Jedes 50. Kind entsteht in der Schweiz nicht auf natürlichem Weg, sondern im Labor. Ein Arzt setzt die befruchtete Eizelle direkt in die Gebärmutter der Frau ein. Das kostet rund 10 000 Franken – pro Versuch. Fortpflanzungsärzte fordern nun, dass die Grundversicherung in Zukunft die Kosten dafür übernimmt. Die Schweizerische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin stellte beim Bund den Antrag. Das berichtete kürzlich die «Sonntags-Zeitung».
Laut den Fortpflanzungsärzten würde das Vergüten der künstlichen Befruchtung die Kassen 42 Millionen Franken pro Jahr kosten. Doch diese Zahlen sind umstritten: Der Krankenkassenverband Curafutura verweist auf Studien, welche die jährlichen Umsätze auf 90 Millionen schätzen. Das wäre mehr als doppelt so viel.
Übernimmt die Krankenkasse eine Therapie, dürften diese mehr Leute beanspruchen. Der Basler Gesundheitsökonom Stefan Felder spricht von einer «Mengenausweitung». Curafutura warnt, jede zusätzliche Leistung in der Grundversicherung führe zu höheren Prämien. Das sagt auch der Verband Santésuisse.
Im Bericht der «Sonntags-Zeitung» hiess es, im Vergleich zu den Kosten für die künstliche Befruchtung würden Raucher das Gesundheitssystem viel stärker belasten, nämlich mit drei Milliarden Franken pro Jahr. Die Zürcher Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle hält diesen Vergleich allerdings für «sehr problematisch». Zwar sei es richtig, dass man eine medizinisch notwendige Behandlung übernehme. Künstliche Befruchtung sei hingegen nicht notwendig, sondern «der Versuch, einen Kinderwunsch zu erfüllen».
Künstliche Befruchtung scheitert oft
Hinzu kommt: Eine künstliche Befruchtung ist längst nicht immer erfolgreich. Nur bei einer von fünf behandelten Frauen kommt es zu einer Geburt, wie Zahlen des Bundesamts für Gesundheit zeigen. Es gibt auch Bedenken zur Gesundheit künstlich erzeugter Kinder. Ein Berner Forscher zeigte: Schon als Jugendliche haben solche Kinder erhöhte Blutdruckwerte. Und das Risiko für Fehlbildungen ist gegenüber natürlich gezeugten Kindern um einen Drittel erhöht (Gesundheitstipp 5/2016).
Fortpflanzungsmediziner Michael von Wolff schreibt, die Zahlen des Bundesamts seien irreführend. Laut Zahlen aus Indien betrage die Geburtenrate bis zu 80 Prozent. Zu Fehlgeburten komme es auch deshalb, weil die Betroffenen natürlicherweise keine Kinder zeugen könnten.