Sie starten am 12. März am Engadiner Skimarathon. Sind Sie gut vorbereitet?
Ja, alles andere wäre nicht ideal.
Wie haben Sie dafür trainiert?
Ich lebe im Engadin und gehe seit der Kindheit regelmässig wandern, biken und skifahren. So habe ich eine Grundausdauer. Wer an den Engadiner will, ansonsten aber wenig Sport treibt, sollte im Sommer mit Trainieren beginnen. Dabei gilt es, das Tempo am Anfang tief zu halten und langsam zu steigern. Am Rennen muss man zweieinhalb bis drei Stunden durchhalten können.
Waren Sie früher ehrgeiziger?
Ja. Erst ab 60 habe ich gemerkt, dass ich es gelassener angehen sollte. Ich staune manchmal, wie verbissen einige Läufer in meinem Alter sind. Dann bleibt aber die Freude rasch auf der Strecke. Mein Ziel ist es, heil anzukommen und den Lauf, die Natur und die Leute zu geniessen. Ich muss nicht mehr ans Limit gehen und achte besser auf die Signale meines Körpers als früher.
Wie zeigt sich Ihre Gelassenheit beim Rennen?
Ich lasse jüngere Läufer vor – selbst wenn sich einer rücksichtslos vordrängt.
Das war vor 40 Jahren anders?
Ja, als junger Mann gab ich Vollgas. Im Turnverein von Celerina haben wir uns gegenseitig angespornt. Jeder wollte den anderen schlagen. Mein bestes Resultat am Engadiner war der 280. Rang, da war ich 39.
Wie hat sich der Engadiner über die Jahrzehnte verändert?
Der technische Fortschritt war gewaltig, in der Lauftechnik und beim Material. 1976 lief ich noch im normalen Trainer, mit Holzski und Bambusstöcken. Heute tragen die Läufer Funktionswäsche. Ski und Stöcke sind aus Karbon, was das Langlaufen schneller machte. Mit dem Langlaufboom in den 1980er-Jahren schnellte auch die Teilnehmerzahl in die Höhe. Heute sind es gegen 14000 Läufer.
Gibt es Dopingkontrollen?
Ja, bei den Spitzensportlern. Ich wurde übrigens vor 30 Jahren auch einmal positiv getestet – bei einer Studie der ETH Zürich, bei der ich freiwillig mitmachte. Ich trug einen Chip und musste nach dem Lauf eine Laktat- und eine Urinprobe abgeben. 14 Tage später erfuhr ich, dass ich gedopt war.
Wie kam das?
Zwei Wochen vor dem Lauf war ich stark erkältet. Der Hausarzt gab mir ein unverdächtiges Medikament. Das Problem: Es enthielt eine Substanz, die auf der Dopingliste stand. Für einen Profisportler wäre ein solches Versehen verheerend gewesen.
Was essen Sie unmittelbar vor dem Lauf?
Am Morgen esse ich Haferflocken mit Milch und einige Scheiben Brot. Dazu trinke ich eine Ovomaltine. Bis zum Start gibts dann noch viel Wasser und isotonische Getränke. Auf keinen Fall sollte man ein Steak oder Spiegeleier essen, wie uns früher von älteren Herren geraten wurde. Das ist Humbug.
Haben Sie vor, irgendwann mit dem Langlaufen aufzuhören?
Nein. Solange ich bei der Abfahrt vor Pontresina in die Hocke kann, mache ich mit. Ich will aber kein Hindernis für andere Läufer sein. Falls das passiert, mache ich Schluss.