Viele Leute klagen im Winter über raue, gerötete und rissige Haut. Der Grund: Kalte und trockene Luft entzieht der Haut Feuchtigkeit. Zudem produziert die Haut in den Wintermonaten weniger Talg und Schweiss. Körperöle können helfen: Sie halten die Haut geschmeidig und verhindern den Feuchtigkeitsverlust.
Trockene, bereits geschädigte Haut nimmt schädliche Stoffe schneller auf. Wichtig ist deshalb, dass Inhaltsstoffe der Öle die Haut nicht zusätzlich reizen.
Doch bei vielen Produkten ist das der Fall, wie ein Test des Gesundheitstipp zeigt. Von zwölf getesteten Ölen enthielten nur zwei keine bedenklichen Duftstoffe oder giftige Rückstände. Der Gesundheitstipp liess die Öle im spezialisierten Labor auf Stoffe untersuchen, die allergische Reaktionen oder gar Krebs auslösen können (siehe Unten «So wurde getestet»).
Bestnoten für zwei Produkte aus der Migros
Am besten schnitten zwei Produkte aus der Migros ab (siehe Tabelle im PDF): Sie enthielten keine der bedenklichen Substanzen. In den Ölen von Farfalla und Avène fanden sich ebenfalls keine allergenen Duftstoffe und lediglich kleine Verunreinigungen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Diese Stoffe können die Haut reizen oder die Gene schädigen. Die beiden Produkte bekamen deshalb eine Note Abzug.
Alle anderen Produkte schnitten ungenügend oder gar schlecht ab. In einigen Ölen, zum Beispiel in Bi-Oil, fand das Labor Duftstoffe, die Allergien auslösen können und besonders kritisch sind. Fachleute sprechen von Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexen Carboxaldehyd, kurz HICC. Der Stoff weist laut dem europäischen wissenschaftlichen Gremium für Verbrauchersicherheit ein hohes Potenzial für Allergien auf. HICC reduziert störende Eigengerüche eines Produkts. Weil der Duftstoff in den vergangenen Jahren so viele Kontaktallergien wie kein anderer Duftstoff ausgelöst hat, wollen ihn die EU-Behörden verbieten. HICC im Körperöl gab deshalb drei Noten Abzug.
Besonders heikle Stoffe in zwei Produkten
In den Produkten von Caudalie und Nuxe waren nebst allergenen Duftstoffen Rückstände der besonders kritischen Stoffe Benzpyrene enthalten. Sie gehören zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die Krebs auslösen können. Gelangen sie ins Wasser, können sie zudem Wasserorganismen langfristig schädigen. Die Abzüge bei beiden Ölen fielen deshalb hoch aus. Solche Stoffe sollten in Pflegeprodukten nicht enthalten sein.
Die gute Nachricht: Keines der Produkte enthielt giftige polychlorierte Biphenyle (PCB). Die Weichmacher kommen vor allem in Plastik vor.
Die Hersteller der Hautöle argumentieren alle ähnlich und verweisen darauf, dass sie die geltenden Gesetze einhalten würden. Doetsch Grether, Produzent von Bi-Oil, schreibt, die Hersteller müssten allergene Duftstoffe lediglich deklarieren. Diese würden sich nicht immer durch unbedenkliche Duftstoffe ersetzen lassen. Dennoch verspricht das Unternehmen, die Rezeptur anzupassen und künftig auf HICC zu verzichten. Die Coop-Tochter Body-Shop schreibt dem Gesundheitstipp, man könne ihr Öl ohne Bedenken verwenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Substanzen auf den Körper auswirken, sei verschwindend klein. Weleda sagt, Verunreinigungen aus der Umwelt liessen sich nicht vermeiden. In den vergangenen 20 Jahren seien nur wenige Unverträglichkeiten auf das Weleda-Öl gemeldet worden. Farfalla zeigt sich selbstkritisch: Die in ihrem Produkt nachgewiesenen Kleinstmengen an PAK seien nur «schwer akzeptabel». Man prüfe, in der Produktion einen zusätzlichen Reinigungsprozess einzuschalten.
Übrigens: Hautöl kann man sowohl auf trockener als auch auf feuchter Haut anwenden. Ein Praxistest der deutschen Stiftung Warentest mit 20 Versuchspersonen während einer Woche zeigte: Auch auf feuchter Haut ziehen die meisten Öle gut ein.
So wurde getestet
Ein spezialisiertes deutsches Labor für Kosmetikprodukte untersuchte im Auftrag des Gesundheitstipp zwölf Körperöle. Das Labor analysierte die Öle nach Duftstoffen, die allergische Reaktionen wie Rötungen, Juckreiz und Ekzeme oder gar Krebs auslösen können. Im Visier der Laborexperten waren auch giftige polychlorierte Biphenyle (PCB).
} Allergene Duftstoffe: Seit dem Jahr 2003 müssen Hersteller in der EU 26 Riechstoffe deklarieren, wenn pro Stoff mehr als 10 Milligramm pro Kilo enthalten sind. Gehalte unter diesem Schwellenwert stufen Behörden europaweit als «sicher auch für empfindliche Menschen» ein.
Da Duftstoffe keine pflegende Eigenschaften haben, sondern lediglich der Verkaufsförderung dienen, gab es für allergene Riechstoffe in Pflegeprodukten Abzüge. Die Bewertung des Gesundheitstipp orientiert sich an den Empfehlungen des Wissenschaftlichen Ausschusses «Verbrauchersicherheit» der Europäischen Kommission. Sie will drei besonders potente allergene Duftstoffe verbieten, 20 weitere Duftstoffe stuft sie als «besonders bedenklich» ein. Die Liste der allergenen Duftstoffe möchte das Gremium zudem erweitern.
} PAK: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind Rückstände von unvollständigen Verbrennungsprozessen. Quellen sind etwa Abgase, Zigarettenrauch und die Industrie. Um den PAK-Gehalt zu bestimmen, messen Chemiker 16 Substanzen. Einige davon, wie Benzpyrene, können beim Menschen Krebs auslösen. Produkte des täglichen Bedarfs sollten möglichst wenig PAK enthalten. Für Fachleute ist klar: Bei Kosmetika lassen sich Gehalte über 1 Mikrogramm pro Kilo vermeiden. Der Gesundheitstipp gab ab 5 Mikrogramm Abzüge – auch wenn die Werte keine gesetzlichen Grenzen überschritten.