Mit dem Slogan «Wichtig ist, was drin ist» wirbt der Milchverarbeiter Emmi zurzeit auf Plakaten, in der TV-Werbung und im Internet für eine ganze Palette von kalten Kaffees. Drin ist nebst Kaffee und Milch vor allem eines: viel Zucker. So stecken im «Caffè Latte Macchiato» umgerechnet fünf Würfelzucker, ein einziger Becher enthält satte 182 Kilokalorien (siehe Tabelle im PDF).
Auch andere kalte Kaffees sind wahre Kalorienbomben. Das zeigt der Vergleich des Gesundheitstipp. Mit einem Becher «Ice Coffee Macchiato» von Valora schluckt man umgerechnet sieben Würfelzucker – oder 242 Kilokalorien. Das ist soviel wie ein halbe Tafel Schokolade.
Nicht nur der Zucker lässt die Kalorienzahlen in die Höhe schnellen: Alle Milchkaffees bestehen zu mindestens drei Vierteln aus Milch. Sie enthält relativ viel Fett. Einige Produkte sind noch mit Rahm angereichert – etwa die Milchkaffees von Lattesso und Emmi.
Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Solche Drinks sind nicht zu empfehlen.» Die vielen Kalorien nehme man in flüssiger Form schneller auf als in fester. Zudem bleibe man so weniger lang satt.
Weniger Zucker in veganem Kaffee
Besser schnitten im Vergleich Kaffees mit Pflanzenmilch ab. Die veganen Produkte enthalten viel weniger Kalorien als die Milchkaffees. Statt Milch verwendeten die Hersteller Hafer-, Soja- oder Mandeldrinks. Der leichteste vegane Kaffee, «Alpro Mandel», enthält 73 Kalorien. Das ist weniger als ein Drittel des Milchkaffees von Valora.
Ein Grund dafür: In den veganen Kaffees steckt weniger Zucker. Ausserdem enthalten Pflanzendrinks weniger Fett. Denn die Hersteller verwenden hauptsächlich Wasser und eine Paste aus Soja, Mandel oder Hafer.
Fast alle Kaffees im Vergleich enthalten Zusatzstoffe. Beim «Starbucks Caffè Latte» sind es insgesamt vier. Die Zusatzstoffe machen das Getränk länger haltbar und sorgen dafür, dass es sämig ist.
Allerdings besteht bei manchen Stoffen das Risiko für Nebenwirkungen. Der deutsche Ernährungsexperte Hans-Ulrich Grimm sagt: «Besonders Phosphate sind problematisch.» Sie stehen im Verdacht, Allergien und Asthma auszulösen. Phosphate sind im «Caffè Latte Macchiato» von Emmi, im «Alpro Mandel» und im «Alpro Hafer» enthalten. Bei anderen Zusatzstoffen ist unklar, wie sie in grossen Mengen und über längere Zeit wirken. Die Ernährungsberaterin Beatrice Fischer aus Kehrsatz BE rät, so wenig Zusatzstoffe wie möglich zu konsumieren. Keine solchen Stoffe hats im «Caffè Lattesso Macchiato» und im «Ice Coffee Macchiato».
Einige Getränke haben zu viel Koffein
In einigen Getränken steckt zudem viel Koffein. Der «Ice Coffee Macchiato» von Valora hat den Koffeingehalt von rund vier Espressi. Das Koffein im «Starbucks Caffè Latte» entspricht demjenigen von über drei Espressi. Beatrice Fischer: «Das ist bereits die maximal empfohlene Menge pro Tag.» Zu viel Koffein kann Nervosität und Schlafstörungen auslösen.
Espresso, Milch, Eis – und fertig ist der Drink
Als Alternative zu kalten Kaffeedrinks empfiehlt David Fäh «einen frischen Kaffee zu einer Zwischenmahlzeit». Kalten Milchkaffee kann man aber auch selber machen. Beatrice Fischer nimmt einen frischen Espresso, füllt ihn in einen Thermosbecher und gibt Milch hinzu. Dann fügt sie Eiswürfel bei – und fertig. Ähnlich bei der veganen Variante: Man nimmt statt Milch einen Pflanzendrink.
Die Firma Innoprax stellt den «Ice Coffee Macchiato» für Valora und den «Caffè Lattesso Macchiato» her. Sie schreibt, es sei «nicht weiter aussergewöhnlich», dass die Getränke relativ viel Zucker, Kalorien und Koffein enthalten. Nebst zugesetztem Zucker sei Vollmilch drin. Rund die Hälfte des Zuckers komme natürlich in der Milch vor. Darauf weist auch Starbucks hin. Die Getränke seien eine «gesündere» und natürliche Alternative zu Energy-Drinks, schreibt Innoprax.
Emmi sagt, viele Konsumenten wollten gekühlten Kaffee gesüsst. Die Kaffeedrinks seien «eher ein Dessert», daher sei der zugesetzte Rahm und Zucker vertretbar. Zudem habe Emmi den Zucker im «Caffè Latte» stetig reduziert. Wenn möglich, verzichte man auf Zusatzstoffe. Die Hersteller verweisen darauf, dass sie auch Kaffees ohne Zucker und mit weniger Kalorien herstellen.