Oliven gelten als gesunder Snack. Sie enthalten nicht nur viele Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch wertvolle ungesättigte Fettsäuren und Polyphenole. Diese Pflanzenstoffe hemmen Entzündungen, schützen Zellen und Gefässe und können das Krebsrisiko senken.
Doch die Qualität von Oliven aus den Grossverteilern ist sehr unterschiedlich. Das zeigt ein Test von grünen und schwarzen Oliven aus Spanien, Griechenland und Italien. Der Gesundheitstipp liess 20 Produkte auf den Gehalt von Polyphenolen und Eisenverbindungen sowie auf Rückstände von Pestiziden untersuchen (siehe Kasten «So testete der Gesundheitstipp»).
Das Resultat: Lediglich 5 Olivenprodukte schnitten gut oder sehr gut ab, 13 waren genügend. Am meisten der gesunden Polyphenole enthielten die schwarzen Bio-Oliven von Coop Naturaplan: 460 Milligramm pro 100 Gramm. Das ergab Note 6. Aber auch die schwarzen Oliven von Manor Food, «Il Viaggiator Goloso», und die «Epikouros» von Alnatura schnitten diesbezüglich sehr gut ab. Schwarze gereifte Oliven enthielten im Durchschnitt zwei bis drei Mal so viele Polyphenole wie grüne Oliven.
Nicht alle schwarzen Oliven sind auch reif
Viele Hersteller ernten die Oliven unreif, weil sie sich so einfacher verarbeiten lassen, und behandeln sie mit Sauerstoff und Eisensalzen. Das macht die Oliven schwarz und lässt sie reif aussehen. Am meisten zugesetztes Eisen enthielten die schwarzen Oliven der Lidl-Marke «Baresa» und die schwarzen «Polli»-Oliven der Migros: rund 14 Milligramm pro 100 Gramm. Auf eine Handvoll Oliven umgerechnet, ist das mehr als die Hälfte der empfohlenen Tagesdosis von 10 Milligramm für einen Mann. Die deutsche Ernährungsexpertin Lioba Hofmann sagt: «Das ist viel, vor allem, wenn man grössere Mengen dieser Oliven isst.» Beide Oliven schnitten ungenügend ab.
Wer wissen will, ob Oliven künstlich geschwärzt sind, findet meist nur in der Zutatenliste einen Hinweis. Dort sind die Zusatzstoffe Eisengluconat, Eisenlactat, E579 oder E585, aufgeführt. Hersteller müssen nicht angeben, wie viele dieser Zusatzstoffe sie verwenden. Das ist laut der Expertin Lioba Hofmann heikel: «Grosse Mengen können für Leute mit der seltenen Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose bedenklich sein. Auch kann zu viel Eisen Infektionen und das Voranschreiten von Darmkrebs fördern.»
Bis auf «Baresa»-Oliven alle frei von Pestiziden
Erfreulich: Bis auf ein Produkt waren alle Oliven frei von Pestiziden. Nur die entsteinten schwarzen Oliven der Lidl-Marke «Baresa» enthielten Rückstände der Spritzmittel Cyhalothrin und Trifloxystrobin. Das Insektizid Cyhalothrin wirkt auf die Nerven von Läusen und anderen Schädlingen. Trifloxystrobin kommt gegen diverse Pilzkrankheiten zum Einsatz. Beide Substanzen sind giftig für Menschen, Säugetiere, Fische und Vögel. Bei Trifloxystrobin gibt es laut der englischen University of Hertfordshire Hinweise darauf, dass es negative Auswirkungen auf die Fortpflanzung oder Fruchtbarkeit haben kann.
Die Migros schreibt, der Eisengehalt der «Polli»-Oliven liege unter dem Grenzwert. Coop schreibt, sein Produkt «Grüne Oliven Mandeln» von Qualité & Prix sei inzwischen ausverkauft und werde nicht mehr ins Sortiment aufgenommen.
Lidl teilt dem Gesundheitstipp mit, der Preis der «Baresa»-Oliven sei von 65 auf 59 Rappen gesenkt worden.
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So testete der Gesundheitstipp
Zwei Labors prüften für den Gesundheitstipp je zehn Sorten grüne und schwarze entsteinte Oliven. Im Fokus:
Polyphenole: Diese Stoffe kommen etwa in Oliven, Kräutern, Walnüssen, Kakao und Heidelbeeren vor. Sie bewahren die Pflanzen vor Fressfeinden oder bestimmen ihre Farbe. Die meisten Polyphenole sind für Menschen gesund: Sie schützen Herz und Gefässe und können vor Krebs bewahren.
Eisen: Schwarze Oliven sind oft mit Eisengluconat oder -lactat gefärbt. Die zugelassene Höchstmenge liegt bei 150 Milligramm pro Kilo. Keines der getesteten Produkte überschritt diesen Wert. Da die Hersteller die Zusatzstoffe nur aus kosmetischen Gründen beifügen und der Mensch auch mit anderen Lebensmitteln Eisen zu sich nimmt, gab es für erhöhte Gehalte Notenabzüge.
Pestizide: Das Labor untersuchte die Proben auf über 600 Pestizide und ihre Abbauprodukte. Viele Substanzen sind schädlich für Menschen, Tiere und Umwelt.
So tricksen die Olivenproduzenten
Der Reifezustand bestimmt die Farbe von Oliven. Das heisst: Je länger die Frucht am Baum hängt, desto dunkler wird sie. Reife Oliven sind bräunlich oder dunkelviolett bis schwarz, weicher und haben ein mildes Aroma.
Grüne Oliven sind keine eigene Sorte, sondern unreif geerntete Früchte. Sie haben ein festes Fleisch und schmecken kräftig und leicht bitter. Hersteller färben grüne Oliven oft tiefschwarz ein, so sehen sie aus wie reife. Der Gesetzgeber erlaubt das. Beim Färbeprozess entwickelt sich auch Acrylamid, das Krebs auslösen kann. Untersuchungen in Deutschland zeigten auf, dass solche Oliven so viel Acrylamid wie Pommes frites enthalten können. Reife schwarze Oliven haben etwa 280 Kilokalorien pro 100 Gramm, grüne oder künstlich geschwärzte Oliven etwa die Hälfte. Grund: Während der Reifung entwickeln sich die gesunden Fette in der Frucht.
Der Salzgehalt von gekauften Oliven ist sehr unterschiedlich. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich. Tipp: die Früchte vor dem Essen unter dem Wasserhahn abspülen. Das senkt den Salzgehalt.