rezept enthält verschiedenfarbiges Gemüse. Für Abwechslung sorgt der Ingwer.» Auch Experte Jürg Hösli ist überzeugt: «Das Gericht schmeckt fein.»
Viele der Rezepte waren ausgewogen, 7 von 8 Rezepten enthielten genügend Gemüse. Fast alle Gerichte sind einfach nachzukochen. Bei einigen fehlen jedoch Angaben im Rezept. Im Rezept «Krautstiel-Kartoffeln mit pochiertem Ei» erklärt Michaela Davatz aus Niedermuhlern BE nicht, wie man das pochierte Ei zubereiten soll. Jurymitglied Maria Imfeld: «Für Kochungeübte ist das pochierte Ei eine Herausforderung. Aber die Kurkuma gibt dem Rezept eine originelle Note.»
Ernüchternd: 3 von 8 Rezepten enthielten zu wenig oder zu viel Nährstoffe wie Eiweisse, Ballaststoffe und Fett. Ein Beispiel für ein solches Rezept: «Tortilla Paisana», der Vorschlag von Wilma Schmid aus Luzern. Die Tortilla besteht aus Kartoffeln, Eiern, grünen Bohnen, Erbsen, Schinken, Chorizo und Zwiebeln – zu wenig Kohlenhydrate und zu viel Eiweiss für die Experten.
Hinzu kommt: Viele Rezepte sind wenig originell. Vier Ernährungsberaterinnen schlugen eine Tortilla vor. Zum Vergleich: Mit den drei Zutaten gibt es eine Fülle von feinen und gesunden Rezepten – unterschiedlichste Salate mit Ei und Kartoffeln, eine Eierpfanne oder Frittata mit Limetten-Tomaten, Kartoffel-Piccata mit Tomatensauce oder ein Kartoffel-Ei-Gratin mit Gemüse. Diese sowie die ausführlichen Rezepte der Ernährungsberaterinnen findet man auf dem Rezeptblatt, die der Gesundheitstipp für seine Leser und Leserinnen zusammengestellt hat.
Mireille Bühlmann räumt dem Gesundheitstipp gegenüber ein, dass ihr Vorschlag viel Fett enthalte. «Ich mache mit meiner Ernährung bei Patienten gute Erfahrungen.» Michaela Davatz schreibt, auf die Anleitung fürs pochierte Ei habe sie verzichtet, da diese im Internet und in Kochbüchern gut zu finden sei.
Wilma Schmid schreibt, den Anteil an Kohlenhydraten und Fleisch könne man nach Bedarf und Vorliebe anpassen.
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Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen bei: Gesundheitstipp, «Drei Zutaten», Postfach, 8024 Zürich.
Rezept von Natalie Dettwiler: Gemüse mit Kartoffeln und Hüttenkäse
Für 2 Portionen
4 Kartoffeln, geviertelt
2 Zwiebeln, klein geschnitten 2 Knoblauchzehen, klein geschnitten
2 Rüebli, geviertelt
100 g Broccoli, kleine Röschen geschnitten
1 Fenchel, in kleine Stücke geschnitten
5 dl Bouillon
6 EL Hüttenkäse
½ Bund Schnittlauch, klein geschnitten
2 TL Salz
etwas Paprika
2 Eier, hart gekocht, in schmale Ringe geschnitten oder geviertelt
Kartoffeln in einen Topf mit gesalzenem Wasser weich kochen. Zwiebeln und Knoblauch kurz andämpfen. Das restliche Gemüse beigeben. Nach rund 5 Minuten mit der Bouillon ablöschen. Gemüse 10 bis 15 Minuten auf kleiner Stufe köcheln lassen. Hüttenkäse, Schnittlauch, Salz und Paprika in eine kleine Schüssel geben, alles miteinander mischen und abschmecken. Sobald die Kartoffeln gar sind, Wasser abgiessen und Kartoffeln auf dem Teller anrichten. Gemüse dazugeben und mit dem Ei dekorieren. Den Hüttenkäse ebenfalls auf den Teller geben.
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