Vor vier Jahren bestieg Kurt Meyer seinen ersten Dreitausender. Mit einer Senioren-Wandergruppe des Schweizer Alpenclubs (SAC) war er auf dem Flüela-Schwarzhorn. «Das hat mir viel Freude gemacht», erinnert sich der 75-Jährige. «Für einen Bergwanderer ist so eine Tour fast wie eine Krönung.» Der Aufstieg mit rund 800 Höhenmetern war für Meyer problemlos: «Meine Kondition ist gut, weil ich regelmässig in den Bergen bin.» Er schätzt es auch, mit anderen zu wandern: «Allein würde ich eine solche Tour nicht machen. Die Gruppe gibt mir eine gewisse Sicherheit.» Das Schwarzhorn eigne sich auch für Anfänger ohne Bergsteigererfahrung: «Die Wanderung ist nicht besonders streng und man kann mit dem Postauto bis zum Flüelapass fahren.» Als pensionierter Gärtner interessiert sich Meiyer nicht nur für die sportliche Leistung, sondern auch für die alpine Flora: «Wenn ich den seltenen gelben Alpenmohn entdecke, flippe ich fast aus.»
Dünnere Höhenluft macht schneller müde
Laut einer Liste des Geografen Konrad Weber gibt es in der Schweiz mehr als tausend Berge, die 3000 bis 4000 Meter hoch sind. Darunter sind Gipfel wie der Eiger, der Tödi oder der Piz Palü. Allerdings führen nur auf wenige dieser Berge weiss-rot-weiss markierte Wanderwege. Und auch sie sind anspruchsvoll: Die Höhendistanz einiger Touren beträgt 1000 bis 2000 Meter. Und wenn man oben ist, muss man meist aus eigener Kraft wieder absteigen, weil keine Seilbahn in der Nähe ist. Zudem vermindert die dünnere Luft die körperliche Leistungsfähigkeit.
Der Gesundheitstipp hat acht Touren auf Dreitausender zusammengestellt, die auch für Wanderer machbar sind, die noch nie einen solchen Gipfel bestiegen haben. Dazu gehören der Piz Languard und der Munt Pers im Engadin oder die Bella Tola im Val d’Anniviers (siehe Tourenbeschreibungen).
Alle diese Berge liegen in den Kantonen Graubünden und Wallis. Zwar gibt es auch in den Berner und Innerschweizer Alpen viele Dreitausender. Doch diese sind nicht mit Wanderwegen erschlossen. Deshalb sind sie nur für Alpinisten mit Kletterkenntnissen oder zusammen mit einem Bergführer begehbar.
Wer zum ersten Mal auf einen Dreitausender wandern möchte, muss sich gut vorbereiten. Bergführer und Ausbildungsleiter Rolf Sägesser vom SAC sagt: «Man kann eine solche Wanderung nicht schnell am Wochenende machen, wenn man keine Erfahrung hat.» Ein gezieltes Training bringe die nötige Fitness. Sägesser: «Wenn man am Berg körperlich und psychisch überfordert ist, raubt das Energie und geht auf Kosten der Sicherheit.»
Dreitausender besteigt man am besten zwischen Mitte Juli und Mitte September. Vor- oder nachher liegt oft Schnee, was das Wandern erschwert. Bis zum Sommer bleibt also genügend Zeit fürs Training. Andreas Wipf ist Projektleiter bei den Schweizer Wanderwegen. Er empfiehlt, die Kondition durch kleinere Wanderungen mit ein paar hundert Höhenmetern aufzubauen: «So gewöhnen sich die Muskeln ans Auf- und Absteigen.» Eine oder zwei Wochen vor einer Tour auf einen Dreitausender sollte man auf einen Berg von 2000 bis 2500 Metern: «Das ist gut, um sich zu akklimatisieren. Und man merkt dabei, wie gut man die Höhe verträgt.»
Höhenkrankheit bereits ab 2500 Meter
Die Höhenluft kann einem eine Tour gründlich vermiesen, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Rolf Sägesser: «Bei ungenügender Fitness kann die Höhenkrankheit schon ab 2500 Metern auftreten.» Deshalb empfehlen die Wanderexperten, sich langsam an die Höhe zu gewöhnen. Andreas Wipf: «Wenn man nicht schon etwas akklimatisiert ist, hilft es, in einer nicht zu hoch gelegenen Berghütte zu übernachten und erst am nächsten Tag zum Gipfel aufzusteigen. Tastet man sich langsam an den Berg heran, kann sich der Körper besser an die Höhe anpassen.» Auch Sägesser empfiehlt eine Nacht in einer Hütte: «Es gibt dort Informationen über das Wetter und allfällige Schneefelder am Berg. Zudem ist es ein spezielles Erlebnis.» Damit man keine Höhenkrankheit bekommt, rät er, am Tag vor der Gipfelbesteigung von der Hütte aus ein paar hundert Höhenmeter aufzusteigen.
Wichtig für das Gelingen einer Bergwanderung ist auch das Planen der Tour. «Als ersten Dreitausender sollte man eine Wanderung mit wenig Höhenmetern wählen», sagt Andreas Wipf, «sodass die körperlichen Anforderungen nicht zu hoch sind.» Ziele wie das Sparrhorn bei der Belalp sind mit rund 900 Höhenmetern für viele Wanderer gut zu bewältigen. Mit einer Sesselbahn kann man den Auf- oder Abstieg zudem mehr als halbieren. Auch beim Munt Pers beim Berninapass fährt eine Seilbahn in die Nähe des Gipfels. «Der Munt Pers bietet eine wunderschöne Aussicht», sagt Wipf. «Man sieht vom Piz Palü bis zum Piz Bernina.» Allerdings rät Wipf Nichtakklimatisierten davon ab, in einem Tag auf den Munt Pers und zurück zu fahren. «Wenn man in wenigen Stunden auf 3000 Meter fährt, ist man nur schon wegen des grossen Höhenunterschieds müde.» Besser sei es, am Tag zuvor nach Pontresina zu fahren und dort zuerst eine kleine Wanderung zu machen: «Dann hat sich der Körper an die Höhe gewöhnt.»
Tipps: So bereiten Sie sich auf Dreitausender-Tour vor
Beginnen Sie jetzt mit dem Training: Wandern Sie auf Pässe und Gipfel, die bis 2500 m hoch sind.
Klären Sie vor jeder Tour beim Tourismusbüro oder bei einer SAC- Hütte, ob der Weg schneefrei ist.
Ein Muss sind gute Wanderschuhe.
In den Bergen schlägt das Wetter schnell um. Nehmen Sie eine wasserdichte Jacke mit, ev. Wollmütze und Handschuhe.
Tragen Sie Sonnenhut und -brille, evtl. langärmelige Kleider.
Nehmen Sie genug zu Trinken mit, mindestens 1,5 Liter.
Fahren Sie nicht zu schnell in die Höhe. Planen Sie eine Übernachtung in einer Berghütte ein.
Munt Pers (3207 Meter)
Kanton Graubünden (Berninapass)
Route: Von der Bahnstation Bernina Diavolezza Aufstieg zur Bergstation der Diavolezza- Seilbahn. Von dort über den Südhang zum Gipfel. Zurück zur Bergstation.
Wanderzeit: 4,5 Stunden
Aufstieg: 1114 Meter
Abstieg: 234 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2+1
Infos: www.tourentipp.de,
unter Suchbegriff «Munt Pers» eingeben
Schwarzhorn (3147 Meter)
Kanton Graubünden (Flüelapass)
Route: Von der Postauto-Haltestelle Susch Aufstieg ins Hochtal von Radönt zur Schwarzhornfurgga, von dort auf Zickzackweg zum Gipfel. Abstieg auf dem gleichen Weg.
Wanderzeit: 4,5 Stunden
Aufstieg: 815 Meter
Abstieg: 815 Meter
Schwierigkeitsgrad: T2+1
Infos: www.wanderland.ch/de/routen/route-0792
Bella Tola (3025 Meter)
Kanton Wallis (Val d’Anniviers)
Route: Per Postauto nach St-Luc, mit der Standseilbahn nach Tignousa. Aufstieg zum Lac de la Bella Tola. Aufstieg zum Grat und weiter zum Gipfel. Auf gleichem Weg zurück.
Wanderzeit: 4,5 Stunden
Aufstieg: 839 Meter
Abstieg: 839 Meter
Schwierigkeitsgrad: T21
Infos: www.myswitzerland.com/de-ch/der-aussichtsberg-im-val-d-anniviers
Piz Umbrail (3003 Meter)
Kanton Graubünden (Münstertal)
Route: Mit Postauto zum Umbrailpass, Aufstieg zum Piz Umbrail, Abstieg zum Bergsee Lai da Rims und weiter nach
Santa Maria im Münstertal.
Wanderzeit: 5,5 Stunden
Aufstieg: 610 Meter
Abstieg: 1735 Meter
Schwierigkeitsgrad: T32
Infos: www.wandern.ch/3000
Oberrothorn (3414 Meter)
Kanton Wallis (Zermatt)
Route: Von der Seilbahnstation Unterrothorn zum Furggji. Aufstieg zum Oberrothorn. Zurück zum Furggji und weiter via Stellisee zur Seilbahnstation Blauherd.
Wanderzeit: 3,5 Stunden
Aufstieg: 520 Meter
Abstieg: 1040 Meter
Schwierigkeitsgrad: T32
Infos: www.wandern.ch/3000
Piz Languard (3262 Meter)
Kanton Graubünden (Pontresina)
Route: Von Pontresina zur Alp Languard, durchs Val Languard zur Berghütte Chamanna da Georgy und weiter zum Gipfel. Abstieg auf dem gleichen Weg bis zur Bergstation des Sessellifts Alp Languard.
Wanderzeit: 6,5 Stunden
Aufstieg: 1440 Meter
Abstieg: 937 Meter
Schwierigkeitsgrad: T32
Infos: www.engadin.stmoritz.ch ] Sport ] Bergsteigen ]Hochtouren ]Piz Languard
Faltschonhorn (3022 Meter)
Kanton Graubünden (Vals)
Route: Aufstieg von Vals über die Leisalp und die Fuorcla da Patnaul zum Gipfel. Abstieg auf der gleichen
Wanderzeit: 8,5 Stunden
Aufstieg: 1770 Meter
Abstieg: 1770 Meter
Schwierigkeitsgrad: T32
Infos: www.vals.ch ] Berge & Bahnen ] Wandern und Wege ] Faltschonhorn
Sparrhorn (3021 Meter)
Kanton Wallis (Belalp)
Route: Mit der Seilbahn von Blatten zur
Belalp. Auf dem Fahrweg zum Lüsgasee.
Aufstieg über einen Grat zum Sparrhorn. Abstieg zur Bergstation der Sesselbahn.
Wanderzeit: 4,5 Stunden
Aufstieg: 965 Meter
Abstieg: 357 Meter
Schwierigkeitsgrad: T32
Infos: www.wandern.ch/3000