Seit drei Monaten essen Marlis Huber aus Rüti ZH und Manuela Leimgruber aus Altbüron LU keine tierischen Produkte – weder Fleisch noch Milchprodukte. Die beiden Frauen nehmen an der «Aktion Fleischlos» des Gesundheitstipp teil. Was der veganen Ernährung fehlt, ist Vitamin B12. Es spielt eine wichtige Rolle für den Energiestoffwechsel, für die Bildung von Blutzellen und zum Aufbau der Nerven. Wenn man zu wenig davon hat, riskiert man langfristig Schäden: Die Zellteilung ist gestört, man hat zu wenig Blut oder die Nerven sind dauerhaft beeinträchtigt.
Huber und Leimgruber lassen sich deshalb beim Arzt regelmässig das Vitamin B12 messen. Die Resultate zeigen: Der Wert nahm zwar bei den Frauen von Anfang an stetig ab. Bei beiden liegt er aber noch über der kritischen Grenze von 35 Picomol pro Liter Blut. Auch das gespeicherte Vitamin B12 liegt noch im grünen Bereich. Der Körper deponiert den grössten Teil des Vitamins in der Leber. Nur etwa ein Fünftel davon zirkuliert im Körper und versorgt die Zellen mit dem Nährstoff. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Nur wenn beide Werte unter der kritischen Schwelle liegen, hat man zu wenig Vitamin B12.»
«Körper speichert B12 für mehrere Jahre»
Gemäss der deutschen Gesellschaft für Ernährung tritt ein Mangel «erst nach Jahren einer unzureichenden Versorgung auf». Stéphanie Bieler von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung sagt: «Der Körper kann Vitamin B12 für mehrere Jahre speichern.» Laut Thomas Walser lassen sich Veganer am besten immer wieder einmal das Vitamin B12 im Blut kontrollieren. Die Tessiner Ernährungsberaterin Erica Bänziger sagt: «Wer jahrelang vegan isst, braucht ein Präparat mit Vitamin B12.»
Es gibt viele solche Präparate. Sie heissen zum Beispiel Becozym forte oder Berocca-Brausetabletten. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur, wenn der Arzt einen Mangel festgestellt hat. Gesundheitstipp-Ärztin Martina Frei sagt: «Wenn sich der Mangel auf diese Weise nicht beheben lässt, sind Spritzen nötig.»
In den Läden findet man zudem Fertigprodukte mit zugesetztem Vitamin B12 – zum Beispiel Brotaufstriche, vegane Spiessli und Steak-Ersatz aus Soja- und Weizeneiweiss. Solche Produkte enthalten allerdings oft viele Kalorien und industrielle Zutaten. Zudem sind sie oft teuer (Gesundheitstipp 4/2020).
Marlis Huber und Manuela Leimgruber möchten auch nach der «Aktion Fleischlos» des Gesundheitstipp vegan essen – jedenfalls vorwiegend. Marlis Huber verzichtet weiterhin auf Fleisch. Sie sagt: «Seit ich vegan esse, ist mir bewusst geworden, wie schrecklich unsere Tierhaltung ist.» Hinzu kommt, dass ihr veganes Essen gut schmeckt, vor allem Kichererbsencurry, Wraps mit Guacamole und Spinatquiche. Und: «Veganes Essen tut mir sehr gut, denn ich esse viel leichter und bin dadurch weniger müde.» Hin und wieder werde sie aber wohl ein Ei zum Zmorge essen – von den eigenen Hühnern.
«Fleisch ist für mich Beilage»
Leimgruber sagt, sie habe viele neue Rezepte und Ideen entdeckt, zum Beispiel indische Currys oder Quinoasalat. Sie sagt: «Unser Menüplan ist in den veganen Monaten viel abwechslungsreicher geworden.» Fleisch werde sie ab und zu wieder essen – «hauptsächlich Rindfleisch ab einem Hof in der Region». Denn Fleisch sehe sie weiterhin nur als Beilage. «Die Hauptrolle spielen frisches Gemüse und gesundes Getreide», so Leimgruber.
«Aktion Fleischlos»: Was bisher geschah
So begleitete der Gesundheitstipp die Teilnehmerinnen der «Aktion Fleischlos».
3/2020: Der Start der Aktion. Abnehmen und Cholesterin senken – so bereiten sich die Teilnehmerinnen auf die vegane Ernährung vor.
4/2020: Lieber selber kochen –warum Fertigprodukte für Veganer keine Lösung sind.
5/2020: Kilos verloren, Cholesterin verbessert – so gute Werte haben die Teilnehmerinnen nach nur zwei Monaten veganer Ernährung.
Gratis-Merkblatt: «Vegan essen»
Möchten Sie sich auch vegan ernähren? Das Merkblatt «Vegan essen» bietet einen Leitfaden. Zum Herunterladen unter Gesundheitstipp.ch oder zu bestellen bei: Gesundheitstipp, «Vegan essen», Postfach, 8024 Zürich.