Schnitzel mit Pommes, Fischstäbchen, Chicken-Nuggets oder Tomaten-Spaghetti: Kindermenüs im Restaurant sind oft einfallslos und ungesund. Das zeigt auch eine Studie der Universität Heidelberg (D) von 2019. Die Wissenschafter analysierten knapp 1900 Menüs aus 500 Gaststätten. Sie stellten fest: Vier von fünf Kinderteller enthielten zu viele Kalorien, zu viel Fett, oft rotes Fleisch, aber wenig Vitamine. Studienleiter Sven Schneider kritisiert: «Die Gerichte bestehen oft aus hochverarbeiteten Fertig- oder Tiefkühlprodukten, die der Koch nur noch frittiert.» Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Kindermenüs gab es Pommes frites oder andere frittierte Kartoffelprodukte als Beilage.
Fachleute raten von solchen Kindermenüs ab. Kinder essen besser dasselbe wie Erwachsene. Das empfiehlt auch das deutsche Bundesministerium für Ernährung: Restaurants sollten «kindgerechte Portionen von Gerichten für Erwachsene» anbieten.
Das habe mehrere Vorteile, schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit in einer Broschüre über die Ernährung von Kleinkindern: Kinder schauen sich die Essgewohnheiten der Eltern ab. Abwechslungsreiches und leichtes Essen präge ausserdem ihre Geschmacksvorlieben, die sie dann ein Leben lang beibehalten.
Auch Experte Sven Schneider hält es so: «Ich frage im Restaurant, ob meine Kinder eine halbe Portion von der normalen Karte bekommen können.» So sei der Restaurantbesuch für Kinder eine ideale Gelegenheit, um Neues auszuprobieren. «Die Rüebli als Beilage oder die Sternfrucht auf dem Dessert landen dann beim nächsten Einkauf vielleicht im Einkaufswagen», sagt er.
Mit einem «Räuberteller» Neues kennenlernen
Manchmal bestellt Schneider seinen Kindern auch einen leeren Teller, einen sogenannten Räuberteller, «damit sie das Beste von unseren Tellern stibitzen können». Nur so merke das Personal, dass die Gäste sich etwas anderes wünschen. In vielen südeuropäischen Ländern wie Portugal, Spanien oder Griechenland ist es schon lange selbstverständlich, dass junge Gäste kleine Portionen der normalen Gerichte bekommen.
Und was Eltern oft vergessen: Wenn Kinder das Essen für Erwachsene nicht mögen, kann man ihnen etwas anderes zusammenstellen lassen. Viele Restaurants sind flexibel. Das empfiehlt auch Ernährungsberaterin Beatrice Fischer aus Meiringen BE: «Wie bei einem Baukastensystem können sich Kinder die einzelnen Zutaten selbst aussuchen.» Sie können zum Beispiel ein Stück Fisch, Fleisch oder eine Eierspeise und eine Stärkebeilage wählen, die sie mögen. Dazu kommt eine Portion Gemüse oder Salat. «Nach meiner Erfahrung haben viele Kinder Rohkost lieber als gekochtes Gemüse», sagt Fischer. Je nach Saison könnte das ein Tomaten-Mozzarella-Salat oder ein Nüsslisalat mit Croutons und Ei sein.