Ralf Mengwasser war mit dem Motorrad auf einer Tour durch Südafrika und Namibia. Es passierte, während er schlief. Ob ihn eine Mücke oder gar ein Skorpion gestochen hatte, weiss Mengwasser bis heute nicht.
«Am Morgen entdeckte ich eine kleine, entzündete Stelle am Handgelenk», erinnert sich der 52-Jährige aus Aarburg AG. Er kratzte ein wenig daran und strich die Stelle schliesslich mit Fenistil-Gel ein. Doch in den folgenden Tagen wuchs ein dicker Buckel. Er war rot, heiss und schmerzte. In einer Apotheke in Kapstadt bekam er eine Salbe mit einem Antibiotikum und eine gegen Schmerzen. Beide halfen nur wenig. Tage später, zurück in der Schweiz, musste Ralf Mengwasser den Abszess im Spital operieren lassen. «Zum Glück bekam ich keine Blutvergiftung.»
Flüssige Produkte sind besser als Salben
Kleine Verletzungen – ob Stich, Schnitt oder Schürfung – sind in den Ferien schnell passiert. Damit sich die Wunde nicht entzündet, sollte man sie richtig versorgen. Dazu gehört ein gutes Desinfektionsmittel.
Fachleute empfehlen vor allem flüssige Produkte wie Octenisept oder Betadine (siehe PDF). Doris von Siebenthal, Wundexpertin am Kantonsspital Baden AG: «Diese Mittel wirken schnell und bekämpfen die unterschiedlichsten Arten von Keimen.» Allergien treten gar nicht oder nur selten auf. Ein Nachteil von Betadine: Der Wirkstoff reagiert mit Eiweissen aus Blut, Eiter und Wundflüssigkeit. Dadurch entfärbt er sich und wirkt nicht mehr so gut. Deshalb sollte man die Wunde vorher mit Wasser reinigen.
Weniger empfehlenswert sind Desinfektionsmittel wie Bepanthen Plus und Merfen. Sie enthalten den Wirkstoff Chlorhexidin. Laut der Interessengruppe Wundspezialisten sollte man diesen «zurückhaltend verwenden». Präsidentin Monika Sutter: «Er wirkt gegen bestimmte Keime nur schwach.» Zudem gebe es Hinweise, dass Chlorhexidin die Zellen schädige.
Zum Versorgen kleiner Verletzungen gibt es auch eine Reihe von Wundsalben und Gels. Ihr Vorteil: Sie enthalten oft Stoffe wie Dexpanthenol oder Zinkoxid, die das Heilen der Wunde unterstützen. Zudem hinterlassen sie ein angenehmes Gefühl auf der Haut. Dies gilt insbesondere für das Flammazine-Gel, das häufig bei kleinen Brandwunden zum Einsatz kommt und kühlt. Zum Desinfizieren taugt das Mittel jedoch wenig. Salben haben einen weiteren Nachteil, sagt Wundspezialistin Monika Sutter: «Es bleiben Rückstände in den Wunden.» Dies könne das Heilen stören.
Wer kein Desinfektionsmittel zur Hand hat, sollte nicht zu Hausmitteln wie Alkohol greifen. «Das desinfiziert zwar, brennt aber stark», so Doris von Siebenthal. Bei leichten Verletzungen genüge es, die Wunde mit Trinkwasser auszuspülen und sauber abzudecken, zum Beispiel mit einem Pflaster. Noch besser sind Wundfolien. Sie halten die Wunde feucht. «So heilt sie besser.»
Bei Rötungen und Schmerzen zum Arzt
Auf keinen Fall sollte man an der verletzten Stelle kratzen, warnt Spezialistin Doris von Siebenthal. Denn von den Fingernägeln gelangen leicht Schmutz und Bakterien in die Wunde. Das kann auch passieren, wenn man später den Wundschorf abkratzt.
Wichtig ist, dass man beobachtet, wie sich die Wunde entwickelt. Sobald sich die Stelle rötet, warm wird, anschwillt und schmerzt, sind das Zeichen für eine Infektion und man muss zum Arzt. Ob sich eine Wunde entzündet oder nicht, hängt vom Gesundheitszustand des Patienten ab. Doris von Siebenthal: «Ein hohes Risiko haben Menschen mit geschwächten Abwehrkräften.» Dazu gehören insbesondere Patien- ten mit Diabetes. Bei ihnen heilen Wunden zudem schlechter, weil die kleinen Gefässe weniger durchblutet sind.
Hersteller Vifor schreibt, dass die Kombination zweier Wirkstoffe in Merfen die Wirksamkeit gegen Keime verbessere. Laut Mundipharma hat sich «die Verträglichkeit und Sicherheit» von Betadine seit Jahrzehnten gezeigt. Nach ihrer Erfahrung brenne das Mittel nicht. Und Flecken liessen sich leicht entfernen. Ein Vorteil der Salbe sei, dass sie «wahrscheinlich besser» auf der Haut bleibe als eine Lösung.