Der Spray «Gynofit» soll dem Intimbereich einen «frischen, angenehmen Duft» verleihen. Er ist bei Coop erhältlich. Auch die Migros bietet ein Intimdeo an: Das Produkt aus der Linie «Molfina» sprüht man laut Anwendungshinweis nach dem Waschen zwischen die Beine. Der «VV Beauty Mist» von Douglas soll den Intimbereich «beleben und erfrischen». Auch in Apotheken finden sich solche Produkte. Sie kosten zwischen 4 und 40 Franken.
Fachleute wie die Zürcher Apothekerin Beatrix Falch stehen der Anwendung solcher Produkte kritisch gegenüber. «Die Haut im Bereich der Scheide ist sehr empfindlich und durchlässig», sagt sie. «Aufgetragene Stoffe können dort leichter in den Körper eindringen als an anderen Stellen.» Das Problem: Die Sprays enthalten oft eine ganze Reihe von Stoffen. Die Apothekerin warnt: «Man weiss nicht, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und welche Effekte so ein Gemisch bei einer langfristigen Anwendung hat.»
Duftstoffe lösen bei vielen Allergien aus
Ein Vergleich der Produkte zeigt: Alle sechs enthalten bedenkliche Duftstoffe (siehe Tabelle im PDF). Der Intimspray «Gynofit» übertrifft diesbezüglich alle: Von 19 Inhaltsstoffen sind 13 Duftstoffe. Viele Duftstoffe können die Haut reizen. Sie rötet sich, juckt oder brennt. Auch allergische Reaktionen sind möglich. Falch meint: «Da vor allem künstliche Duftstoffe Allergien auslösen können, sollte man auf sie besser verzichten.» Nach Nickel sind Duftstoffe die zweithäufigste Ursache einer Kontaktallergie. Das zeigt auch die Bewertung einer Käuferin des Sprays «VV Beauty Mist» im Onlineshop von Douglas. Sie schreibt: «Nach der Benutzung schlimme Allergie bekommen.»
Zwei Produkte enthalten Alkohol: das «Ellen Intim Deo» und die Intimpflege «VV Beauty Mist». Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ warnt: «Alkohol tötet die nützlichen Bakterien im Intimbereich ab.» Dabei sind Milchsäurebakterien wichtig für ein gesundes Milieu. Sind sie nicht mehr vorhanden, haben Pilze und schädliche Bakterien es leichter, sich zu vermehren. Das kann zu Infektionen führen. «Es gibt Hinweise, dass Frauen durch das Benutzen von Intimsprays öfter an Harnwegsinfekten leiden», sagt die Expertin. Zudem kann Alkohol die Haut reizen.
Schlechter Geruch kann Hinweis auf Infektion sein
Hautexpertin Schlagenhauff empfiehlt, den Intimbereich täglich mit einer milden, leicht rückfettenden Waschemulsion zu reinigen. Alternativ gibt es spezielle Reinigungsprodukte mit leicht sauren pH-Werten. «Für den Bereich des Scheideneingangs reicht warmes Wasser.» Leidet man trotzdem an einem starken Intimgeruch, kann eine Infektion mit Pilzen oder Bakterien der Auslöser sein. Hier hilft nur der Besuch beim Frauenarzt, um die Ursache abzuklären.
«Gynofit»-Hersteller Tentan gibt auf Nachfrage an, dass Frauen, die Intimsprays verwenden, sich ein parfümiertes Produkt wünschten. Andere Gynofit-Produkte biete man auch unparfümiert an. Hersteller Karo Pharma schreibt, der «Multi-Gyn»-Spray werde regelmässig getestet und sei extra für den sensiblen Intimbereich entwickelt. Ihre anderen Intimpflegeprodukte enthielten kein Parfüm und keine Duftstoffe.
Hersteller Bioturm erklärt, natürliche ätherische Öle würden dem «Intim Deo-Spray» seinen frischen Duft verleihen. Die Rezeptur sei auch bei täglicher Anwendung gut verträglich, Reaktionen auf die Inhaltsstoffe könne man jedoch nie ganz ausschliessen.
So verhindern Sie Irritationen
- Vermeiden Sie enge Hosen, Unterwäsche aus Synthetikfaser, Nylonstrümpfe und Stringtangas.
- Verzichten Sie auf Slipeinlagen mit Plastik.
- Tragen Sie luftdurchlässige Unterwäsche aus Baumwolle.
- Waschen Sie Baumwollslips bei 60 Grad.
- Vermeiden Sie Reinigungsprodukte mit Duftstoffen, Parfüm und Alkohol.