Ob braun, grün, schwarz, gelb oder rot: Linsen liefern viel Eiweiss, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Zudem enthalten sie wenig Fett, sind günstig und lange haltbar. Der Test des Gesundheitstipp zeigt aber: In vielen Produkte finden sich Rückstände von Pestiziden. Ein deutsches Lebensmittellabor analysierte 16 Linsenprodukte auf Pestizide und Schimmelpilzgifte (siehe «So hat der Gesundheitstipp getestet»).
Ergebnis: 12 der 16 Packungen waren mit Pestiziden belastet (siehe Tabelle im PDF). Im Detail: Die roten Linsen von Happy Harvest, Coop Qualité & Prix und TRS Asia’s Finest Foods sowie die braunen Linsen von Paras enthielten Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat. Die Konzentrationen lagen zwischen 0,02 und 0,07 Milligramm pro Kilo (mg/kg), also in einem tiefen Bereich.
Trotzdem sind die gemessenen Werte ein Grund für Kritik: Die Internationale Agentur für Krebsforschung stuft das Gift als «möglicherweise krebserregend» für Menschen ein. Dennoch hat die EU dessen Zulassung bis Ende Jahr verlängert. Für die Medizinische Universität Wien ist allerdings klar: Der Entscheid basiert auf fehlerhaften und veralteten Tests. Laut den Forschern gibt es neue Studien zu Glyphosat in Verbindung mit Krebs und Leberschäden, die bei der Bewertung der EU nicht berücksichtigt wurden («Saldo» 4/2023).
Die braunen Linsen der Marke Paras waren ausserdem mit Phosphan verunreinigt. Mit diesem Mittel werden Schiffscontainer, Silos und Lagerräume behandelt, damit Schädlinge wie Milben oder Insekten die darin gelagerte Ware nicht befallen. Das giftige Gas verflüchtigt sich zwar – dennoch lassen sich immer wieder Rückstände in Lebensmitteln nachweisen. Die Paras-Linsen enthielten 0,063 mg/kg Phosphan. Dieser Wert liegt über dem gesetzlich erlaubten Höchstgehalt von 0,01 mg/kg.
Mit dem Resultat konfrontiert, teilt der Schweizer Importeur Aggarwal dem Gesundheitstipp mit, man verlasse sich bei den getesteten Linsen auf eigene Analysen. Bisher hätten die Produkte des Unternehmens immer den Vorschriften entsprochen.
Spuren von Herbiziden und Fungiziden
In fünf Produkten wies das Labor Spuren des Herbizids 2,4-D nach, der 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure. Darunter waren drei Bio-Produkte: die «Bio Green Lentils» von Golden Sun aus dem Lidl, die «Bio Red Split Lentils» von Spar Natural und die «Bio Linsen braun» von Coop Naturaplan. 2,4-D kommt vor allem gegen breitblättrige Unkräuter zum Einsatz. Laut der Datenbank der englischen Universität Hertfordshire kann es sich in Gewässern und im Körper von Säugetieren anreichern.
Ein weiteres Bio-Produkt, die «Golden Sun Bio Red Lentils» aus dem Lidl, enthielt Piperonylbutoxid. Dieser Stoff verstärkt die Wirkung von Insektiziden. Die Europäische Chemikalienagentur stuft ihn als stark und langfristig schädlich für Wasserorganismen ein.
In vier Linsenprodukten fand sich der Unkrautvertilger Imazamox, drei Produkte waren mit den Fungiziden Trifloxystrobin oder Prothioconazol desthio belastet. Alle diese Wirkstoffe sind laut der Europäischen Chemikalienagentur ebenfalls giftig für Wasserlebewesen, mit dauerhaften Auswirkungen.
Lediglich bei vier Packungen wies das Labor keine heiklen Stoffe nach. Dabei handelt es sich um drei Produkte aus der Türkei von Migros, Leib und Gut und Globus sowie um das einzige Produkt aus Schweizer Anbau (Lentilles de Sauverny).
Einige Hersteller wollen nachbessern
Coop schreibt dem Gesundheitstipp, die Herbizidspuren in den Naturaplan-Linsen würden den eigenen strengen Vorgaben für das Produkt nicht entsprechen. Man stehe deshalb im Kontakt mit dem Lieferanten. Lidl sagt, man lasse die Golden-Sun-Produkte regelmässig untersuchen und nehme wo nötig Anpassungen vor. Die Migros hält den Fungizidwert bei den M-Classic-Linsen für unproblematisch. Er liege deutlich unter der gesetzlich maximal erlaubten Menge.
So hat der Gesundheitstipp getestet
Ein deutsches Lebensmittellabor untersuchte für den Gesundheitstipp 16 Linsenprodukte auf heikle Inhaltsstoffe.
- Pestizide: Mit hochsensiblen Analysegeräten suchte das Labor nach Rückständen von über 600 Pestiziden. Im Fokus standen vor allem Glyphosat und Phosphan. Der Unkrautvernichter Glyphosat löste in Tierversuchen Krebs aus. Mit Phosphan bekämpfen Produzenten und Händler Vorratsschädlinge in Lagerräumen und Containern. Der gasförmige Stoff ist giftig für Mensch und Umwelt.
- Ochratoxin A:Schimmelpilze, die dieses Gift bilden, vermehren sich bei fehlerhafter Ernte, beim Trocknen, Lagern oder Verarbeiten. Ochratoxin A kann die Nieren und die Leber schädigen. Erfreulich: Keines der geprüften Linsenprodukte war damit belastet.