Sigrid Bachofner aus Bachenbülach ZH liess sich vor kurzem per Laser eine Krampfader am rechten Bein entfernen. Dabei macht der Arzt einen kleinen Schnitt in die Haut und führt einen dünnen Schlauch in die Vene ein. Beim langsamen Herausziehen gibt dieser Hitze ab und verschliesst die Vene damit von innen. So bildet sich die Vene zurück. Doch bei der 62-Jährigen verlief dies nicht optimal. Nach dem Eingriff litt sie lange unter Beschwerden: «Ich hatte extreme Blutergüsse, braune Verfärbungen und auch Schmerzen», erzählt Bachofner. Vor allem nach längerem Sitzen spürte sie ein unangenehmes Ziehen an den behandelten Stellen. «Ich ging vier Mal kurzfristig zur Nachkontrolle, weil ich befürchtete, dass im Gewebe eventuell etwas verletzt sei.» Die Ärzte fanden die Ursache jedoch bislang nicht.
Krampfadern sind ein verbreitetes Problem. Laut dem Zürcher Ärztenetzwerk Medix sind in der Schweiz jede dritte Frau und jeder fünfte Mann davon betroffen. Krampfadern entstehen, wenn die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren und sich das Blut in der Peripherie staut. Sie zeigen sich meist als bläuliche, teilweise etwas verhärtete Schlängelung unter der Haut.
Kompressionsstrümpfe verbessern den Blutfluss
Fachleute wie Hilde Berwarth vom Venenzentrum Zürcher Oberland meinen: Nicht jede Krampfader muss man entfernen. Berwarth sagt: «Bei kleineren Krampfadern, die nicht schmerzen oder sich vergrössern, braucht es keinen Eingriff.» Als Alternative könne man medizinische Kompressionsstrümpfe tragen, die den Blutfluss in den Beinen verbessern. Dies bestätigt der Venenexperte Knuth Rass von der deutschen Eifelklinik St. Brigida. Zusätzlich empfiehlt er Ausdauersport. Grund: Beim Joggen, Schwimmen, Wandern oder Velofahren sind die Wadenmuskeln aktiv. Dabei drücken sie auf die Venen, das Blut fliesst besser zurück Richtung Herz.
Auch Pflanzenmittel verbessern die Durchblutung, zum Beispiel Extrakte aus Rosskastanien. Sie können Krampfadern zwar nicht heilen. Eine Übersichtsstudie der Forschergruppe Cochrane zeigte aber, dass die Mittel Schmerzen, Schwellungen und Juckreiz etwas lindern (Gesundheitstipp 6/2019).
Daniel Tapernoux von der SPO Patientenorganisation sagt, Krampfadern seien oft ein kosmetisches Problem. «Vor einer Behandlung sollten Patienten abwägen, ob der Eingriff wirklich medizinisch notwendig ist», rät er. Dazu könne man etwa von einem weiteren Arzt eine Zweitmeinung einholen. Laut Knuth Rass ist ein Eingriff angezeigt, wenn ausgeprägte Krampfadern vorliegen oder Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen auftreten.
Für die Operation braucht es meist eine Vollnarkose im Spital. Der Arzt macht einen Schnitt in der Leiste und zieht die kranke Vene vollständig heraus. Für Knuth Rass hat die Operation den Vorteil, dass nur selten eine neue Krampfader an derselben Stelle entsteht. Allerdings dauere «die Erholung vom Eingriff länger als bei anderen Methoden». Darauf weist auch Hilde Berwarth hin: «Die Schnitte sind oft noch einige Monate lang sichtbar, und es kommt häufig zu Blutergüssen.» Zudem kann der Eingriff Nerven im Ober- oder Unterschenkel verletzen, was Kribbeln oder Taubheitsgefühle verursacht.
Laserbehandlung löst oft Rückfälle aus
Ärzte haben auch mildere Eingriffe entwickelt, für die man nicht ins Spital muss. Beispiel: die Lasertherapie, der sich auch Sigrid Bachofner unterzog. Ähnlich funktioniert die Radiowellentherapie. Statt vom Laser kommt die Wärme von Radiowellen. Der Patient kann danach sofort nach Hause gehen. Eine Studie der Ruhr-Universität in Bochum (D) zeigte 2019 jedoch, dass es nach einer Laserbehandlung bis zu fünf Mal häufiger Rückfälle gibt als bei einer Operation.
Auch die sogenannte Verödung ist ein ambulanter Eingriff. Der Arzt spritzt dabei einen Schaum in die Krampfader. Er enthält Stoffe, die eine Entzündung in der Vene auslösen. Als Reaktion baut sie der Körper danach ab. Expertin Berwarth sagt: «Die Erfolgsrate bei der Schaumverödung ist deutlich tiefer als bei den anderen Methoden.» Häufige Folgen seien bräunliche Verfärbungen der Haut. Auch für Knuth Rass ist die Verödung nur in gewissen Fällen geeignet: «Ich empfehle sie beispielsweise bei Krampfadern in verhärteter Haut oder bei Patienten mit wiederkehrenden Krampfadern in Leiste oder Kniekehle, die bereits vielfach voroperiert wurden.»
Die Behandlung mit Klebstoff hat laut Hilde Berwarth keine Vorteile. Der Stoff ist verwandt mit dem Sekundenkleber Cyanacrylat. Der Arzt spritzt ihn in die Vene, um sie zu verschliessen. Bei einem von vier Patienten entzündet oder verfärbt sich danach die Vene.
So verhindern Sie Krampfadern
- Gehen Sie jeden Tag mindestens eine Stunde lang zu Fuss.
- Gehen Sie, wenn immer möglich, barfuss, oder tragen Sie flache Schuhe.
- Tragen Sie Kompressionsstrümpfe der Klasse 2.
- Vermeiden Sie langes Stehen oder Sitzen. Lagern Sie die Füsse nach langem Stehen oder Sitzen hoch.
- Vermeiden Sie bei einer leichten Venenschwäche Hitze (z.B. Sauna).
- Duschen Sie die Unterschenkel ein- bis zweimal täglich ab – abwechselnd kalt und warm.
- Verzichten Sie auf Zigaretten.