Wann haben Sie das letzte Mal ein Kind weinen sehen?
Das ist erst gerade kürzlich passiert.
Wieso weinte das Kind?
Ein krebskrankes Mädchen sagte mir, es habe grosse Angst vor Schmerzen und der anstehenden Operation. Solche Momente gehen mir nahe. Als Spitalclown versuche ich aber, einen Weg zu finden, um das Kind positiv zu unterstützen.
Wie haben Sie es getröstet?
Ich war ehrlich zu ihm und sagte, ich könne es gut verstehen. Manchmal hätte ich auch Angst. Ich sprach dem Mädchen Mut zu und sagte ihm, dass sie das packen werde.
Sagen Sie das auch Kindern, die sterben müssen?
Ich behandle alle Kinder gleich. Ich versuche, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ich lenke den Fokus nicht auf die Krankheit, sondern versuche, den Kontakt zum Kind zu finden.
Wie machen Sie das?
Ich spreche über seine Wünsche und Träume. Meine Mission ist es, dem Kind etwas Freude zu bereiten. Das ist aber nicht immer möglich. Ich bin ja ein fühlender Mensch und kein Roboter. Wenn mich solche Schicksale nicht treffen würden, müsste ich mit meinem Beruf aufhören.
Was geht in Ihnen vor, wenn Kinder an Weihnachten nicht zu Hause feiern dürfen?
Ich finde diese Vorstellung im ersten Moment schrecklich und unfair. Dann denke ich, dass unsere Besuche in dieser Zeit umso wichtiger sind. Das Kinderspital ist weihnachtlich geschmückt, Geschenke gibt es auch. Wir feiern zusammen Weihnachten – halt im Spital.
Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?
Noch nie. Dazu ist mir meine Arbeit viel zu wertvoll. Ärzte und Pflegepersonen haben in erster Linie mit der Krankheit des Kindes zu tun. Ich als Spitalclown bringe den Kindern hingegen Freude und schöne Momente.
Setzt es Sie unter Druck, Kinder ständig zum Lachen zu bringen?
Nein, das bereichert mein Leben ungemein. Das Lachen der Kinder ist für mich ein enormer Gewinn. Ich lerne jeden Tag von den Kindern, die Welt mit ihren Augen zu betrachten. Das tut gut.
Sind Sie privat auch immer zu Scherzen aufgelegt?
Ich habe eigentlich immer «Seich im Kopf». Ich bin von Natur aus fröhlich und optimistisch. Aber ich musste lernen, dass nicht alle in meinem privaten Umfeld immer unterhalten werden wollen. Nicht alle finden meine Witze lustig.
Nehmen Sie Sorgen mit nach Hause?
Es gibt Situationen, die mich nachdenklich und traurig stimmen. Spaziergänge und Gespräche mit Kollegen helfen mir beim Abschalten. Aber manchmal kommen einfach die Tränen. Dann denke ich an Begegnungen, bei denen ich Kinder zum Lachen bringen konnte. Sie machen glücklicherweise den Grossteil meiner Arbeit aus. Und dann überwiegt wieder die Freude.
Zur Person: Kurt Bucher
Kurt Bucher ist gelernter Bäcker-Konditor und studierter Sozialpädagoge. Er besuchte die Clownschule in Basel und ist seither als Clown und Künstler tätig. Er arbeitet für die Stiftung Theodora. In der Freizeit spielt er gerne Schlagzeug. Er lebt in Luzern.