Chirurgen werben mit einer Operation für schöne, jugendliche Beine. Die Clinic Utoquai in Zürich wendet sich an Patienten mit «unschönen» Fettansammlungen in den Oberschenkeln, Cellulite und überschüssiger Haut. Und die Zürcher Praxis am Zeltweg wirbt um Kunden, die beispielsweise «durch den Alterungsprozess» schlaffe Beine haben.
Die Chirurgen schneiden dafür die Haut an den Oberschenkeln auf, ziehen sie straff und nähen sie wieder zusammen. Glaubt man den Anpreisungen im Internet, ist die Operation relativ harmlos. Die Clinic Utoquai behauptet, schwerwiegende Komplikationen seien «selten». Die Praxis am Zeltweg schreibt von seltenen Risiken. Der Eingriff ist ein gutes Geschäft: Er kostet meist über 10 000 Franken.
Doch Fachleute halten die Operation als zu riskant für Patienten, die keine medizinischen Probleme haben. Die plastische Chirurgin Dorrit Winterholer aus Zürich sagt: «Frauen, die nur kleine Pölsterchen oder Cellulite haben, rate ich von dieser Operation ab.» Der plastische Chirurg Merlin Guggenheim aus Zürich sagt: «Häufig heilen Wunden nach der Operation nicht schön ab, es gibt Infekte oder Lymphfisteln.» Das sind kleine Wunden, aus denen Flüssigkeit austritt.
Die Gründe: Die Wunden enden in der Schamgegend. Dort kommen viele Bakterien vor, welche die Wunde infizieren können. Durch die langen Schnitte entstehen meist grosse Wundflächen. Und oft operiert der Chirurg auf der Beininnenseite, damit die Narbe weniger gut sichtbar ist. Dort befinden sich besonders viele Blut- und Lymphgefässe. Besonders gross ist das Risiko für Komplikationen bei Patienten, die viel Gewicht verloren haben. Das zeigt eine neue Studie der Universität Zürich. 53 von 90 solcher Patientinnen hatten nach der Operation Komplikationen.
Sechs Wochen lang Beinbeschwerden
Das erlebte auch Mirjam Koch (46) aus Bremgarten AG. Sie liess sich die Oberschenkel straffen, nachdem sie 32 Kilo abgenommen hatte. Koch sagt: «Die Wunden heilten schlecht, zwei Nähte öffneten sich und mussten nochmals genäht werden.» Noch sechs Wochen nach der Operation spannten ihre Beine, wenn sie lange sass oder stand.
Chirurgin Dorrit Winterholer empfiehlt die Operation deshalb nur, wenn man so viel Gewicht verloren hat, dass die Hautlappen stark stören oder Beschwerden verursachen, etwa weil sie sich entzünden.
Schönheitschirurg Christian Niehus von der Praxis am Zeltweg schreibt, bei seiner Operationstechnik seien die Schnitte weniger lang und die Gefässe blieben stehen. Er sauge vorgängig Fett ab. So werde das Gewebe ausgedünnt und die Wunden würden «sehr schnell und meist unproblematisch» abheilen.
Schönheitschirurg Reto Wettstein von der Clinic Utoquai schreibt, bei Cellulite sei die Operation nicht geeignet. Wenn die überschüssige Haut aber Dellen habe, die «den Eindruck einer Cellulite erwecken», helfe eine Operation. Der Nahtbereich bei der Intimzone sei tatsächlich schwieriger trocken zu halten. Mit der nötigen «Instruktion und Verbandstechniken» könnten die meisten Patienten die Stelle selbstständig pflegen.
Aufruf: Haben Sie Erfahrungen mit Schönheitsoperationen?
Schreiben Sie uns: Redaktion Gesundheitstipp, «Schönheitsoperation», Postfach, 8024 Zürich, redaktion@gesundheitstipp.ch