Es passiert am 5. Januar 2018 in einem Zürcher Spital: Eine hochschwangere Frau ist dabei, ihre Tochter zu gebären. Der Kopf des Kindes liegt in einer schwierigen Position, die Geburt geht nicht vorwärts. Die Ärzte entscheiden sich für einen Dammschnitt: Sie schneiden die Haut zwischen Scheide und After auf, damit das Kind schneller zur Welt kommt.
Für die Mutter ist die Situation traumatisch, sie zieht das Spital vor Gericht. Sie beklagt, die Ärzte hätten den Dammschnitt «ohne Rücksprache oder ausdrückliche Zustimmung» durchgeführt. Sie sei «an den Geschlechtsteilen dauerhaft geschädigt». Zudem sei der Eingriff unnötig gewesen und unsachgemäss durchgeführt worden.
Der Fall kommt bis vor Bundesgericht. Es weist die Klage ab: Es habe die Gefahr bestanden, dass das ungeborene Kind «ohne Intervention nicht mehr genügend Sauerstoff bekommen hätte», heisst es im Urteil. Dies hätten die Herztöne des Kindes gezeigt. Das Baby hätte zu lange gebraucht, um aus eigener Kraft den Geburtskanal zu passieren, oder es gar nicht geschafft. Der Dammschnitt sei notwendig gewesen. Der Straftatbestand der Körperverletzung sei «eindeutig nicht erfüllt». Bereits die Vorinstanz, das Zürcher Obergericht, schrieb, es sei nicht ungewöhnlich, dass Ärzte einen Dammschnitt ohne Einverständnis einer Frau machten, wenn man rasch handeln müsse.
Weniger Dammschnitte in Geburtshäusern
Schwangere, die einen Dammschnitt vermeiden wollen, können vorsorgen. Barbara Stocker, Präsidentin des Hebammenverbandes, empfiehlt Frauen, sich vor der Geburt zu informieren, wie oft dieser Eingriff im geplanten Geburtsspital vorgenommen wird – und allenfalls ein Geburtshaus zu wählen: «Dort kommen Dammschnitte sehr selten vor.» In den Spitälern würden Ärzte bei jeder zehnten Geburt zum Skalpell greifen, in Geburtshäusern hingegen nur bei jeder hundertsten – also zehn Mal weniger. Noch tiefer ist der Anteil bei Hausgeburten. In jedem Fall empfiehlt es sich, den Damm auf die Geburt vorzubereiten: Das kann vor Verletzungen schützen (siehe Kasten).
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So bereiten Sie sich auf die Geburt vor
In der Schwangerschaft
- Massieren Sie den Damm ab der 35. Schwangerschaftswoche, z. B. mit Weizenkeimöl
- Trainieren Sie den Beckenboden, indem sie ihn abwechselnd an- und entspannen
Während der Geburt
- Wechseln Sie die Geburtsposition ständig, bleiben Sie nicht zu lange in Rückenlage
- Legen Sie feuchtwarme Kompressen auf den Damm