Den Rucksack schultern, die Schneeschuhe anschnallen und los gehts: Für die Reisebloggerin Anita Brechbühl (33) aus Zürich gibt es im Winter nichts Schöneres, als durch unberührten Schnee zu wandern: «Das Naturerlebnis ist überwältigend – frischer Schnee, Stille, Natur.» Anfänglich hat sie verschiedene Schneeschuhe gemietet und ausprobiert. Vor ein paar Jahren kaufte sie dann ein eigenes Paar. Sie sagt: «Ich wollte ein Modell, das im steilen Gelände griffig ist und sich auch mit Handschuhen öffnen lässt.»
Für Touren in den Bergen eignen sich in der Tat nur gewisse Modelle, bestätigt David Coulin aus Weggis LU. Er hat für den Schweizer Alpenclub mehrere Schneeschuhführer geschrieben. «In den Bergen braucht man zwingend an jedem Schneeschuh zwei Zackenleisten», sagt der Experte. Diese gewellten Metallschienen auf der Unterseite sorgen dafür, dass man beim Queren von Hängen nicht seitlich abrutscht. Auch Zehenkrallen sind bei Schuhen fürs Gebirge Pflicht: Das sind gezackte Metallflächen, die unter dem Vorderfuss liegen und senkrecht in den Schnee zeigen. Sie haken sich beim Aufstieg im Hang fest und verhindern, dass man rückwärts abrutscht.
Für Touren in steilem Gelände empfiehlt Coulin zudem Steighilfen: Dabei handelt es sich um Bügel, die man unter der Ferse befestigt. So steht diese etwas höher – wie bei einem Stöckelschuh. Das entlastet die Achillessehne und erleichtert den Aufstieg.
Schneeschuhe für Bergtouren sollten auch über eine Riemenbindung verfügen. Das sind Kunststoffbänder mit Löchern. Man befestigt sie wie einen Gurt um den Fuss. Harry Sonderegger vom Bundesamt für Sport sagt: «Riemenbindungen geben Halt und bieten auch Platz für breite Alpinwanderschuhe.» Diese sind im Gebirge nötig, damit der Fuss nicht seitlich wegknickt.
Geeignete Schneeschuhe für die Berge sind etwa die Modelle MSR Lightning Ascent, Tubbs Flex Alp oder Ferrino Trient (siehe Tabelle im PDF). Weniger gut geeignet sind Schuhe, bei denen man den Fuss in ganzer Länge auf eine Plastikplatte schnallt, wie etwa beim TSL Highlander Original. Harry Sonderegger sagt: «Bei diesen Platten besteht die Gefahr, dass sie zerbrechen.»
Schuhe mit Stollen für leichte Anstiege
Für hügelige Touren mit nur leichten Aufstiegen genügen weniger griffige Schuhmodelle. Sie brauchen nicht unbedingt Zackenleisten, Stollen reichen aus. Diese Metallstöpsel auf der Unterseite der Schuhe sorgen für Halt. Zusätzlich empfehlen die Fachleute Zehenkrallen und Steighilfen. Statt einer Riemenbindung tut es eine Ratschenbindung oder eine Bindung mit dem sogenannten BOA-System. Ratschenbindungen gleichen den Verschlüssen von Skischuhen: Man steckt ein geripptes Plastikband in ein Verschlusselement, welches das Band arretiert. Es fixiert den Fuss am Schneeschuh. Bei BOA-Bindungen steckt man den Vorderfuss in eine kappenartige Konstruktion, die sich mit einem Drehknopf und feinen Kabeln festziehen lässt. Beide Bindungen fixieren auch weichere Schuhe gut, etwa wasserfeste Wanderschuhe oder gefütterte Winterwanderschuhe. Alpinwanderschuhe sind nicht unbedingt nötig. Für hügeliges Gelände eignen sich etwa die Modelle Tubbs Wilderness oder TSL 325 Original.
Experten raten von Klettverschlüssen ab
Wer Touren in flachem Gelände bevorzugt, kann einfache Schneeschuhe verwenden. Harry Sonderegger sagt: «Ein Modell mit Stollen im Profil genügt.» Dazu gehören zum Beispiel die Schuhe TSL 225 Evo oder TSL 325 Track Easy. Die Bindungstypen Ratschen und BOA sind laut Experten auch bei solchen Schuhen geeignet. Hingegen raten sie von Klettverschlüssen ab, über die etwa die Modelle der Decathlon-Marke Quechua verfügen. «Der Schnee kann am Verschluss kleben bleiben», sagt Harry Sonderegger. «Friert der Schnee ein, lassen sich die Schuhe nicht mehr richtig schliessen.» Auch Klickverschlüsse, wie man sie vom Bauchgurt bei Rucksäcken kennt, sind nicht ideal: Sie fixieren den Fuss nicht richtig, können vereisen und sind mit Handschuhen nur schwer zu öffnen. Modelle wie TSL Symbioz Racing haben solche Verschlüsse.
Gut zu wissen: Schneeschuhe gibt es oft in unterschiedlichen Grössen. Experte David Coulin rät, nicht zu grosse Schneeschuhe zu wählen, weil man sonst leichter stolpert: «Selbst kleinere Modelle haben genug Auftrieb im Schnee.»
Die Firma Proimport führt die TSL-Schneeschuhe in die Schweiz ein. Sie sagt, das Modell TSL Symbioz Racing sei ein Laufschneeschuh, dessen Bindung man nur am Anfang und am Ende der Tour öffne. Das gelinge auch mit Handschuhen gut. Die Fussplatte des TSL Highlander Original sei aus stabilem Kunststoff, Defekte seien selten. Decathlon hält zu den Quechua-Modellen fest, bisher habe es keine Qualitätsprobleme gegeben. Der Klettverschluss diene nur dazu, die Riemen zu verstauen.
Tipps für Schneeschuhläufer
- Zum Schneeschuhlaufen brauchen Sie neben geeigneten Schuhen Teleskopstöcke mit tellerähnlichen Schneefängern.
- Ziehen Sie Kleider nach dem Zwiebelprinzip an: Je nachdem können Sie beim Aufstieg eine Schicht ausziehen.
- Verzichten Sie auf gefütterte Skihosen und tragen Sie stattdessen leichtere Tourenhosen, die sich auf der Seite öffnen lassen.
- In den Rucksack gehören eine Thermoskanne mit Tee, genügend Verpflegung und eine Karte im Massstab 1:25000.
- Nehmen Sie ein voll aufgeladenes Handy mit und tragen Sie es in der Jacke am Körper: So bleibt es warm und entlädt sich weniger schnell.
- Beachten Sie bei der Routenplanung die Wildruhezonen: Bei den Touren auf Schweizmobil.ch sind diese berücksichtigt.