Die Firma Dr. Goerg wirbt damit, ihr Kokosöl sei ein Schlankmacher-Fett. Der Körper könne es sofort in Energie umwandeln und lagere es nicht um die Hüfte herum ein. Ähnlich tönts bei der Migros: Kokosöl enthalte Fettsäuren, die Fettdepots nur schwer speichern würden. Der Internethändler Eurasiatrade behauptet gar, mit Kokosöl könne man Herzkrankheiten, Diabetes oder Krebs bekämpfen. Auch in einigen Ratgeberbüchern wird das tropische Fett als wundersames Heilmittel angepriesen.
Experten kritisieren solche Versprechen. Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule: «Dazu fehlen Studien.» Der «Hype» rund ums Kokosöl sei «wissenschaftlich nicht untermauert».
Kokosöl besteht zu 90 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Deshalb ist es bei Raumtemperatur fest und milchig. Ein Zuviel an diesen Fettsäuren ist allerdings nicht gesund. Die American Heart Association riet deshalb vor kurzem von Kokosöl ab. Es erhöhe das schädliche Cholesterin – ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Positive Effekte, die dies ausgleichen würden, seien nicht bekannt. Das bestätigt David Fäh: Es gebe keinen Beweis, dass Kokosöl gesünder sei als Butter oder andere Lebensmittel mit vielen gesättigten Fetten.
Auch zum Abnehmen empfiehlt Fäh das Öl nicht. Möglicherweise hätten die Fettsäuren im Kokosöl zwar gewisse Vorteile. «Der Körper kann Energie aus dem Fett aber nicht vernichten», sagt er. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält fest, die vermeintlichen Schlankmacher-Fette, wie sie im Kokosöl vorkommen, seien «kein geeignetes Mittel, um längerfristig Gewicht zu verlieren».
Fachleute empfehlen, Kokosöl sparsam einzusetzen. Charlotte Weidmann von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung sagt: «Verwendet man es oft in der Küche, nimmt man zu viele gesättigte Fettsäuren auf.» Sie rät, stattdessen Pflanzenöle mit einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu verwenden, vor allem Rapsöl. «Die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren fördern die Gesundheit.» Das heisst allerdings nicht, dass man vollständig auf Kokosöl verzichten sollte. Es gebe kulinarische Gründe dafür, sagt David Fäh. Er verwendet es gelegentlich zu asiatischen Gerichten.
Die Migros räumt ein, dass sie «ein paar generelle Aussagen» so heute nicht mehr machen würde. Dr. Goerg sagt, sie werde die Produktinformation überarbeiten.
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