Das Training im Fitnesscenter Aurum dauert nur sechs Minuten pro Woche. Es besteht aus sechs Kraftübungen, die man während je einer Minute ausführt. Dazu gehören bekannte Übungen wie etwa Kniebeugen, Rudern oder Klimmzüge. Das Besondere dabei: Die Kunden gehen beim Training bis an ihre Leistungsgrenze, danach sollen sie sich eine Woche lang erholen. Das sei ideal für Leute, die wenig Zeit haben, schreibt die Fitnesscenter-Kette.
Aurum liess eine spezielle Maschine konstruieren, die mit einem Computer verbunden ist. Dieser misst die Leistung der Kunden und stellt den Widerstand der Maschine so ein, dass die Kunden einen maximalen Kraftaufwand leisten müssen. Damit könne man «bessere Ergebnisse» für die Muskeln und das Herz erzielen als mit einem klassischen Krafttraining. Die Kette expandiert schnell: In wenigen Jahren eröffnete Aurum 40 Lokale in der Schweiz.
Sechs Minuten pro Woche sind zu wenig für Muskelwachstum
Unter Sportfachleuten ist die Skepsis gross. Sportwissenschafter Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln sagt, Aurum versuche, den Wunsch vieler Leute nach einem grossen Erfolg mit möglichst geringem Aufwand zu erfüllen. Das sei ein «klassischer Hype». Der Nutzen sei wissenschaftlich nicht belegt. Sechs Minuten Training seien zu wenig, sagt Froböse: Um das Wachstum der Muskeln zu fördern, müsse man mindestens zwei- bis dreimal pro Woche trainieren.
Es sei auch nicht notwendig, bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit zu gehen: «Das Muskelwachstum setzt ab der Hälfte der Maximalkraft ein», sagt Froböse. Er warnt, dass das intensive Training die Verletzungsgefahr erhöhe: «Wenn man die Muskeln so an die Grenzen bringt, werden andere Strukturen wie das Bindegewebe oder die Gelenke umso mehr leiden.»
Hinzu kommt: Das Training bei Aurum ist relativ teuer. Ein Jahresabonnement kostet in Solothurn 2490 Franken, in Zürich 2748 Franken. Solche Preise seien «unverschämt», sagt Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser.
Bessere Resultate mit klassischem Krafttraining
Fachleute wie Ingo Froböse empfehlen ein klassisches Krafttraining: «Damit erzielt man bessere Resultate.» Ein Fitnesscenter hat den Vorteil, dass man die Muskeln gezielt trainieren kann. Zudem lassen sich die Gewichte je nach Fortschritt und Bedarf stufenweise erhöhen.
Allerdings geht es auch ohne Fitnesscenter: Mit einem Medizinball, mit Kurzhanteln oder TRX-Schlingen kann man die Muskeln ähnlich gut trainieren – und das fast gratis. Das zeigt ein Vergleich verschiedener Methoden (Gesundheitstipp 2/2024). Der Gesundheitstipp hat ein Merkblatt mit Kraftübungen zusammengestellt, die man zu Hause durchführen kann.
Aurum Fitness entgegnet zur Kritik der Experten, es sei nicht so wichtig, wie oft pro Woche man die Kraft trainiert. Dies hätten Studien gezeigt. Nur: Keine der Studien hat ein Training untersucht, das nur sechs Minuten pro Woche dauert. Weiter sagt Aurum Fitness, seine Maschine sei so konstruiert, dass der Kraftaufwand während der Übungen unverändert bleibe. Diese Trainingsmethode sei so sicher, dass sie sogar zur Rehabilitation verwendet werde. Das wissenschaftlich fundierte Training und die persönliche Betreuung der Kunden würden den Preis erklären.
Gratis-Merkblatt: «Die Stube als Fitnessstudio»
Das Merkblatt können Sie hier herunterladen.