Warmes Wasser tut mir gut. Deshalb fahre ich jeden Tag mit dem Velo ins Hallenbad. Dort schwimme ich ein paar Längen auf dem Rücken. Brustschwimmen geht nicht, weil ich meinen Kopf nur für kurze Zeit aufrecht halten kann. Das liegt an meiner Krankheit Parkinson.
Bevor ich die Diagnose bekam, bemerkte ich ein leichtes Zittern in meinen Händen. Ich dachte, das lege sich schon wieder. Ich war 51-jährig und als Bankdirektor tätig. Es war ein Schock für mich, als der Nervenarzt bei mir Parkinson feststellte. Zwei Wochen lang war ich völlig niedergeschlagen.
Trotzdem ging ich von Anfang an offen mit der Diagnose um und informierte alle Mitarbeiter. Weil ich gut auf die Medikamente ansprach, konnte ich noch fünf Jahre in vollem Pensum und weitere fünf Jahre Teilzeit arbeiten. Allerdings verschlechterte sich meine Konzentration ein wenig. Am schlimmsten war es, als sich meine Halsmuskeln krampfhaft verspannten.
Mein Kopf neigte sich innert weniger Tage nach vorn und nach unten. Halte ich lange Augenkontakt, habe ich am nächsten Tag Schmerzen. Und wenn ich mich bücke, stürze ich. Dann kann ich nicht aufstehen, ohne mich irgendwo festzuhalten. Das ist mir peinlich, wenn es auswärts passiert. Der Arzt versuchte, meine Muskeln mit Botox zu entspannen. Er gab mir 16 Spritzen in den Hals. Doch es half nicht.
Ich gab das Nordic Walking auf und gehe nicht mehr oft in die Ferien. Im Liegestuhl kann ich mich auch zu Hause entspannen. Früher verreiste ich gern mit meiner Frau. Jetzt unternimmt sie ab und zu eine Städtereise mit einer unserer erwachsenen Töchter. Ein bisschen Abstand tut uns manchmal gut. Geduld war nie meine Stärke, und seit meiner Krankheit bin ich noch ungeduldiger geworden.
Vor sechs Jahren haben mich Ärzte während fünf Stunden im Wachzustand am Gehirn operiert. Sie setzten zwei Elektroden ein, die dauerhaft gewisse Hirnregionen anregen. Seither kann ich mich besser bewegen, und die Krankheit verläuft langsamer. Das gibt mir Sicherheit. Ich würde die Operation jederzeit wieder machen lassen.
Wenn ich etwas zu tun habe, blühe ich auf. Vor kurzem bin ich in den Kirchenrat gewählt worden. Zudem leite ich seit zwei Jahren mit einem anderen Betroffenen eine Selbsthilfegruppe. Dort erledige ich alles Administrative. Allerdings kann ich mich höchstens noch zwei Stunden voll konzentrieren. Weil mein zentrales Nervensystem gestört ist, sind meine Bewegungen vielfach unkontrolliert. Deshalb klicke ich bei der PC-Tastatur manchmal daneben. Oft macht mir auch meine Handschrift zu schaffen.
Solange es geht, gratuliere ich trotzdem jedem Gruppenmitglied mit einer handgeschriebenen Karte zum Geburtstag.
Morbus Parkinson: Hirnzellen sterben ab
Parkinson ist eine Krankheit des Nervensystems. Bestimmte Hirnzellen sterben ab und produzieren kein Dopamin
mehr. Dadurch entsteht bei den Botenstoffen ein Ungleichgewicht, das zu Störungen der Motorik führt. Zittern,
Muskelstarre, Bewegungsarmut sowie Geh- und Haltungsstörungen sind typische Symptome. In der Schweiz sind
rund 15'000 Personen von Parkinson betroffen – etwas mehr als die Hälfte von ihnen sind männlich.
Die Ursache der Krankheit ist unbekannt. Sie ist zu einem kleinen Teil vererbbar. Medikamente sowie Physiotherapie
und Sprachtrainings können die Symptome lindern. Einigen Patienten hilft auch die sogenannte tiefe Hirnstimulation.
Hierbei leiten Elektroden elektrische Impulse in bestimmte Regionen des Gehirns.
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