Es sieht ein wenig aus wie in Skandinavien: weite, scheinbar endlose Ebenen und tief verschneite Wälder, in denen es nach Tanne duftet. Dieser Wechsel ist es, der Marcello Dubois an der Loipe La Grande Boucle im Jura so gut gefällt. Sie führt von Les Breuleux über Le Noirmont und Saignelégier wieder zurück nach Les Breuleux. Viele Langläufer machen sie in zwei Tagen. «Es ist eine sehr abwechslungsreiche Strecke», sagt der 64-Jährige. Meistens läuft er nicht die gesamten 47 Kilometer, ihm gefällt der Streckenabschnitt zwischen Les Breuleux und La Ferrière am besten. Diese Stelle ist auch am schneesichersten.
Möglichst schön fahren kann beglücken
Marcello Dubois betreibt Langlauf, seit er zwölf Jahre alt ist. Es ist vor allem die Freude am Gleiten, die ihn immer wieder auf die Loipen lockt. Er betont: «Eine schöne Technik ist für mich viel wichtiger als die Geschwindigkeit.» Weil im Jura aber nicht immer genügend Schnee liegt, ist Dubois auch gern im Wallis oder im Engadin unterwegs. Im März 2024 wird er zum 27. Mal am Engadiner Skimarathon starten. Dabei geht es ihm nicht um Bestzeiten. Er möge es einfach, mit vielen anderen Langläufern durch diese einmalige Landschaft zu ziehen und die Stimmung aufzusaugen, sagt Dubois.
Loipen für Einsteiger und für Geübte
Der Gesundheitstipp hat zusammen mit Lukas Stadtherr von der Organisation Schweizmobil acht attraktive Loipen in der Schweiz zusammengestellt. Die Auswahl bietet für Einsteigerinnen und Fortgeschrittene etwas: Es finden sich darunter leichte Loipen mit wenig Steigung, mittelschwere Loipen mit mehr Höhenmetern sowie schwierige Loipen, bei denen bis zu 700 Höhenmeter und mehr als 16 Kilometer zu bewältigen sind.
- Die leichte Rottenloipe zum Beispiel führt durch das Hochtal Obergoms VS dem Fluss Rotten entlang. Die Loipe ist eher flach und eignet sich deshalb für gemütliche Langläufer und für Einsteiger. Immer wieder erreicht man eines der schönen Walliser Dörfer. In den urchigen Restaurants kann man sich bei einer kleinen Stärkung wunderbar erholen.
- Die Pista Rossa di Campra TI im oberen Bleniotal gilt als mittelschwer. Sie bietet sich sowohl für Hobbylangläufer an als auch für Leute, die auf der Südseite der Alpen Sonne tanken wollen und die Ruhe fernab der grossen Skigebiete suchen.
- Beim Sertiger Klassiker in Davos GR sind 440 Höhenmeter zu absolvieren. Er gilt als eher schwierige Loipe und richtet sich an geübte Langläufer, welche die Schönheit und die Ruhe eines Seitentals genauso schätzen wie das Essen in einem Restaurant ganz hinten im Tal.
Die Läger-Loipe ist relativ schneesicher
Eine sportliche Langläuferin ist Beatrice Schärz. Aufgewachsen ist sie in Adelboden BE. Ihr Elternhaus stand nur etwa 100 Meter von einer Langlaufloipe entfernt, weshalb sie bereits im Kindergartenalter erste Gleitversuche auf schmalen Langlaufski wagte. Einen grossen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte Schärz im lokalen Skiklub. Sie war ehrgeizig, trainierte häufig und holte als Juniorin so manche Medaille nach Hause.
Sobald der erste Schnee gefallen ist, fährt die 37-Jährige mit der Bergbahn hoch auf die Engstligenalp. Die schneesichere Lägerloipe auf der grössten Hochebene der westlichen Schweizer Alpen ist ihre Lieblingsloipe. «Man sieht nichts als Berge – es fühlt sich an, als sei man in einer anderen Welt», sagt sie.
Beatrice Schärz praktiziert den klassischen Stil und das Skating, bei dem man eine Art Schlittschuhschritt macht. Sie bevorzuge die Skatingtechnik. sagt Schärz. «Die Bewegung, die man dabei macht, passt einfach besser zu meinem Körper», sagt sie. Heute gehe es ihr nicht mehr um Geschwindigkeit und Medaillen. Sie betreibt Langlauf, um fit und gesund zu bleiben.
Umfassendes Training für den Körper
Für den Sportarzt Walter O. Frey aus Zürich ist Langlauf «eine der besten Sportarten, die man ausüben kann». Man trainiere dabei Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination. «Die Bewegung ist vollständig symmetrisch», sagt Frey. Beim Langlauf mache man mit der linken Körperhälfte exakt dasselbe wie mit der rechten. Auf diese Weise trainiere man von Kopf bis Fuss Muskeln und Skelett umfassend.
Walter O. Frey empfiehlt, auf den Langlaufski nur so schnell unterwegs zu sein, dass man mit der Begleitperson noch knapp sprechen kann. Zudem rät er, bei eisigen Pisten oder steilen Abfahrten, die Ski auszuziehen, um sicher nach Hause zu kommen.
Christoph Leibundgut von der Beratungsstelle für Unfallverhütung sagt: «Einsteigerinnen und Einsteiger sollten einen Kurs besuchen, um die richtige Technik zu erlernen.» Denn es brauche ein wenig Übung, um sich auf den schmalen und kantenlosen Langlaufski sicher zu bewegen.
Tipps für Langlaufeinsteiger
- Mieten Sie eine Ausrüstung und testen Sie, ob Ihnen Langlaufen zusagt. Kaufen Sie erst danach Langlaufski.
- Entscheiden Sie sich vor dem Kauf entweder für den klassischen Stil oder das Skating. Langlaufski, die für beide Stile geeignet sind, bewähren sich nicht.
- Besuchen Sie einen Kurs für Einsteigerinnen und Einsteiger. Adressen und Websites von Schweizer Langlaufschulen finden Sie unter: Langlaufschulen.ch.
- Überfordern Sie sich nicht: Wählen Sie eine Loipe aus, die Ihrer Fitness und Ihren Fähigkeiten entspricht.
- Tragen Sie Winterkleidung im Zwiebelprinzip (zum Beispiel Funktionsunterwäsche, Pullover, Faserpelz, atmungsaktive Jacke).
- Nehmen Sie einen kleinen Rucksack mit, in dem Sie Ihre Jacke verstauen können, sofern es Ihnen zu warm wird.
- Denken Sie daran, dass auf der Loipe Rechtsverkehr gilt. Überholen darf man aber rechts und links.
- Halten Sie die Stöcke beim Überholen und beim Kreuzen eng am Körper, um niemanden zu verletzen.
- Passen Sie die Geschwindigkeit dem Gelände an.
- Machen Sie Ihre Pausen abseits der der Laufspur, und nehmen Sie eine Wasserflasche mit.
Langlaufstile: Klassisch oder Skating
Beim klassischen Langlauf bewegen sich die Langläufer in den vorgespurten Rillen.
Der Stil kommt dem Laufen nahe: Die Ski stehen parallel zueinander; einmal sind das rechte Bein und der linke Arm vorn, dann das linke Bein und der rechte Arm. Skating ähnelt mehr dem Schlittschuhlaufen: Man drückt sich seitlich mit dem Ski von der flach präparierten Schneefläche ab und benutzt die Stöcke gleichzeitig bei jedem zweiten Schlittschuhschritt. Während sich der klassische Stil auch für Leute mit wenig Schneesporterfahrung eignet, ist Skating eher etwas für Sportliche.