Das Parmaunternehmen Pfizer verdiente mit der Rauchstopp-Pille Champix bisher über eine Milliarde Dollar pro Jahr. Im vergangenen Jahr musste der Konzern das Produkt jedoch weltweit aus dem Handel nehmen. Grund: Die Tabletten waren mit dem giftigen Stoff N-Nitroso-Vareniclin verunreinigt. Solche Nitrosamine können Krebs fördern. In den Pillen war mehr als doppelt so viel davon wie erlaubt. Experten sind entsetzt. Manfred Schubert-Zsilavecz, Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, kritisiert: «Die Verunreinigung hätte bei den üblichen Kontrollen auffallen müssen.» Es sei nicht auszuschliessen, dass die Pillen schon länger Nitrosamin enthielten.
Mängel gibts auch in europäischen Fabriken
Zwar kam es in vergangenen Jahren immer wieder vor, dass Medikamente mit Nitrosaminen verunreinigt waren. Dazu zählten der Blutdrucksenker Valsartan, Ranitidin gegen Sodbrennen oder das Diabetesmittel Metformin. Doch bislang standen vor allem indische und chinesische Hersteller in der Kritik (Gesundheitstipp 9/2018). Der Fall Champix zeigt jetzt: Auch bei Produktionen in Europa treten solche Verunreinigungen auf, wie Recherchen des Gesundheitstipp ergaben.
Gemäss der Heilmittelbehörde Swissmedic waren an der Herstellung von Champix 35 Zulieferer beteiligt. 34 von ihnen produzieren in Europa, kein einziger stamme aus Asien. Das Nitrosamin habe sich durch eine chemische Reaktion beim Zusammentreffen von Wirkstoff und Hilfsstoffen gebildet. Pfizer nennt den Produktionsort für Champix gegenüber dem Gesundheitstipp nicht. In der Packungsbeilage der Pillen sind ein Unternehmen in Illertissen (D) als Hersteller sowie ein Pfizer-Werk in Freiburg (D) und Ascoli Piceno (I) aufgeführt. Der Berner Pharmafachmann Bernhard Lauterburg sagt: «Ich hätte nicht erwartet, dass ein solcher Mangel bei der Produktion in Europa internen Kontrollen entgeht.»
Fachleute gehen davon aus, dass Champix bis mindestens diesen Sommer nicht verfügbar ist. Ulrike Holzgrabe vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Uni Würzburg (D) sagt: «Entdeckt man Nitrosamine, muss der Hersteller Abläufe bei der Produktion ändern.» Dann müssten die Zulassungsbehörden das neue Verfahren prüfen und genehmigen. Der Hersteller muss nachweisen, dass sich auch nach längerem Lagern keine giftigen Stoffe in den Tabletten bilden. «Das Umstellen der Abläufe dauert sechs bis zwölf Monate», so Holzgrabe. Hinzu kommt die Dauer für das Genehmigungsverfahren.
Rauchentzug: Motivation ist entscheidend
Die Rauchstopp-Pille Champix ist so oder so umstritten. Sie nützt nur wenig und löst Nebenwirkungen wie Brechreiz oder Schlafstörungen aus. «Es wäre kein grosser Verlust, wenn das Mittel vom Markt verschwände», sagt Jörg Schaaber von der Organisation «Buko Pharma-Kampagne». Eine australische Studie zeigte 2010: Drei von vier Rauchern schaffen den Entzug ohne Medikamente, Nikotinersatz oder eine Psychotherapie. Entscheidend für den Erfolg war die Motivation des Rauchers (siehe «Tipps»).
Pfizer sagt, der Nutzen einer Behandlung mit Champix überwiege das Risiko durch Nitrosamine. Champix sollte man nicht mehr als 12 bis 24 Wochen nehmen.
Tipps: So schaffen Sie den Rauchstopp
- Formulieren Sie konkrete Gründe, warum Sie mit dem Rauchen aufhören wollen.
- Legen Sie ein Datum fest, an dem Sie aufhören.
- Werfen Sie am Tag X alle noch vorhandenen Tabakwaren weg.
- Sorgen Sie nach dem Rauch-stopp für genügend Schlaf.
- Kauen Sie zuckerfreien Kaugummi, essen Sie zwischendurch Gemüse- oder Obstschnitze.
- Bewegen Sie sich oft an der frischen Luft.
- Meiden Sie Orte, an denen Leute rauchen.
- Lassen Sie sich von einem Rückfall nicht entmutigen.