Das Training auf der Vibrationsplatte erhöhe «nachweisbar die Knochendichte und verhindert damit die Osteoporose». Das schreibt das Schaffhauser Fitnessstudio Bodywerk auf seiner Website. Das Studio Pilates-Athletica in Muttenz BL verspricht gar, dass Powerplate als einziges Training «signifikant die Knochendichte verbessert». Und Bodywell in Gümligen BE will Älteren helfen, «verlorene Knochendichte wieder aufzubauen».
Mittlerweile bieten vielen Fitnessstudios die Powerplate-Therapie gegen den Knochenschwund an. Dabei steht man 10 bis 20 Minuten auf der Platte, die den Körper durchschüttelt – bis zu 40-mal in der Sekunde. Pro Training zahlt man 40 bis 90 Franken.
Kein Beleg für Aufbau der Knochenmasse
Doch die vollmundigen Versprechen der Fitnessstudios sind kaum belegt, wie verschiedene Forscher sagen. Eine wichtige Studie kommt von der Universität in Oklahoma (USA) und stammt aus dem Jahr 2011. Das Fazit der Forscher: Es sei «unklar», ob die Powerplate tatsächlich neue Knochenmasse bilden könne. Das staatliche Büro für Gesundheitsforschung im US-Bundesstaat Minnesota sagte im gleichen Zeitraum, es gebe «sehr wenige wissenschaftliche Beweise» zum Nutzen bei Osteoporose.
Und Studenten der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur ZH stellten zwei Jahre zuvor in einer Studienrecherche fest: Es gebe keinen Beleg, dass Powerplate die Knochenmasse wiederaufbauen könne. Der Grund: Wenige Studien mit zu wenigen Teilnehmern.
So verglichen zum Beispiel Forscher der spanischen Extremadura- Universität bei gesunden Frauen, ob für die Knochendichte das Trainieren auf der Vibrationsplatte besser ist als ein Spaziergang zwei- bis dreimal in der Woche. Nach acht Monaten konnten die Forscher keine klare Aussage machen, zu gering waren die Effekte. Kein Wunder: Es nahmen gerade mal 36 Frauen an der Studie teil.
Anderes Beispiel: Forscher der Katholischen Universität Leuven in Belgien schickten 70 gesunde Frauen entweder auf die Vibrationsplatte oder ins Krafttraining. Nach sechs Monaten hatte sich die Knochendichte in der Hüfte bei der Powerplate-Gruppe zwar unwesentlich verbessert, bei den Kraftsportlerinnen hingegen nicht. Im Knochen der Wirbelsäule gab es jedoch in beiden Gruppen keine Verbesserungen.
Die Zürcher Studenten kamen zum Schluss: Powerplate eigne sich allenfalls für ältere Patientinnen, die wegen Sturzgefahr kein anderes Training machen können. Für körperlich fitte Frauen würden ein konventionelles Kraft- und Gleichgewichtstraining sowie sportliche Betätigung ein ebenso gutes, «wenn nicht besseres Resultat» bringen.
Auch Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sieht keinen Vorteil in der Vibrationstherapie: «Patientinnen nützt die Methode nicht mehr als Wandern in hügeligem Gelände oder als Sportarten, die Knochen etwas bewegen und erschüttern.» Die anderen Möglichkeiten seien nicht nur günstiger, sondern auch effektiver.
Für Fitnesscoach Fritz Bebie aus Erlenbach ZH ist klar: «Es geht auch ohne Vibration.» Das Risiko für Knochenbrüche lasse sich durch regelmässige Spaziergänge, Nordic Walking, Velofahren, Langlauf oder Tanzen gut reduzieren. Bebie: «Man muss mit seinem eigenen Körpergewicht arbeiten, um die Knochen zu belasten.» Zudem tue «frische Luft auch der Psyche gut, und man tankt das wichtige Vitamin D».
Kommt dazu: Das Trainieren auf einem Powerplate-Gerät ist nicht für jedermann harmlos. Viele Patienten dürfen es gar nicht benützen, so bei Bluthochdruck, fortgeschrittener Osteoporose, akuter Migräne, Arthrose oder schwerem Diabetes sowie bei Tumoren, Epilepsie oder akuten Entzündungen.
Hier hakte das Büro für Gesundheitsforschung in Minnesota nach: Über potenzielle Schäden für die Patienten sei wenig bekannt. «Solange das nicht geklärt ist, darf man keine Aussagen über den Nutzen bei Prävention und Behandlung von Osteoporose machen.»
Hersteller Powerplate schreibt, das Training auf der Platte sei «höchst effizient», spare Zeit und schone insbesondere die Gelenke im Vergleich zu vielen anderen Aktivitäten. Natürlich seien Wandern, Velofahren usw. wünschenswert. Allerdings müssten Motivation, Zeit und physische Verfassung des Patienten das auch zulassen. Ähnlich argumentiert Bodywerk aus Schaffhausen.
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