In den vergangenen knapp zwei Jahren hat sich der Preis des Erdöls mehr als verdoppelt. Mitte Januar 2016 kostete beispielsweise die Sorte Brent 29 US-Dollar pro Fass. Bis Ende November 2017 stieg der Preis auf gut 63 Dollar.
Neben Öl verzeichneten auch andere Rohstoffe einen Aufschwung – wenn auch in den meisten Fällen weniger stark. Das zeigt sich im breit angelegten Bloomberg Commodity Index (Grafik im PDF «Rohstoffe: Bloomberg Commodity Index»). Er kletterte von 148 Punkten Mitte Januar 2016 auf nunmehr 175 Punkte. Dieser Index enthält 20 Energie-, Metall- und Landwirtschaftsrohstoffe: von Erdöl und Erdgas über Kupfer und Gold bis hin zu Soja und Schweinen.
Kommt da ein neuer, langandauernder Aufschwung, der den Anlegern satte Renditen bescheren wird? Solche Perioden gab es in der Vergangenheit. Die letzte setzte im Jahr 2002 ein, ausgelöst von Chinas Rohstoffhunger, und dauerte bis 2008. Der Bloomberg Commodity Index verdreifachte sich in dieser Zeit (Grafik). Je länger der Rohstoffboom dauerte, umso mehr Anleger investierten in Rohstoffe. Wer zu spät auf den Zug aufsprang, kam unter die Räder: Der Index notiert heute immer noch rund 60 Prozent unter seinem Höchststand im Jahr 2008.
Effektiv war der Absturz für Anleger noch schlimmer. Der Grund: Die Anleger oder entsprechende Fonds können Rohstoffe mit Ausnahme der Edelmetalle nicht direkt kaufen. Wie sollen sie zum Beispiel Gas oder Schweine lagern oder halten? Die Käufe und Verkäufe erfolgen auf Termin, das heisst auf Zeitpunkte in der Zukunft. So kommt es nie zu echten Lieferungen. Ein besonderes Merkmal dieser Terminkontrakte ist aber: Ihre Renditen bleiben sehr oft hinter der eigentlichen Preisentwicklung der Rohstoffe zurück.
Investitionen in Rohstoffe sind für Anleger kein Muss
Trotzdem gibt es immer wieder Perioden, in denen sich Investitionen in Rohstoffe über Terminbörsen lohnen. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass entsprechende Indexfonds oder aktiv verwaltete Fonds in den kommenden Jahren gut rentieren. Doch über lange Frist waren die Resultate zumindest in der Vergangenheit enttäuschend.
Andreas Homberger von der Zürcher Vermögensverwaltungsfirma Hinder Asset Management untersuchte die Zeitspanne 1969 bis Ende 2015. Resultat: Eine breite Investition in Rohstoffe rentierte schlechter als Obligationen und viel schlechter als Aktien. Zwischendurch kam es bei Rohstoffen zu Verlusten von bis zu 77 Prozent und die Erholungsphase dauerte im ungünstigsten Fall über 30 Jahre. Homberger schliesst daraus: Rohstoffe sind nicht als eiserner Bestandteil eines Wertschriftendepots zu betrachten.
Doch es gibt eine Alternative: Investitionen nicht in Rohstoffe, sondern direkt in Unternehmen, die Rohstoffe produzieren. Also etwa in Exxon (Öl) und Glencore (Kobalt, Aluminium, Kupfer usw.).
Eine solche Geldanlage in Unternehmen ist allerdings einem markanten Auf und Ab sowie manchmal langen Durststrecken unterworfen. Der S&P Global Natural Resources Index zeigt dies: Wie die Rohstoffe haben sich auch die Unternehmen der Branche seit Anfang 2016 insgesamt gut entwickelt. Der Index liegt aber immer noch rund 25 Prozent unter seinem Hoch im Herbst 2007.
Trotzdem: Ganz langfristig rentierten solche Unternehmen in der Vergangenheit viel besser als die Rohstoffe. Die Geldverwaltungsfirma GMO mit Sitz in Boston (USA) hat dazu Zahlen vorgelegt. Von 1925 bis 2015 rentierten Aktien der Öl- und Gasunternehmen nach Abzug der Inflation mit über 8 Prozent, Öl hingegen nur mit einem halben Prozent pro Jahr (Grafik im PDF «Renditenvergleich: Öl- und Gasfirmen vs. Öl»).
Firmen, die Erze fördern und Industriemetalle herstellen, kamen in der gleichen Zeitspanne inflationsbereinigt ebenfalls auf ein Plus von mehr als 8 Prozent im Durchschnitt der Jahre (Grafik im PDF «Renditenvergleich: Metallfirmen vs. Metalle»). Kupfer legte hingegen nur um 0,2 Prozent pro Jahr zu. Eisenerz, Blei, Zink und Aluminium verloren gar 0,2 bis 1,7 Prozent pro Jahr – dies jeweils in Dollar.
Tipps: Investments in Rohstoffe
Rohstoffe sind für Anlegerinnen und Anleger kein Muss.
Wer trotzdem in Rohstoffe investieren möchte: Die historischen Erfahrungswerte sprechen dafür, dies über Unternehmen zu tun, die Rohstoffe produzieren und verarbeiten. Die Tabelle oben zeigt eine Auswahl von Fonds, die direkt in solche Rohstofffirmen investieren.
Anlegern sollte bewusst sein, dass es bei Rohstoffen ein starkes Auf und Ab sowie lange Durststrecken geben kann.