Anfangs hatte sich E.K. (Name der Redaktion bekannt) noch keine Sorgen gemacht. Sie liess ihre Tochter einfach impfen, wenn der Arzt sagte, dass wieder eine Impfung fällig sei. Als ihre Tochter mit 14 Monaten die erste Impfdosis gegen Masern, Mumps und Röteln erhielt, wurde alles anders. K.: «Plötzlich bekam sie eine Infektion nach der anderen.»
Die Abwehrkräfte des bis anhin so gesunden Mädchens funktionierten überhaupt nicht mehr. «Sie war dauernd krank, schrie und bekam enorm hohes Fieber – ich war am Verzweifeln», erinnert sich die Mutter.
Ein Homöopath habe schliesslich darauf hingewiesen, dass die Beschwerden von der Impfung kommen könnten. Seither hat sich E.K. intensiv über das Thema Impfen informiert. Sie entschied, ihre – heute erwachsene – Tochter nicht mehr impfen zu lassen.
26 Impfdosen in den ersten zwei Jahren
Wie E.K. geraten viele Eltern schon früh in ein Dilemma: Das Baby ist gerade mal ein paar Wochen alt und soll schon eine ganze Reihe von Impfungen erhalten. Der Impfplan des Bundes sieht vor, dass Kinder in den ersten zwei Lebensjahren insgesamt 26 Impfdosen gegen acht verschiedene Krankheiten verabreicht bekommen. Doch Impfungen können nicht nur vor gewissen Krankheiten schützen – sie haben auch Risiken.
Impfstoffhersteller, Ärzte und Behörden wischen diese aber gerne unter den Tisch. So heisst es auf der Website des Bundesamts für Gesundheit: «Die Gefahren einer Impfung sind viel geringer als bei einer natürlichen Erkrankung.» Schwere Nebenwirkungen und bleibende Schäden seien «extrem selten».
Bloss: Über die langfristigen Folgen von Impfungen weiss man noch immer sehr wenig. Laut dem Münchner Kinderarzt und Impfexperten Martin Hirte fehlen dafür aussagekräftige Studien, die über viele Jahre Geimpfte und Nichtgeimpfte vergleichen. Er sagt: «Über das Risiko und die Entstehungsmechanismen von Impf-komplikationen ist kaum etwas bekannt.»
Moralischer Druck und Angstmache
Kommt hinzu: Der Kampf ums Impfen wird äusserst emotional geführt. Das musste auch E.K. erfahren: «Man hat mich schon als Rabenmutter beschimpft, weil ich meine Tochter nicht impfen liess.»
Auch die Behörden sparen nicht mit moralischem Druck und Angstmache. Dies zeigt die aktuelle Kampagne für die Masernimpfung. Ihr Ziel: Die Masern in der Schweiz bis zum nächsten Jahr auszurotten. Damit sich möglichst viele impfen lassen, betonen die Behörden gerne, wie gefährlich die Masern seien. Sie könnten «schwere Komplikationen verursachen» und würden «oftmals» eine Einweisung ins Krankenhaus erfordern. So heisst es in der Zeitschrift «Spectra» des Bundesamts für Gesundheit.
Doch einige Ärzte kritisieren die Kampagne des Bundes. Hausarzt und Homöopath Peter Respondek aus Luzern sagt: «Wenn das Ausrotten von Masern den Behörden zu lange dauert, ziehen sie einfach die Daumenschrauben an.» Dabei wisse niemand, was passiere, wenn Kinderkrankheiten ausgerottet seien. Ein möglicher Zusammenhang mit der massiven Zunahme von Allergien, Diabetes Typ 1, rheumatischen und anderen chronischen Krankheiten sei nie wissenschaftlich untersucht worden, so Respondek.
Für die Fachleute ist klar: Eltern brauchen in erster Linie differenzierte Informationen über die Vor- und Nachteile der einzelnen Impfungen.
So ist zum Beispiel bei Masern das Risiko für Komplikationen vor allem bei Säuglingen und ab der Pubertät erhöht. Eltern können ihre Kinder deshalb auch erst mit 10 bis 12 Jahren gegen die Krankheit impfen lassen oder dann, wenn sie häufiger mit Säuglingen Kontakt haben. Auch bei anderen Kinderkrankheiten wie Röteln oder Mumps kann man mit der Impfung zuwarten, bis die Kinder etwas älter sind.
«Windpocken sind für Kinder meist harmlos»
Umstritten ist auch die Impfung gegen Windpocken. Viele Ärzte verabreichen sie schon im frühen Kindesalter mit dem Vierfachimpfstoff, der auch gegen Masern, Mumps und Röteln wirkt. Doch Kinderarzt Martin Hirte hält es für weit besser, wenn man die Krankheit im Kindesalter durchmacht. «Dann ist sie fast ausnahmslos harmlos und man ist für den Rest des Lebens sicher geschützt.» Die Impfung habe nur «eine bescheidene Wirksamkeit und zahlreiche Nebenwirkungen». Sie schütze wahrscheinlich nur etwa 80 Prozent der Geimpften oder sogar noch weniger.
Unklar ist zudem, wie lange der Impfschutz anhält: Impft man bereits Kleinkinder, weiss man nicht, ob sie als Erwachsene tatsächlich noch geschützt sind – dann, wenn das Risiko für Komplikationen durch Windpocken steigt. Das gilt zum Beispiel während der Schwangerschaft. Kritische Ärzte raten deshalb, die Windpockenimpfung erst bei jungen Erwachsenen zu machen, die noch nicht immun sind gegen die Viren.
Das Bundesamt für Gesundheit sagt, dass die aktuelle Kampagne gegen Masern «mit sachlichen Argumenten und Fakten» und «einer Prise Humor» arbeite und nicht auf Panikmache abziele. Auch wenn man die Folgen der Ausrottung nicht kenne, wäre es «völlig unverhältnismässig», auf eine Massnahme zu verzichten, die schwere Krankheiten verhindere, um «sehr hypothetische Gesundheitsrisiken» in anderen Bereichen zu verhindern, so Mediensprecher Marcel Marti.
Die meisten Impfstoffe werden laut dem Bundesamt schon lange eingesetzt, regelmässig überwacht und hätten sich bewährt. Es lägen «bis heute keine Hinweise vor, welche allfällige negative Langzeitfolgen belegen würden».
Meditel: Fragen Sie die Ärztinnen
Impfungen
Wogegen sollen wir unsere Kinder impfen lassen? Sollen wir sie überhaupt impfen lassen? Wie schädlich ist das Aluminium im Impfstoff? Kommt die Allergie vom Impfen? Was ist von fünf- oder sechsfachen Impfstoffen zu halten? Die Gesundheitstipp-Ärztinnen Elisabeth Wanner und Stephanie Wolff geben am Telefon Auskunft.
Beratungszeiten:
- Montag, 16. Juni, 9 bis 13 Uhr
- Dienstag, 17. Juni, 15 bis 19 Uhr
Wichtig: Bitte nehmen Sie Ihre Impfdaten, die Sie verwenden, mit ans Telefon. So können die Ärztinnen Sie besser und schneller beraten.