Rheuma tut weh. Der Grund: Der Körper greift die eigenen Gelenke an. Diese entzünden sich und werden weniger beweglich. Viele Rheumapatienten brauchen deshalb Kortisontabletten mit dem Wirkstoff Prednisolon. Bei einem Schub hemmt Prednisolon die Entzündung schnell. Auch Patienten mit Asthma oder allergischen Hautkrankheiten bekommen das Mittel.
Doch der Wirkstoff hilft nicht nur. Er erhöht auch das Risiko für schwerwiegende Infektionen – und das bereits bei kleinen Mengen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der US-amerikanischen Universität Pennsylvania in einer Studie. Sie werteten die Daten von 250000 Rheumapatienten aus. Diese bekamen während sechs Monaten weniger als 5 Milligramm Prednisolon. Jeder Zehnte musste wegen einer Infektion der Weichteile oder einer Lungenentzündung ins Spital. Die Wissenschafter veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin «Annals of Internal Medicine».
Doch nicht nur Rheumapatienten sind unter Kortison anfälliger. Forscher der englischen Universität Leeds fanden heraus, dass dies auch für Personen mit entzündeten Blutgefässen gilt. Diese entwickelten selbst bei Dosen von weniger als 5 Milligramm Prednisolon Infektionen der unteren Atemwege oder Bindehautentzündungen. Die Wissenschafter hatten die Daten von rund 40000 Patienten ausgewertet.
Betroffen sind aber auch Kinder. Von 3200 Kindern, die unter Asthma litten, infizierten sich laut Wissenschaftern der englischen Universität Nottingham rund 30 mit dem Varizella-Zoster-Virus – dem Verursacher von Windpocken und Gürtelrose. Ein Kind kostete das sogar das Leben. Die Kinder hatten zuvor Kortisontabletten mit den Wirkstoffen Prednisolon oder Dexamethason erhalten. Ein geringeres Infektionsrisiko hatten hingegen Kinder, die das Kortison inhalierten. Sprays wirken im Gegensatz zu Tabletten nur lokal.
Kortison lindert Juckreiz und Entzündungen
Am häufigsten setzt man Kortison in Salben und Sprays ein. Patienten mit Hautkrankheiten wie Neurodermitis streichen sich Kortisonsalben ein, um Juckreiz und Entzündungen zu lindern. Asthmatiker sprühen Kortison in den Hals, um entzündete Atemwege zu befreien und sich so vor Asthmaanfällen zu schützen. Nasensprays lassen bei einer Nebenhöhlenentzündung die Schleimhäute in der Nase und den Nebenhöhlen wieder abschwellen.
Auch Salben und Sprays mit Kortison haben ihre Tücken: Die Haut kann von häufigem Eincremen auf Dauer dünn und empfindlich werden und damit anfälliger für Allergien und Hautinfektionen. Im Rachenraum können sich Pilze vermehren, weil das Immunsystem dort geschwächt ist. In der Folge kann es zu Rachenentzündungen, Kopfschmerzen oder Heiserkeit kommen.
Fachleute raten deswegen zur Vorsicht. Rheumaarzt Hans Dieter Hüllstrung aus Liestal BL sagt: «Die meisten Patienten berichten über Nebenwirkungen.» Diese seien abhängig von der Kortisondosis und der Dauer der Behandlung. Der Basler Arzt Urspeter Masche setzt Kortison nur zurückhaltend ein. Er sagt: «Bei einer Therapie auf lange Zeit sollte man nur eine niedrige Dosis einsetzen.»
Um die Nebenwirkungen von Kortison gering zu halten, gilt es, folgende Empfehlungen zu beachten:
Tabletten nimmt man am besten am Morgen ein. Dann ist der körpereigene Kortisonspiegel am höchsten. Eine Einnahme von Kortison stört so die Abläufe im Organismus weniger.
Patienten unter Kortison sollten Abstand halten zu kranken Menschen. Vor einer Impfung sollten sie zudem den Arzt informieren, dass sie regelmässig Tabletten einnehmen.
Zwischen zwei Kortisonspritzen sollten vier bis zwölf Wochen Abstand liegen.
Asthmapatienten sollten sich nach einer Spraydosis den Mund ausspülen und die Zähne putzen. Das senkt das Risiko eines Pilzbefalls.
Kortisonsalben sollte man nur dünn auftragen. Zudem gibt es Alternativen: Salben wie Atopiclair, Eucerin Atocontrol oder Velan Skincare enthalten kein Kortison.
Statt Kortison-Nasensprays können Patienten versuchen, die Nase mehrmals am Tag mit einer Kochsalzlösung zu spülen.
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